Ich sags ja: Hoher Euro ist keine Exportbremse

Hi,

als der ehemals schwache Euro immer höher kletterte, hörte das Gejammer nicht auf, nein im Gegenteil, ab sofort wurde über den hohen Euro gejammert. Das Jammern ist wirklich das Lieblingshobby der Deutschen, da ham die Amis nicht ganz unrecht.

Dass wir hier in unserer Veredelungswirtschaft von einer starken Währung auch profitieren, wurde nur gelegentlich am Rande erwähnt (ich hab mal was in der FTD gesehen), der Hinweis, dass wir hauptsächlich nach Euroland exportieren, und der Kurs d. Euro IN DIESEM Zusammenhang extrem an Bedeutung verliert, war eigentlich zu 0,88 $/€ bekannt, größere Beachtung fand diese Tatsache jedoch nie wirklich.

Besides: Die meisten Exportartikel, die in Nicht-Euroländer exportiert werden, sind ohnehin Premium/Luxusgüter, 20% hin oder her jucken den Konsumenten da nicht wirklich.

Laut Spiegel neuer Exportrekord – muss ich mehr sagen?

Anbei noch ein Link f. alle Interessierte:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,280072,00.html

TROTZ EURO-STÄRKE

Deutschland schafft 2003 neuen Export-Rekord

Trotz aller Sorgen wegen des Euro-Höhenfluges haben Deutschlands Exporteure im Jahr 2003 mächtig zugelegt. Nie wurden mehr Waren aus Deutschland ausgeführt - und nie war der Außenhandelsüberschuss so groß.

Wiesbaden - Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden geht nach Angaben davon aus, dass Deutschland im Gesamtjahr 2003 Waren im Wert von 664 Milliarden Euro exportierte. Das wäre ein Zuwachs um zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr und ein neuer Höchstwert. Die Zahlen sind allerdings eine Hochrechnung - verlässliche Außenhandelsdaten liegen erst für die Monate bis einschließlich Oktober vor.
Der anhaltende Höhenflug des Euro hat in diesem Jahr die Sorge geschürt, dass die Nachfrage nach den in anderen Währungen umgerechnet teureren deutschen Waren sinkt und die deutsche Konjunktur darunter leidet. Ökonomen haben allerdings auch darauf verwiesen, dass die wirtschaftliche Erholung in den Abnehmerländern - vor allem den USA - den bremsenden Effekt überkompensieren dürfte. Zudem schlagen sich Wechselkursänderungen in der Regel erst mit Verzögerung in den Handelsdaten nieder.
Besonders starkes Plus beim EU-internen Handel
Nach den vorläufigen Zahlen sind die Einfuhren 2003 ebenfalls um zwei Prozent gestiegen - auf 529 Milliarden Euro. Daraus ergibt sich auch beim Exportüberschuss ein Rekordniveau. Das Bundesamt schätzt ihn auf rund 135 Milliarden Euro. Der bisherige Bestwert aus dem Jahr 2002 lag bei von 132,8 Milliarden Euro
Den Schätzungen des Statistikamts zufolge setzten deutsche Firmen auch in Länder außerhalb der Euro-Zone mehr ab als vor einem Jahr. So kletterten die Exporte in die EU-Staaten außerhalb des Währungsgebiet um drei Prozent auf 81 Milliarden Euro und in den Rest der Welt um ein Prozent auf 299 Milliarden Euro. Die Ausfuhren in die Euro-Zone stiegen um drei Prozent auf 285 Milliarden Euro.
Auch bei den Einfuhren legte der deutsche Handel vor allem mit Ländern der Euro-Zone zu. Deutschland importierte Waren aus dem Währungsgebiet im Wert von 218 Milliarden Euro und damit drei Prozent mehr als 2002. Die Importe aus den anderen EU-Ländern sanken dagegen mit einem Wert von 51 Milliarden Euro minimal zum Vorjahr. Aus dem Rest der Welt bezog Deutschland mit 261 Milliarden Euro zwei Prozent mehr Waren.

eine Frage des Blickwinkels
Hallo,

als der ehemals schwache Euro immer höher kletterte, hörte das
Gejammer nicht auf, nein im Gegenteil, ab sofort wurde über
den hohen Euro gejammert.

es wurde immer „gejammert“, weil immer jemand Grund zum Jammern hatte. Ist der Euro im Vergleich zum Dollar niedrig, machen sich alle Sorgen über den Außenwert des Euro und darüber, daß der nächste Urlaub in den USA teurer wird.

Steht der Euro im Vergleich zum Dollar „besser“ da, jammern diejenigen, die in Dollar absetzen, weil sie entweder - in Euro umgerechnet - weniger einnehmen, oder die Preise in Dollar erhöhen müssen, um in Euro den gleichen Betrag einzunehmen, womit sie sich aber die Marktchancen versauen.

Die Einstellung zum €/$-Kurs ist also eine Frage des Blickwinkels bzw. der persönlichen Situation. Es liegt in der Natur der Sache, daß verschiedene Branchen mit verschiedenen Kursen verschieden gut leben können. Es liegt darüber hinaus in der Natur des Menschen, daß er sich beklagt, wenn es ihm schlecht geht aber nicht jedem auf die Nase bindet, wenn er zufrieden ist.

Es gibt also keinen Grund, über das Jammern zu jammern :wink:

Gruß,
Christian

Hallo!

Das Jammern ist wirklich das
Lieblingshobby der Deutschen, da ham die Amis nicht ganz
unrecht.

Tja, was man kann das will man eben perfektionieren…!

Fakt ist, dass immer irgendwer Vorteile, ein anderer Nachteile von einem entsprechend hohen Dollarkurs hat.
Drum freut sich die Exportwirtschaft in Euroland ja auxch so über den Euro. Kalkulieren ohne Kosten für Sicherungsgeschäfte.

Sämtliche großen Unternehmen sicheren sich im Vorfeld Ihrer Geschäfte sowieso ab. Wer es nicht macht, zockt entweder oder handelt einfach fahrlässig. Daher machen kurzfristige Schwankungen den wenigsten Unternehmen wirklich etwas aus.

Langfristig profitieren die einen, leiden die anderen. Egal in Welche Richtung es geht.

Langfristig wären daher fast alle glücklich, wenn der USD gegenüber dem Euro nahe der Parität verharrt und sich dort kaum bewegt.

Gruß Ivo

stimmt nicht!
Hallo Killer,

dein Fazit ist so nicht richtig. Der angeblich hohe Export basiert auf einem Statistik-Trick. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Statistik (OECD) rechnet die deutschen Exporte in Dollar um. Aufgrund der Stärke des Euros (+ 30 % gegenüber 2001) kommen die Steigerungen und die Platzierung vor Japan und den USA zustande. Geht man vom Volumen aus, hat sich am Export kaum etwas getan, während in den 90er noch Steigerungsraten von 6 % üblich waren.

Der Grund dafür, dass es noch nicht zu grösseren Exporteinbrüchen gekommen ist, liegt zum einen an den langen Lieferfristen, die nicht auf jede Wechselkursänderung reagieren können. Zum anderen folgen die Produkte den deutschen Direktinvestitionen im Ostblock, die derzeit Rekordniveau erreicht haben und wo in Euro abgerechnet wird. Langfristig wird der starke Euro zu Exporteinbrüchen führen. Der Dollar ist auch für viele Geschäfte mit Asien die Basis. Es geht also nicht nur um das USA-Geschäft. Da es eine gemeinsame europäische Währung gibt, muss man eigentlich auch von europäischen Exporten sprechen.

Gruss,
Klaus

Hallo Klaus,

dein Fazit ist so nicht richtig. Der angeblich hohe Export
basiert auf einem Statistik-Trick. Die Organisation für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Statistik (OECD) rechnet
die deutschen Exporte in Dollar um.

das traf bei der letzten derartigen Meldung zu, die uns hier vor ein paar Monaten präsentiert wurde. Die aktuellen Daten kommen vom Statistischen Bundesamt, das Meldungen der Unternehmen an die Bundesbank und ben das Stat. Bundesamt auswertet.

Gruß,
Christian

Exportvolumen vs. Exportwert

das traf bei der letzten derartigen Meldung zu, die uns hier
vor ein paar Monaten präsentiert wurde. Die aktuellen Daten
kommen vom Statistischen Bundesamt, das Meldungen der
Unternehmen an die Bundesbank und ben das Stat. Bundesamt
auswertet.

Hallo Christian,

die Zahlen sind eine Prognose auf Basis der Werte, die bis Oktober vorlagen. Demnach wird der Export maximal um 1 - 2 % gestiegen sein, wenn man nur das Volumen ohne Währungsumrechnung betrachtet. Solche Steigerungsraten sind für Deutschland ungewöhnlich niedrig.

Wenn der Euro, womit viele Experten rechnen, in Richtung $ 1,40 klettern sollte, sieht es für die Exportwirtschaft, derzeit der einzige Konjunkturmotor in Deutschland, schlecht aus.

Ohnehin gibt es Gründe, warum die derzeitige Euro-Stärke sich noch nicht stärker ausgewirkt hat (Lange Lieferfristen, Investitionen im Ostblock). Es bleibt also dabei, dass ein starker Euro schlecht für die Exporte ist. Es wäre fatal, wenn man die aktuelle Meldung über angebliche Spitzenergebnisse im Export nicht vor diesem Hintergrund relativieren würde oder sogar, wie im Ausgangposting getan, als Beweis für die neutrale Wirkung eines starken Euros anführen würde.

Gruss,
Klaus

Salut,

Es bleibt also dabei, dass ein
starker Euro schlecht für die Exporte ist.

da sehe ich keinen Grund, Dir zu widersprechen.

Gruß,
Christian

Guti, ich relativier meine Aussage:
„Da der meiste Export nach Euroland geht und teutonische Produkte im Nichteuroraum ohnehin eine relativ starre Nachfrage aufgrund ihres Preissegmentes haben, relativiert sich der Kurs des Euro im Verhältnis zum Dollar. Ferner schwächen Fakten wie der Einkauf von Rohstoffen wie zB. Öl, der in $ erfolgt, die von den Medien mit übertriebenen Eifer dargestellte Tatsache, dass der starke Euro die Exportwirtschaft negativ beeinflusst, ab“.

Einverstanden?

auch nicht besser

„Da der meiste Export nach Euroland geht

Was ist mit der Konkurrenz aus dem Dollarraum?

und teutonische

Wieso diese Abfälligkeit?

Produkte im Nichteuroraum ohnehin eine relativ starre
Nachfrage aufgrund ihres Preissegmentes haben,

Wie kommst Du darauf?

relativiert
sich der Kurs des Euro im Verhältnis zum Dollar. Ferner
schwächen Fakten wie der Einkauf von Rohstoffen wie zB. Öl,
der in $ erfolgt, die von den Medien mit übertriebenen Eifer
dargestellte Tatsache, dass der starke Euro die
Exportwirtschaft negativ beeinflusst, ab“.

Was die Medien erzählen, interessiert mich in dieser Frage eher weniger. Mehr interessiert mich da mehr meine Kundschaft, die zum überwiegenden Teil sehr exportlastig ist. Was ich da zu hören bekomme, reicht mir als Indiz, nicht zuletzt deshalb, weil man seiner Bank eher zu positiv berichtet als zu negativ.

Wenn Du meinst, daß in Deutschland zu viel gejammert wird, stimme ich Dir zu, allerdings sehe ich die Jammerei bei einer anderen Gruppe, aber das soll hier mal egal sein. Der starke Euro-Kurs hat Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland, punktum. Dieser Einfluß wird in dem Maße zunehmen, wie bestehende Aufträge abgewickelt werden und Devisentermingeschäfte auslaufen. Der Eurokurs trifft vor allem den exportorientierten Mittelstand in Deutschland und damit genau den Pfeiler unserer Konjunktur, der in den letzten Jahren nicht eingeknickt ist und vor allem, der unserem Arbeitsmarkt noch die wenigen Impulse verlieh, die vorhanden waren.

Wenn der Euro auf diesem Niveau verharrt oder gar weiter steigt, wird es bei den Anzeichen einer Konjunkturerholung bleiben, die wir seit dem 2. Hj. 2003 gesehen haben.

Natürlich wird die Entwicklung für einzelne Unternehmen durch gegenläufige Tendenzen abgeschwächt. Dies ist aber keinesfalls zu verallgemeinern noch ein Grund, die Hinweise auf den gestiegenen Euro als „Gejammere“ abzutun. Wie immer beklagt sich der, der ein Problem hat und derjenige, der keines hat, teilt dies selten den Medien mit.

Gruß,
Christian