Ich werde gerne älter

Liebe wer-weiss-was-Gemeinde,
ich möchte euch auffordern, zu der These, dass man gerne älter wird, zu antworten. Mich interessiert, ob ihr es ähnlich seht wie ich.
Ich für meinen Teil werde gerne älter. Ich bin jetzt 48 (die böse 50 naht *kicher) und fühle mich wie 20. Und das, obwohl ich starke psychische Einschränkungen habe (Psychose und Depressionen) sowie ein Herzproblem (Herzinfarkt vor einem Jahr). Wenn ich nicht gerade depressiv bin, könnte ich die ganze Welt umarmen. Mir ist klar, dass mit dem Alter die Krankheiten zunehmen werden, aber das ist ja auch unsere eigene Schuld: Warum werden wir denn durschnittlich 80 Jahre alt? Früher war das Höchstalter 40. Also, da bin ic ja schon locker drüber. Und wenn gesundheitliche Einschränkungen kommen, dann nehme ich sie als gegeben hin.
Wie seht ihr das?
Stefan

Bin etwas jünger als du, aber finde auch das älterwerden etwas an sich hat. 
Kann es sein dass du manisch-depressiv bist?

Momentan befindest du dich mal wieder in der post-depressiven Phase, die aber leider gleichzeitig eine ante-depressive Phase ist. Das heißt: die nächste Depression kommt so sicher wie das Amen in der Kirche. Ich wünschte, du würdest auch DANN die Energie aufbringen uns deine Sicht auf das Alter zu schildern. Sie wäre dann zweifellos eine andere.

Wer behauptet, dass Altern etwas ganz Tolles sei, hat den Glanz der Jugend wahrscheinlich nie kennengelernt - oder er pfeift einfach nur in den Wald hinein.

Hallo,

also ich fand das Älterwerden bisher auch nicht schlimm, sage manchmal auch, ich möchte nicht unbedingt noch mal 20 sein (soll heißen: fühle mich eigentlich wohl in meiner Haut und alles zu seiner Zeit). Allerdings empfinde ich mit Ende 40 auch nicht wirklich ein ALTwerden. Denn das ist für mich etwas ganz anderes.

Ganz ehrlich - ich merke schon jetzt, dass der Körper und manchmal auch die Seele die Belastungen im Alltag nicht mehr so wegsteckt wie noch vor 30 Jahren (wenn auch auf der anderen Seite manches gelassener genommen werden kann). Das ist manchmal durchaus beängstigend. Und es ist ja jetzt schon nicht gerade prickelnd, sich mit Ende 40 einen neuen Job suchen zu müssen - wie wird das dann wohl mit Ende 50 z.B. sein. Die Auswahl guter Positionen wird nicht unbedingt üppiger.

Die Aussicht auf ein stammelndes und geistig durchlöchertes Leben in gut 20 Jahren macht mich auch nicht unbedingt glücklich (seit einiger Zeit bekomme ich hautnah mit, was es heißt, sich nicht mehr artikulieren zu können und geistig abzubauen). Andererseits, wenn ich mir manch 90jährige anschaue, die joggen gehen und geistig auch sehr fit sind - da könnte man sich fast auf den Lebensabend freuen.

Aber leider ist das nicht voraussehbar und deswegen finde ich es verwegen, pauschal zu sagen, man fände Älterwerden schön. Ich empfinde Alter als solches nicht als Negativbewertung, sondern als etwas ehrfürchtiges, mit viel Respekt verbundenes - ABER es gibt viele Dinge, die ich definitiv nicht erleben möchte, wenn ich alt bin - vor manchem habe ich definitiv Angst.

Gruß
A.A.

Kann es sein dass du manisch-depressiv bist?

Der Gedanke flog mich auch spontan an, als ich sein Posting las.
Ich freute mich für ihn und dachte: Da hat er wenigstens nicht nur depressive Phasen.
Gruß,
Branden

4 Like

Positiv zum Leben in der 6. Dekade zu stehen, ist das eine. Diese Einstellung damit zu begründen, daß man sich „wie 20“ fühlt, ist aber etwas, das auf tönernen Füßen steht.
Man hat wohl die Kinder ins Berufsleben, die Eltern durch ganz Alzheim ins Grab gewindelt, ist womöglich reich (schuldenfrei) und noch gesund (schmerzfrei).
Klar, günstigenfalls stellt sich da eine Phase der allgemeinen Lebenszufriedenheit ein.

Hallo Stefan,

wir sind im gleichen Alter. Ich finde jedoch das man nicht glücklicher wird im Alter, wenn die Lebensumstände sich nicht grundlegend ändern, sondern so bleiben wie sie sind. Allerdings sehe ich viele Gegebenheiten lockerer, überspiele vile Sachen mit Erfahrung, die man nun mal hat. All das unterscheidet „uns“ von früheren Jahren. Die Gesundheit ist (noch) prächtig, die Leistungsfähigkeit ist immer noch enorm, geistig ist man echt fit. Wie gesagt, gewisse „Schwächen“ bügelt die Erfahrung aus. Und die innere Freude darüber, das keiner das bemerkt (zumindest das nicht sagt oder dir zeigt), ist schon Motivation genug. Dazu kommt noch der eigene Vergleich mit etwa Gleichaltrigen. Wie sehen die aus? Viele viel älter als sie sind, die Unterschiede sind enorm. Auch das motiviert. Und wenn man das von der Natur geschenkt bekommen hat, relativ jung auszusehen, so ist das doch ein Genieserchen wert? Oder?

LG BierKiste

Hallo Stefan,
älter werden wir alle.Unsere Zellen können 120 Jahre und mehr schaffen,hält man sich an die
Naturgesetze.Für die kleinen und greoßen Zipperlein gibt es zb Naturmedizin. Schüsslersalze,
meditieren hilft auch gut.Gegen die Depressionen einen guten Psychotherapeut aufsuchen
und mit ihm arbeiten.
Viel Glück
tsunami90

Hallo Stefan,

ich werde älter, aber nicht „gerne“.
Momentan bekomme ich neue Zähne im Gegenwert eines Kleinwagens. Schmerzen inkusive.
Wofür?
Damit ich hübsch aussehend ins Gras beissen kann?
Nun ja, jeder hat so seine Marotten.
Bin froh, dass bisher weder Diabetes noch sonstige andere lebensverkürzenden Krankheiten bei mir diagnostiziert wurden.

Ich freue mich, dass ich essen und trinken darf, leben, genießen und reisen kann, genau so, wie ich möchte.
Aber wie 20 fühle ich mich nicht. Ich möchte das auch gar nicht - es würde mich ängstigen. Ich habe mich doch (hoffentlich) seit meinem 20. Lebensjahr weiterentwickelt.

LG Maralena (58)

Hi,

ganze Welt umarmen. Mir ist klar, dass mit dem Alter die
Krankheiten zunehmen werden, aber das ist ja auch unsere
eigene Schuld: Warum werden wir denn durschnittlich 80 Jahre
alt? Früher war das Höchstalter 40.

Das ist ein allgemein verbreiteter Trugschluss, weil die Kindersterblichkeit wegen der mangelnden Hygiene so hoch war. Wer 20 wurde, hatte auch früher schon ganz gute Chancen, 80 zu werden.

LG,
Julia
PS: Bisher werd ich auch noch ganz gern älter (ähnliches Alter wie du). Aber ich könnte mir vorstellen, dass das irgendwann umschlägt.

Moin auch,

Das ist ein allgemein verbreiteter Trugschluss, weil die
Kindersterblichkeit wegen der mangelnden Hygiene so hoch war.
Wer 20 wurde, hatte auch früher schon ganz gute Chancen, 80 zu
werden.

Das dürfte wohl stark davon abhängen, von welchem „früher“ wir hier reden.

Ralph

Naja, gemeint ist wohl die Zeit, bevor es Impfungen, Hygiene, Antibiotika, Betablocker usw. gab.

Moin auch,

Naja, gemeint ist wohl die Zeit, bevor es Impfungen, Hygiene,
Antibiotika, Betablocker usw. gab.

Das lässt immer noch viel Platz für Interpretation. Wenn 1850 gebe ich ihr recht, wenn 850 eher nicht und bei 2517 v.d.Z. schon gar nicht.

Ralph

Wenn wir den Zeitstrahl rückwärts betrachten, dann verschwinden bei Jetzt minus tausend weitgehend die Infektionskrankheiten, weil für Seuchen die Bevölkerungsdichte zu gering ist, und weil die Ratte noch nicht eingewandert ist.
Stets hat es deutliche Klimaschwankungen gegeben, was zu Zeiten zu besserer Ernährungslage und wohl auch besserer Hygiene geführt hat. Größer wurden die Menschen, kultureller in solchen Zeiten und sicher auch langlebiger. Manchmal hört man, es habe nach dem Ende der letzten Eiszeit bis minus 3500 eine Art goldenes Zeitalter gegeben, aber nichts genaues weiß man nicht.

Woran man nicht mehr stirbt
Servus,

Ausnahmen bilden hier 1918, als man u.a. in D in allen Lebensaltern in einigem Umfang an Grippe starb, 1945ff, als Insulin für Deutsche zumindest in der französischen Zone außerhalb des Schwarzmarktes nicht zur Verfügung stand, so dass Diabetes I eine lebensgefährliche Erkrankung war und 1946, als es in D in einigem Umfang unmittelbare und in ziemlich großem Umfang (via Tbc, teils auch Typhus) mittelbare Hungertote gab.

Vor 1945 gab es in D kein wirksames Antibiotikum - die dadurch leicht tödlich verlaufenden Infektionen machen eine ziemliche Liste aus.

Durch Suizid tödliche Verläufe von psychiatrischen Erkrankungen konnten erst ab etwa 1960 verringert werden, als die ersten Psychopharmaka verfügbar waren.

Die Liste von Todesursachen, die in D erst im zwanzigsten Jahrhundert bedeutungslos wurden, ließe sich fortsetzen.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Hallo,

bislang (52, Witwe) kann ich nur zustimmen. Man wird ruhiger, ist zufriedener mit dem was man erreicht hat und einfach insgesamt ausgeglichener. So gehts mir zumindest.

Die Aussicht auf diverse körperliche Desaster gefällt mir hingegen nicht, vor allem Sachen wie Augenleiden (nicht alle lassen sich gut behandeln) oder Hörschwächen.

Aber da derzeit noch alles gut funktioniert, bin ich sehr zufrieden. Sobald die Kinder erwachsen sind (nur noch 4,5 Jahre) darf ich sogar sterben, muss mir also auch darum bald keinen Kopp mehr machen.

Ich war noch nie so zufrieden und gelassen wie in den letzten Jahren.
Wirkt sich auch positiv auf die Erziehung meiner zwei pubertierenden Kinder aus - wir kommen gut miteinander klar, die „Kinder“ werden selbständig und langsam eigenverantwortlich. Schön.

Sex ist völlig uninteressant bzw. Bedarf leicht selbst zu beheben - das ist verm. einer der wichtigsten beruhigenden Faktoren. Die Kinder und mein Job sind mir wichtig, eine leckeres Essen kochen auch. Ganz anders als vor 20 Jahren und deutlich besser.

Gruß, Paran

Du sprichst mir aus der Seele…
Hallo paran,
mit wenigen Worten hast du fixiert, was ich denke. Danke dafür!
Liebe Grüße
Stefan

Ich finde Älterwerden scheiße
Ich (62) finde Älterwerden scheiße, und zwar schon, bevor es mich beeinträchtigt. Ich habe hier auf dieses Forum geklickt, weil ich mit älteren Verwandten umgehen muss, und wenn ich da sehe, was ziemlich wahrscheinlich später mal auf mich zukommt, werde ich echt depressiv.
Immerhin ist mir nun klar geworden, dass man mit einer gesunden Lebensweise vielleicht noch ein bisschen rausschlagen kann. Leider aber scheint mit zunehmendem Alter - jedenfalls bei mir - die Arbeitslast und der Stress immer mehr zuzunehmen, so dass an Sport und angenehme Dinge kaum noch Zeit bleibt.
Wenn ich dann noch drauf gestoßen werde, dass ich vielleicht in 5 Jahren schon nicht mehr Sachen machen kann wie z. B. Snowboard fahren usw. dann denke ich, da läuft was schief, und befasse mich mit dem Gedanken, vielleicht einfach aus der Tretmühle auszusteigen.