Hallo,
ich denke nicht, dass Kinder beurteilen können, aus welchen Gründen die Ehe ihrer Eltern nicht mehr funktioniert. Natürlich kriegen sie entsprechende Auseinandersetzungen mit, aber die Hintergründe zu durchschauen, gelingt ihnen nicht.
Was Kinder erleben, sind vordergründige Verhaltensweisen und - wenn es ganz blöd läuft - noch die einseitigen Erklärungsmodelle des jeweiligen Elternteils, der die Schuld dem anderen zuweist. Was hinter der Fassade passiert ist, wissen sie nicht.
Das führt in aller Regel dazu, dass die Kinder ihren Sympathien folgen. Diese sind, wie beschrieben, nicht immer von objektiven Informationen beeinflusst. Bei älteren Kindern ist es oft auch Kalkül, weil sie sich z.B. bei einem Elternteil größere Freiheiten versprechen, als beim anderen.
Aus diesem Grund halte ich den Rat „Nimm deine Kinder und geh’“ für nicht unbedingt klug. Ebensowenig wie den, das Jugendamt außen vor zu lassen. Keiner hier weiß um die wahren Zusammenhänge. Abgesehen davon, dass mit Hauruck-Aktionen selten etwas gewonnen ist, solltet ihr als Eltern euch schon die Mühe machen, eine vernünftige Klärung im Interesse der Kinder hinzukriegen.
Es sind ebenso wenig „deine“ wie „ihre“ Kinder. Ihr diskutiert hier nicht um Besitz, den man mal eben von einer Seite auf die andere scheffelt.
Anstatt die Kinder verrückt damit zu machen, dass ihr sie zu Entscheidungen zwischen ihren Elternteilen nötigt, solltet ihr euch wie Erwachsene benehmen. Geht zum Jugendamt, schildert das Problem und bittet um Hilfe.
In dem Alter, in dem eure Kinder sind, werden sie bei einer folgenden Entscheidung ohnehin befragt werden.
Schöne Grüße,
Jule