Ihnen statt Ihnen, Du statt du

Hallo,

es ist doch weiterhin so, dass man in Briefen, E-Mails in der Sie-Form das „Ihnen“ oder „Sie“ groß und nicht klein schreibt, oder!?

Wie ist es bei der Du-Form? Kann, darf, soll oder muss man in E-Mails, Briefen, SMS … Du statt du oder Euch statt euch schreiben, also hier auch groß oder klein oder geht sogar beides?

Danke.

Gruß

Bud

Hallo,

ja.

Ja. Das steht dazu im Duden:

In Briefen kann „du“ groß- oder kleingeschrieben werden:

  • Liebe Maria, wie Du oder du bestimmt schon gemerkt hast …

Gruß
Christa

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Hallo,

Wie @Christa schon schrieb, ist beim „du“ sowohl Groß- als auch Kleinschreibung erlaubt. Ich persönlich verwende praktisch immer die Großschreibung. Ich empfinde es als Respekt Dir gegenüber, wenn ich Dich mit großen Buchstaben anschreibe.

Neulich, bei einem Treffen von W-W-W-Nutzern wurde das auch mal lobend anerkannt. Und auch meiner Chefin ist das positiv aufgefallen.

Grüße
Pierre

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Mir geht es ganz genau so!
Aber es hat sich so eingebürgert, dass allerorten inzwischen klein angeredet wird.

Als das dann sogar eine befreundete Deutschlehrerin tat, bin ich auch nachlässig geworden und sehe das inzwischen leider locker. Oder benutze bewusst den Unterschied um mit dem „Du“ viel Respekt und dem „du“ weniger Respekt deutlich zu machen. Wenn es nämlich keinen Unterschied macht, ergibt so eine Doppelregel für mich keinen Sinn.

Hoffentlich ersetzen die im Deutschen nicht auch noch den Unterschied zwischen „Du“ und „Sie“ durch ein distanzloses „you“-Synonym.
Ich liebe diese Möglichkeit mehr oder eben weniger Distanz auszudrücken.
Ist im Internet ja auch schon wischiwaschi geworden oder seit Anbeginn gewesen.

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Moin,

die NDR hat hier, wie an vielen anderen Stellen, Unheil angerichtet: Seit die Anreden wahlweise groß oder klein geschrieben werden dürfen, wird liebend gern die 3. Person Mehrzahl groß geschrieben: „Und dann gingen Sie ins Kino.“ Wer jetzt - ich? Und warum werde ich jetzt gesiezt, wo wir uns doch seit Jahren duzen?

Gruß
Ralf

Hallo, ich glaube eher, das ‚you‘ ist bereits eher vordistanziert als distanzlos, nachdem es das altgebräuchliche und vertraulichere ‚thou‘ vollends verdrängt hat.

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Wir sind hier in Deutschland und persönliche Anreden sollten in deutsch und groß geschrieben werden!

Da habt Ihr (!) auch wieder Recht!
Schönes Wochenende!

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Servus,

Das scheint mir ein Phänomen zu sein, das der neuen deutschen Untertänigkeit geschuldet ist: Es könnte ja sein, dass an dieser Stelle der Herr Deputy of First Head of Overall General Staff Management gemeint ist, also schreibt man lieber gleich groß, wenn man einen Satz nicht überblickt - der Herr DFHOGSM wäre sonst bestimmt wieder stinkig, und dann gäbe es keine Punkte im Weekly Overall General Staff Rating.

Schöne Grüße

MM

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Ich erkläre vor der Welt und der gesamten Nation den Eintritt meiner Heimat Österreich zu dieser Meinung!

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Servus,

man bewegt sich hier eh auf der Ebene der Konnotate. In den Gegenden des äußersten Südens, in denen heute noch Mittelhochdeutsch geredet wird, wurde z.B. bis vor kurzem (ca. 20 - 30 Jahren) in der Anrede nur zwischen ‚Du‘ und ‚Ihr‘ unterschieden, das ‚Ihr‘ galt für Pfarrer, Lehrer, Tierarzt und für Bauern ab hundert Morgen, wenn sie mindestens ein männliches Enkelkind hatten. Leute, die man durchaus respektierte, aber die sich eben in der selben Sphäre bewegten wie man selber, wie z.B. der Schultes, der Bammert oder der Bolle, wurden selbstverständlich geduzt. In diesem Zusammenhang wurde das moderne ‚Sie‘ vor allem bei der Anrede von Verwaltungsbeamten verwendet und hatte einen ziemlich geringschätzigen Unterton. Ich erinnere mich an eine Szene, als wir mit dem Essen mittags ziemlich warten mussten, weil der Bauer auf dem Amt war, um irgendwas mit der Landabgaberente für den Nähne zu regeln. Schließlich kam er, hängte seinen Hut auf den Kleiderrechen, war recht still (= bei ihm Ausdruck gewaltigen Ärgers), setzte sich an den Tisch und meinte: ‚Dui sent so bleed, dassd‘ graad ‚Sie‘ zai’na saischt!’

Schöne Grüße

MM

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Moin,

ich kenne eine schöne Anekdote um den letzten sächsischen König.

Es begab sich, dass der Wirt eines Gasthofes einen Jeden duzte, mit oder ohne Wissen um Rang und Stand das Gastes, und jeder wusste das.
Auch Seine Majestät Friedrich August III. hat sich duzen lassen, als er (sie!) da auf der Durchreise einen kleinen Imbiss nahm.

Ein frisch auf den Posten gehobene r Amthauptmann jedoch sah sich, anlässlich einer Mahl- und Trankesbestellung selbstverständlich ebenfalls geduzt, in seiner Ehre erheblich beschnitten und der brave Gastwirt fand sich binnen kurzer Frist vor den Schranken eines Gerichts wieder.

Schließlich wurde er freigesprochen, als der König, der als Zeuge sogar einvernommen wurde, die gleiche widerfahrene Behandlung bestätigte.
Da es Gemeinwissen sei, dass der Schankwirt jeden duzt, habe er , der Amtmann, dies wie ein gekröntes Haupt ebenso zu erdulden.

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Servus,

der

ist freilich dadurch eingeschränkt, dass gewisse persönliche Anreden im Reich durchaus noch im Alltag verwendet werden, die in Österreich kraft Gesetzes nicht mehr existieren. So kann es z.B. im Goldenen Löwen zu Königseggwald passieren, dass die Bedienung zu einem Gast aus der Nachbarschaft sagt „So, ganget Erlauchd scho hoim heid?“

Schöne Grüße

MM