'Im Endeffekt'

Hallo Liebhaber der deutschen Sprache,

mir ist neulich ein Buch in die Hände gefallen, worin sich der Autor über Wörter aufregt, die man auf keinen Fall verwenden sollte. Darunter befindet sich auch der Ausdruck „im Endeffekt“, welches wer für eine der schlimmsten Wortvergewaltigungen hält.

Ich war da einigermaßen Baff, denn „im Endeffekt“ ist eines meiner Lieblingsausdrücke und wird von mir oft und gerne verwendet… wie seht ihr das? Ist es im Endeffekt wirklich so schlimm??

Falles es jemanden interessiert, andere Ausdrücke auf der Todesliste waren: „pseudointellektuell“, welches er für absolut anti-intellektuell hält, „Todesliste“ und „Sinn für Humor“. Seiner Meinung nach hat ein Mensch entweder „Humor“ oder „Sinn für Komik“, aber „Sinn für Humor“ wäre absolut sinnfrei.

Komischer Kauz, dieser Max Gold…

Gruß
Oliver

Hallo Oliver,

Ich war da einigermaßen Baff, denn „im Endeffekt“ ist eines
meiner Lieblingsausdrücke und wird von mir oft und gerne
verwendet… wie seht ihr das? Ist es im Endeffekt wirklich so
schlimm??

Ich finde, im Endeffekt kann die Verwendung eines Wortes an passender Stelle niemals schlimm sein, und es macht unsere Welt im Endeffekt farbig, das Menschen unterschiedliche Wörter verwenden. Anstrengend (oder auch lustig) wird es nur, wenn jemand im Endeffek ein Wort permanent in allen möglichen und unmöglichen Zusammenhängen verwendet, denn dann verkommt dieses Wort im Endeffekt zu einem inhaltsleeren Füllsel, dass den Hörer im Endeffekt sinnlos anstrengt.
Gruß!
Christian

Das ist ein Standardwort
Hi,

„Endeffekt“ ist mindestens im Deutschen und Englischen (end effect) in diversen technischen Standards ein festgelegtes Wort mit einer bestimmten Bedeutung. Diese Bedeutung weicht von der Bedeutung des Wortes „Effekt“ ab.
Gruss,

Eine kurze Zwischenfrage
Hallo!

Irgendwie glaube ich, diesen Herrn Gold zu verstehen.

Vielleicht liege ich da falsch, aber es stellt sich für mich eine Frage:
Steht der „Effekt“ eines Vorganges nicht immer am „Ende“???

Wenn es so ist, dann wäre imho tatsächlich eine Redundanz „Effekt“ mit dem Wort „End-“ zu verwenden…

Schöne Grüße von einer Spanierin in Nürnberg!
Helena

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Hi Helena,

Wenn es so ist, dann wäre imho tatsächlich eine Redundanz
„Effekt“ mit dem Wort „End-“ zu verwenden…

das ist nicht nur eine Redundanz, sondern genau genommen eine Unschärfe: Kaum jemand meint den Effekt, wenn er das Wort benutzt, sondern das Ende. Damit fällt der Begriff eher in die Stilmittel, die wir einsetzen, um etwas hervorzuheben: Nicht einfach das Ende, sondern wirklich ganz ernsthaft den Schluss, nach dem nichts mehr kommen kann. Auch „schlussendlich“ und „letztendlich“ gehören in diese Kategorie. Stilmittel bringen Redundanz in die Sprache, aber auch Farbe und Wärme.

Gruß Ralf

Hi Ralf,

das ist nicht nur eine Redundanz, sondern genau genommen eine
Unschärfe:

Sorry!

Kaum jemand meint den Effekt, wenn er das Wort
benutzt, sondern das Ende.

Bitte, Ralf, korregiere mich wenn ich mich täusche, aber ich denke, wer das wort „Endeffekt“ verwendet, meint eher das Effekt was eine Handlung hätte haben können (zB. in den satz: „Wenn wir das im Web gekauft hätten, hätten wir uns im Endeffekt 100 EUR sparen können“)
Somit könnte man „an Ende“ oder „in der Tat“ -als Ersatz für Effekt"- verwenden können. Oder nicht???

Stilmittel bringen
Redundanz in die Sprache, aber auch Farbe und Wärme.

Das stimme ich auf jeden Fall -und nicht nur ins Deutsche- zu.

Vielen Dank für Deine Korrektur!
Ganz schöne Grüße aus Nürnberg!
Helena

Hi,

mMn. hat das nicht mit Möglichkeiten zu tun. Der Effekt ist quasi
das Ergebnis oder die Auswirkung einer Tat. Sind nun mehrere (Teil-)Taten möglich, so kann man dies mit einem „End-“ als die
Berücksichtigung aller Taten bzw. aller Teileffekte ausdrücken.

So wie Einzelwert, Summe (gemeint Teilsumme) und Endsumme. Zur
Verdeutlichung - da kommt nun wirklich nichts mehr dazu.

Gruß
Gerald

1 Like

Hallo Oliver.
Ich halte ‚Endeffekt‘ auch, so wie der Begriff heute vielfach verwendet wird, für ein nichtssagendes Füllsel.
Da ‚effect‘ im Englischen auch ein paar erweiterte Bedeutungen hat, so wie (Film) ‚Trick‘ (special effects) und (Geldwesen) ‚Barvermögen, Guthaben‘ sind ein paar Assoziationen in das Deutsche gerutscht.
Der ‚end effect‘ im Film ist der deutsche ‚Knalleffekt, Überraschungseffekt oder Schlusspunkt‘. Und der ‚end effect‘ der nach einem Geschäft übrig bleibt bezeichnet man im Deutschen gerne mit der Wendung ‚unterm Strich‘.
Da im Deutschen ‚Effekt‘ auch mit Wirkung gleichzusetzen ist, kann man in Anlehnung an das Englische annehmen, dass mit ‚Endeffekt‘ nicht nur das einfache Ende, sondern ein Ende mit besonderer Wirkung gemeint ist. Das geht dann wiederum auf die Filmbranche zurück.
Mit freundlichen Grüßen
Alexnswe Berresheim

Hallo, zusammen,
die Verbindung Kohlenstoff mit Sauerstoff hat einen Effekt: Wärme. Sie hat einen Nebeneffekt: Licht und sie erzeugt im Endeffekt Wasserdampf.

Wenn man es so betrachtet, hat das Wort „Endeffekt“ schon durchaus seine eigene Bedeutung und damit auch Berechtigung.
Gruß
Eckard

Hi Drambeldier!

Du hast keinerlei Grund, Dich zu entschuldigen - wofür denn!

Weil ich etwas behauptet habe, was du fachlich widerlegt hast. Dafür Danke, denn so habe ich etwas neues gelernt.

Somit könnte man „an Ende“ oder „in der Tat“ -als Ersatz für
Effekt"- verwenden können. Oder nicht???

Wie fast meistens im Deutschen geht natürlich beides, wobei es
dann sofort wieder schwierig wird. Der Langenscheidt
(http://www.langenscheidt.de/fremdwb/index.html) erklärt
Effekt als

1.Ergebnis, Resultat, Erscheinung, Wirkung, Erfolg
und schön können wir wieder grübeln, ob wir das richtige Wort
erwischt haben. Endergebnis passt, Enderscheinung - ojemineh.

so ungefähr habe ich das auch gemeint: Eine wirkung, ein Resultat steht immer am ende. Immer am Schluß.
Aber Dein Vorschlag als kunstlerisches Mittel gefällt mir sehr gut.

Dir auch einen lieben Gruß aus Nürnberg und nochmals Dankeschön!
Helena

Das kann man genauso sehen! Danke
Vielen Dank, Gerald!
Auf so eine Idee bin ich nicht von alleine gekommen und du hast Recht!
Ganz liebe Grüße aus Nürnberg
Helena

‚Wer ko, der ko‘ Toll gesagt! Danke owt Gruß
ohne
weiteren
Text

Hi,

es ist zwar schon seit langem ein Standardwort der Umgangssprache, wird an Journalistenschulen aber immer noch unter die Unwörter gezählt.

Grüßle,

Susanne

Hi Helena,

genau das ist die Begründung, warum Sprachpuristen den „Endeffekt“ als Unwort einordnen. Sternchen!

Liebe Grüße,

Susanne

Vielen Dank!
Hi Susanne,

Vielen herzlichen Dank für das Sternchen und den Zuspruch!

Auch ganz liebe Grüße,
Helena

Huhüle.

Im Grunde genommen ist es an und für sich nicht unüblich, Füllwörter als solche, die letzten Endes für sich genommen im Endeffekt bedeutungsfrei sind. Ich persönlich meine aber zu glauben, dass es sowohl im Allgemeinen als auch im Besonderen in diesem Forum eher selten zu deren Gebrauch kommt, was eigentlich insgesamt gesehen wieder recht schade ist …

So etwas nennt man auch Watte. Faseln, bis der Absatz voll ist, und wenn’s das Leben kostet - war mal eine Notwehrmaßnahme bei Journalisten und ist heute schön bei Politikern, Managern und Funktionären zu beobachten.

Gruß kw