Servus,
um diesem - wie ich sehe, nicht nur typisch deutschen - Problem mit dem Franz ein bissel Kontext zu geben:
Nicht bloß die Antwort auf eine Frage, sondern auch das, was im Gespräch jemand zu dem äußert, was ein anderer gesagt hat, verlangen im Französischen, dass das vorher Gesagte in der Replik aufgegriffen wird.
Das fängt mit elementaren Dingen an: Eine Antwort darf nie „oui“ oder „non“ alleine heißen, und auch schon „oui, mon capitaine“ ist ziemlich abgehackt: Dem französischen Geprächspartner fehlt da etwas.
Auch wenn der Anlass viel prosaischer ist als bei „Ich liebe Dich auch“ kommt „Moi aussi“ nicht alleine vor. Wenn einer im Restau sagt „Ich könnte jetzt gut noch einen kleinen Kaffee vertragen“, sagt der andere, der auch einen möchte, nicht „moi aussi“ ohne was dabei, sondern z.B. „moi aussi, j’en voudrais bien un“ oder sowas. Das trägt inhaltlich überhaupt nichts zu seiner Aussage bei, aber es signalisiert, dass der zweite mit dem ersten (und nicht an ihm vorbei) redet.
Im Deutschen ist das natürlich eine „vollwertige“ Antwort, aber wenn man das 1:1 ins Französische überträgt, bedient man damit die Klischees vom schroffen, ungehobelten preussischen Kommisskopf. Das ist nicht besonders nützlich, wenn man jemandem sagen möchte, dass man ihn liebt - falls es denn überhaupt verstanden wird.
Wenn wir dabei sind: Ein in der Nähe davon angesiedelter Fall ist das deutsche Grüßen ohne Ansprache des Gegrüßten. Das ist im Franz zwar innerhalb der letzten zwanzig Jahre halbwegs akzeptiert, aber immer noch weit weg von einem normalen Umgangston. Ein Freund von mir (paar Jahre älter, zugegeben) berichtet, dass sein Vater auf den Morgengruß seines kleinen Sohnes „Bonjour“ (solo, ohne Anrede) immer, wenn dem das rausrutschte, reagiert hat mit „Bonjour, mon chien“ - und er meinte das nicht witzig.
Schöne Grüße
MM