Holla.
Wieso benimmt man sich nicht auf beiden Seiten, wie
zivilisiert denkende Erwachsene, spart sich den ganzen Mist,
und einigt sich im Stillen direkt auf die 5 % ?
Das ist so schrecklich einfach, dass es fast schon wehtut:
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Auf beiden Seiten sitzen Funktionäre, die in erster Linie davon leben, dass sie ihre jeweiligen Affen auf die passend stehenden Bäume jagen;
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jede (Funktionärs-) Seite profitiert direkt (Cash! Lechz! Sabber! Gier!) von jedem Zehntelprozent, das der anderen Seite abgerungen wird;
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wenn die nicht mehr drei Monate im Jahr damit zubringen dürfen, in jedes bereitgehaltene Mikro zu beißen, und den Rest des Jahres damit, die Kampagne vorzubereiten, haben sie ihre Existenzberechtigung verloren.
Davon abgesehen ist es doch komisch, dass die „wirtschaftlichen Rahmenbedingungen“ regelmäßig ach so kritisch sind, wenn Verhandlungen anstehen … entweder man darf das „zarte Pflänzchen“ Aufschwung nicht gefährden, oder die Wirtschaft nicht in eine existenzbedrohende Krise … laberschwätzsülz.
Es hat übrigens, wenn auch nicht in D, schon einmal eine Bude gegeben, die das praktizierte, was Du hier vorschlägst. General Electric, nicht gerade ein Tante-Emma-Laden, hat in den fünfziger und sechziger Jahren immer vor anstehenden Lohnverhandlungen die entsprechenden Zahlen zusammengehauen, daraus den tragbaren Kompromiss ermittelt und das der Gewerkschaft hingeknallt: „Nehmt es, oder lasst es“. Ungefähr zwanzig Jahre lang hat man es genommen und sich so den Boden unter den Füßen langsam entzogen. Bis man es eines Tages lassen musste, mit der Folge, dass sich bei GE ein halbes Jahr lang kein Rad mehr drehte, weil man den Heiligen Krieg ausgerufen hatte. Da ist es vermutlich besser, man macht jedes Jahr ein bisschen Humtata, als soviel Porzellan zu zerschlagen.
So lange man sich - als Betrieb - die entsprechenden Pappnasen noch leisten kann, mit dem ganzen dazugehörigen Overhead, wohlgemerkt Leute, die nichts und weniger produktiv leisten, so lange kann es noch nicht allzu schlecht um die Wirtschaft bestellt sein.
Ich war übrigens gestern auch draußen. Nicht, weil es mir Spaß macht, mir den entsprechenden Lohn abziehen zu lassen und dafür im nordhessischen Nebel den Frostbeulentango zu tanzen. Nein, sondern, weil es schlicht an die wirtschaftliche Substanz geht. Ich verdiene an sich richtig gut, und trotzdem bin ich seit einiger Zeit nicht mehr in der Lage, auch nur das Geringste an die Seite zu legen - ich komme gerade so über die Runden. Und das nach - hier im Laden - vier oder fünf Jahren mit einer Auslastung von weit über 100%, für die alle möglichen und unmöglichen Gummizüge erfunden werden mussten. Um das Argument gleich abzufangen: Ja, es wurde auch richtig Geld damit verdient. Dieses wurde allerdings mit vollen Händen aus vorher extra vergrößerten Panoramafenstern geschmissen - da stimmt einfach das Gleichgewicht nicht mehr.
Gruß Eillicht zu Vensre