Moin Marianne,
als ich das Wort Tampelbereich im Zusammenhang mit Haaransatz las, da hat mein französischer Wecker geklingelt: im Frz. heißt nämlich die Schläfe la tempe.
Das hat mir nach den Beiträgen von Kreszentia und S.Eppler keine Ruhe gelassen, und ich bin der Sache nachgegangen.
Im Friseurhandwerk haben die Begriffe Tampel/Tampelbereich entweder eine Bedeutungserweiterung erfahren, oder es es herrscht eine Begriffsverwirrung. Denn die Wörter werden sowohl im Sinn von Schläfe/Schläfenbereich speziell benutzt, wie es S.Eppler schreibt, als auch im Sinn von Kontur/Haaransatz, wie es aus den Links von Kreszentia hervorgeht: Tampel = Kontur (Stirn-, Schläfen-, Ohren-, Nackentampel).
Ein paar Fundstücke für die spezielle Bedeutung Schläfe/Schläfenbereich.
Die erste ist dreisprachig und belegt meine Vermutung, dass Tampel mit frz. tempe zusammenhängt (das englische temple lernt man dort auch). Bei den Fundstellen geht es um Perücken.
super-Front (tüll) Ansatz und tressen von tampel-zu-tampel.
bordure super-Front (tulle) et des bandes de tempe à tempe.
super-Front (Lace) and wefts from temple-to-temple .
http://www.dening.de/media/doc/bm-main-catalogue.pdf (S.55 und noch 10 weitere Fundstellen)
Klebestellen: Ansatz, Tampeln und Nacken
http://www.steinhof-haarshop.de/contents/de/d6_01.html
von Tampel zu Tampel über die Stirn
http://www.zweithaarpraxis-zeitung.de/hefte/zp_Heft_…
Zum Weiterforschen:
http://www.google.de/search?as_q=%22tempe%22&as_epq=…
Nun hatte ich aber immer noch keine Ruhe und wollte wissen, warum die Schläfe im Frz. tempe und im Engl. temple heißt.
Nun, das kam so:
Im klassischen Latein heißt die Schläfe tempus, -oris. Daraus hat sich die vermutete vulgärlateinische Form *tempula entwickelt, und die wiederum zu Altfrz. temple. Diese Form ist mit vielen anderen alten frz. Sprachwurzeln über den Ärmelkanal geschwommen.
Im Frz. hat sich die Form temple wieder zurückentwickelt zu dem etymologisch „sauberen“ Wort tempe.
Ca 1100 temple masc. (Roland, éd. J. Bédier, 2102); ca 1170 id. fém. (Chrétien de Troyes, Erec, éd. M. Roques, 4028), forme encore en vedette ds Ac. 1740; Trév. 1771 note ,ne se dit plus``; 1530 tempes ([Jean Bouchet] Triomphe de la noble dame, fol. 95 ds La Curne); 1549 id. (Est.); 2. 1845 entomol. (Besch.).
Temple est issu du lat. vulg. *temp(u)la, altér. de tempora, acc. plur., empl. comme fém. sing., du subst. neutre tempus, -oris « tempe»
http://www.cnrtl.fr/etymologie/tempe
temple (2)
„side of the forehead,“ early 14c., from O.Fr. temple „side of the forehead“ (11c.), from V.L. *tempula (feminine singular), from L. tempora, pl. of tempus (gen. temporis) „side of the forehead,“ probably originally „the thin stretch of skin at the side of the forehead.“ Possibly associated with tempus span „timely space (for a mortal blow with a sword),“ or from the notion of „stretched, thinnest part,“ which is the sense of cognate O.E. ðunwange, lit. „thin cheek.“
http://www.etymonline.com/index.php?search=temple&se…
Grüße
Pit (überall grau, von Tampel zu Tampel in der erweiterten Bedeutung)