Koennten Sie mir bitte sagen,
- Ob man die gleichen Woerter fuer she, they und you auch im Mittelhochdeutsch verwendete;
- Ob die gleiche Ausprache im alltaeglichen Leben irgendein Chaos verursacht;
- Was hinter diesem Sprachphaenomen steckt;
…
?
Koennten Sie mir bitte sagen,
Moin,
Gruß
Ralf
zu 3: Das heißt nicht Phänomen, sondern Homonym: Gleiches Wort für unterschiedliche Dinge.
Servus,
ganz sicher nicht.
Die höfliche Anrede „Sie“ stammt aus dem 18. Jahrhundert, und zwischen dem mittelhochdeutschen „Ihr“ und dem modernen „Sie“ gab es im 17. Jahrhundert auch die Anrede in der dritten Person „Er, Sie“.
In den Dir wohlbekannten Teilen Deutschlands, wo bis heute noch eine Art Mittelhochdeutsch gesprochen wirst, kennst Du das ja auch: Die generelle Anrede ist „Du“, für Pfarrer, Lehrer, Tierarzt und Bauern ab zehn Morgen eigenem Land und einem männlichen Enkel gibt es das „Ihr“, und die Anrede „Sie“ hat einen fast beleidigenden Unterton, sie ist mehr für Verwaltungsbeamte, überheblich auftretende Studienräte und sowas.
Schöne Grüße
MM
Servus,
die Anrede in der dritten Person soll das direkte, allzu vertrauliche „Du“ vermeiden und heißt als sprachliches Phänomen auch so: Vermeidung.
Der Weg der Vermeidung führt vom mittelhochdeutschen „Ihr“ (eine Art Pluralis maiestatis) über das barocke „Er / Sie“ (dritte Person Singular ‚umgeht‘ die direkte Anrede, wurde und wird noch im zwanzigsten Jahrhundert ganz geläufig im Umgang mit Adligen benutzt) zum modernen „Sie“, das nicht nur gleich klingt, sondern tatsächlich eine dritte Person Plural ist.
Schöne Grüße
MM
Servus,
auch noch im 18. …
Ganz wunderbar zu hören in „Der Kurier der Kaiserin“.
Die beiden ersten Sätze jeder Folge habe ich heute noch im Ohr:
„Leutnant von Rottek, Kurier Euer Majestät.“
„Leutnant Rottek, ich habe einen Auftrag für Ihn.“
Gruß
.
Chaos verursacht das nicht, aber manchmal gibt es Sätze, bei denen im Mündlichen Mißverständnisse auftreten können.
In einem solchen Fall (bei Reden oder Ansprachen z.B.) fügt der Sprecher dann ein klärendes „Sie groß!“ oder „sie klein!“ in seine Rede ein.
Das muß auch beim Diktieren so gemacht werden, damit der/die TipperIn weiß, ob „groß“ oder „klein“ zu schreiben ist.
Ein Beispielsatz dazu fällt mir leider grad nicht ein.
Ich denke noch ein bißchen nach.
Gruß
.
Hallo Gudrun,
das ist eine interessante Spielart, die auch das „Absinken“ solcher Formeln (vgl. frouwe zu Frau ‚hinunter‘, auch wîp zu Weib) dokumentiert: „Ihr“ von unten nach oben, „Er“ von oben nach unten (das ich übrigens noch 1980 als Anrede der Mutter meines Lehrherrn für den dicken dummen Lehrling gehört habe).
Zusammen mit dem Titel ist das „Er“ allerdings keinesfalls herabwürdigend. Im Goldenen Löwen zu Königseggwald kann man auch im 21. Jahrhundert noch hören „So, ganget Erlauchd scho bälder hoim heit?“ (= ‚Gehen Erlaucht schon früher nach Hause heute?‘).
Schöne Grüße
MM
– wobei ich über den Verlauf der Grenze ‚ganget‘ - ‚gont‘ nicht mehr sicher bin. In Königseggwald kann beides sein, ich weiß es nicht mehr.
hi,
Sie wissen nicht, was sie schreiben sollen. Wie Sie sehen, geht es vielen so.
grüße
lipi
Hi.
dankedanke, ja, das ist so ein Satz, bei dem auch der dt. Muttersprachler nachdenken „darf“, wer gemeint ist - auch wegen des Pronomens am Satzbeginn.
Oder dem Ganzen noch eins draufgesetzt:
Sie wissen nicht, was sie schreiben sollen. Wie Sie sehen,
geht es nicht nur Ihnen/ihnen so.
hallo Gudrun,
der Beispielsatz von @littlepinguin legt den Klassiker nahe:
Denn sie wissen nicht, was sie tun.
Denn Sie wissen nicht, was sie tun.
Denn sie wissen nicht, was Sie tun.
Denn Sie wissen nicht, was Sie tun.
Schönen Gruß
Metapher
Und um es auf die Spitze zu treiben:
Das ist ihr (Plur.) Problem, dass sie wissen nicht, was sie tun.
Das ist ihr (Sing.) Problem, dass sie wissen nicht, was sie tun.
Das ist Ihr Problem, dass sie wissen nicht, was sie tun.
Das ist ihr (Plur.) Problem, dass Sie wissen nicht, was sie tun.
Das ist ihr (Sing.) Problem, dass Sie wissen nicht, was sie tun.
Das ist Ihr Problem, dass Sie wissen nicht, was sie tun.
Das ist ihr (Plur.) Problem, dass sie wissen nicht, was Sie tun.
Das ist ihr (Sing.) Problem, dass sie wissen nicht, was Sie tun.
Das ist Ihr Problem, dass sie wissen nicht, was Sie tun.
Das ist ihr (Plur.) Problem, dass Sie wissen nicht, was Sie tun.
Das ist ihr (Sing.) Problem, dass Sie wissen nicht, was Sie tun.
Das ist Ihr Problem, dass Sie wissen nicht, was Sie tun.
Oh Jerum - und das bei einer Sprache, die weithin ob ihrer Eindeutigkeit gerühmt wird! Ist das wirklich die Sprache von Leonhard Euler und Carl Friedrich Gauß?
Ich finde, dieser kleine charmante Hinkefuß schmälert den Ruhm des Deutschen nicht. Euler, Gauß? Die Meister der einzigen kongenialen Konkurrenz?
Wenn wir schon beim Bewundern sind: Eine der wenigen diesbezüglichen Äußerungen Heideggers, in denen ich ihm zustimme, ist die, in der er Deutsch und Altgriechisch als die optimalen Sprachen für die Philosophie pointierte.
Und meine persönlichen Charts in der Meisterklasse führen für mich Christoph Martin Wieland und Friedrich Rückert an
Und ich Depp hab in meiner Erweiterung des obigen Sprachspielchens vergessen, die Plätze von „wissen“ und „nicht“ zu vertauschen.
No ja, stell Dir halt vor, es wären Äußerungen von Voltaire aus seiner Potsdamer Zeit: Falls er dort oder in Berlin ein wenig Deutsch gesprochen hat, klang es vielleicht so ähnlich.
Fürwahr. Oder vielleicht auch, wäre denkbar, Riccaut de la Marliniere, seines Zeichens Chevalier, das Schlitzohr, Seigneur de Pret-au-val, de la branche de Prensd’or, um in der Taverne zu Berlin, da eine Minna mit mit ihrer wohlvertrauten Franziska liebend-listige Frauenränke intrigiert, gute Kunde dem unwissenden Freunde zu bringen, derweil er, selbst der wahren Koketterie der Lage unkundig, die frohe Botschaft der von ebendiesem Freunde aus falschem Stolz Verschmähten verpetzt („Man muß sein galant gegen die Damen“), welche indes, das unverhoffte Glück der Botschaft noch nicht durchschauend, nur um ihn, den schelmig redegewandten, jedoch nicht gänzlich widerwärtigen, im Grund sogar charmanten Schwätzer, zur Ausgangstür zu ermutigen, in ihre Schatulle greift, und ihm, nur um ihm die Schmach des Bettelns zu ersparen, zum Scheine sich mit seiner betrügerischen Kunst des Spiels verbündend, ein Bündel Scheine in die Hände drückt, wohl wissend, dass sie ihren Einsatz, selbst im Falle seines Gewinnes, oder vielmehr gerade dann erst recht, nimmermehr wiedersehen würde: Dok mit einer schöne Damen muß man es nehmen nit so genau.
Hi,
damit dürfte es dem Fragesteller @NURJESUS endgültig und buchstäblich die Sprache verschlagen haben.
Danke für Deine Mühe.
Und ich Depp hab in meiner Erweiterung des obigen Sprachspielchens vergessen, die Plätze von „wissen“ und „nicht“ zu vertauschen.
Sowas kommt von sowas: kopiert, nicht getippt!
(in Anlehnung eines anderen Auftragnehmers einer anderen Majestät!)
Gruß
.