'Im Zweifel für den Angeklagten' Grammatik

Hey Leute ,

ich brauche eure Hilfe . Ich soll bis morgen ein Referat über die Redewendung „Im Zweifel für den Angeklagten“ halten . So weit so gut. Nur ich komme mit der Bestimmung der Satzglieder noch nicht so recht klar . Könnt ihr mir da vll. helfen?

Meine Vermutung bisher ist :

„Im Zweifel“ -> Adv. Best. Modal
„für den Angeklagten“ -> präp. Obj.

bin mir aber unsicher.

Danke schonmal.

Cheers,
Max

hi,

satzglieder bestimmen kann man nur in bezug auf ein prädikat. du musst dir also zuerst das prädikat ergänzen:

z.b.
„im zweifel stimmen/entscheiden wir für den angeklagten“

Meine Vermutung bisher ist :

„Im Zweifel“ -> Adv. Best. Modal
„für den Angeklagten“ -> präp. Obj.

mit dem präpositionelobjekt hast du recht. du fragst mit der präposition (für wen?, wofür?)

wenn „im zweifel“ eine modale adverbialbestimmung wäre, müsste man mit „wie?“ fragen können. würdest du das so machen?

ich würde eher „wann?“ fragen - antwort: „im zweifel“ = in allen fällen, in denen zweifel besteht …

also temporal.

oder „warum?“ stimmen wir für den angeklagten? weil wir im zweifel sind …

aber es gibt natürlich ein temporal-modal-kausales übergangsfeld, wenn bedingungen genannt werden. gehts um die bedingungen, gehts um den zeitpunkt, an dem die bedingungen eintreten, oder gehts um die art und weise, wie wir mit den bedingungen umgehen … ein bisschen hängt das auch von der art des mitgedachten prädikats ab.

m.

Hi,

wie mein Vorredner schon richtig gesagt hat, ist eine SATZgliedanalyse nur bei einem SATZ sinnvoll. Du hast aber nur eine Wortgruppe. Falls die Aufgabe wirklich so gestellt wurde, haben wir den klassischen Fall, dass es nur darauf ankommt, was der Lehrer hören will, worüber ich leider nur spekulieren kann.

Ergänzt man den Satz mit „wir entscheiden“, gebe ich meinem Vorredner Recht, dass „im Zweifel“ eine Adverbiale ist, jedoch würde ich es als Konditionalbestimmung sehen, denn im Nebensatz würde man schreiben „wenn (im Sinne von falls) wir im Zeifel sind“.

Aber „für den Angeklagten“ ist kein Präpositionalobjekt. Wäre es so, könnte man „für“ nicht durch andere Präpositionen austauschen. Man kann aber „für“ durch andere Präpositionen bzw. Präpositionalfügungen austauschen, z.B. Wir entscheiden im Sinne des Angeklagten, zum Vorteil des A., zugunsten des A., oder durch eine Präposition mit anderer Bedeutung: …gegen den A., zu Lasten des A. o.ä. Damit ist „für den Angeklagten“ KEIN Präpositionalobjekt, sondern eine Adverbiale, und zwar nach meinem Verständnis eine finale, denn wir entscheiden mit der Absicht, im Sinne des A. zu sprechen.

Gruß

Marco

hi,

Ergänzt man den Satz mit „wir entscheiden“, gebe ich meinem
Vorredner Recht, dass „im Zweifel“ eine Adverbiale ist, jedoch
würde ich es als Konditionalbestimmung sehen, denn im
Nebensatz würde man schreiben „wenn (im Sinne von falls) wir
im Zeifel sind“.

wie gesagt: der kondidtionale bereich liegt im kausal-modal-temporalen übergangsfeld.

Aber „für den Angeklagten“ ist kein Präpositionalobjekt. Wäre
es so, könnte man „für“ nicht durch andere Präpositionen
austauschen.

das ist kein zuverläsiges merkmal eines präpsitionalobjekts. entscheiden für / entscheiden gegen / … nicht alle präpositionalobjekt hängen so nah am verb wie bei „warten auf …“

ich entscheide mich für ihn
ich stimme für ihn
ich helfe ihm
ich unterstütze ihn

ich denk, das paradigma macht klar, dass es sich um objekte handelt.

Man kann aber „für“ durch andere Präpositionen
bzw. Präpositionalfügungen austauschen, z.B. Wir entscheiden
im Sinne des Angeklagten, zum Vorteil des A., zugunsten des
A., oder durch eine Präposition mit anderer Bedeutung:
…gegen den A., zu Lasten des A. o.ä. Damit ist „für den
Angeklagten“ KEIN Präpositionalobjekt, sondern eine
Adverbiale, und zwar nach meinem Verständnis eine finale, denn
wir entscheiden mit der Absicht, im Sinne des A. zu sprechen.

adverbial wäre temporal, lokal, modal oder kausal (im weiteren sinn), wobei wie gesagt das kausale feld ein weites mit übergängen ins modale ist. final wäre im bereich des kausalen „zweckorientiert“; als gliedsatz typischerweise mit „damit“ eingeleitet. das geht hier nicht.

gruß
m.

hi,

Aber „für den Angeklagten“ ist kein Präpositionalobjekt. Wäre
es so, könnte man „für“ nicht durch andere Präpositionen
austauschen.

das ist kein zuverläsiges merkmal eines präpsitionalobjekts.

Doch! Es ist wesentlich zuverlässiger als das Fragekriterium. Lies mal den Wikipediaartikel zu Präpositionalobjekt.

entscheiden für / entscheiden gegen / … nicht alle
präpositionalobjekt hängen so nah am verb wie bei „warten auf
…“

Hier müsstest du mal an deinem Deutsch feilen. Ich verstehe die Aussageabsicht dieser Äußerung nicht. Aber „warten auf“ ist ein gutes Stichwort: Man kann in dem Satz „Ich warte auf dich“ nicht „für“ durch eine andere Präposition ersetzen, nicht einmal durch eine mit einer anderen Bedeutung. Daran erkennt man, dass hier ein echtes Präpositionalobjekt vorliegt. Und bei „entscheiden für“ ist das halt nicht der Fall.

ich entscheide mich für ihn
ich stimme für ihn
ich helfe ihm
ich unterstütze ihn

ich denk, das paradigma macht klar, dass es sich um objekte
handelt.

Nee, mir ist nicht klar, wieso diese drei Sätze diese Behauptung stützen sollen.

adverbial wäre temporal, lokal, modal oder kausal (im weiteren
sinn),

Was denn nun, darf’s vielleicht noch ein bisschen konsekutiv sein?

wobei wie gesagt das kausale feld ein weites mit
übergängen ins modale ist. final wäre im bereich des kausalen
„zweckorientiert“; als gliedsatz typischerweise mit „damit“
eingeleitet. das geht hier nicht.

Erstens: Wir entscheiden mit der Absicht, dass der Angeklagte freikommt. Wäre final. Und so interpretiere ich den Satz „Wir entscheiden für den Angeklagten.“

Zweitens: adverbiale Sinnrichtungen sind oft Ansichtssache und hängen zudem vom Kontext ab, den wir hier nicht haben, deshalb müssen wir uns darum hier nicht streiten.

Drittens: Ich habe für die adverbiale Sinnrichtung, die hier vermutlich am besten passt, das schöne Wort Benefaktiv gefunden. Klingt toll, oder?

Gruß

Marco

hi,

adverbial wäre temporal, lokal, modal oder kausal (im weiteren
sinn),

Was denn nun, darf’s vielleicht noch ein bisschen konsekutiv
sein?

Konsekutiv ist ja nur kausal im erweiterten Sinne.

obwohl ich eigentlich auch erst dabei war,
„sich entscheiden für - den Angeklagten“ als Präpositionalobjekt zu sehen, scheint es wirklich eine kausale Adverbialbestimmung im weiteren Sinne zu sein - eine Zweckbestimmung/final

hier steht es zwar dabei

http://deutschkurse-passau.de/JM/images/stories/DOKU…

Aber hier stehen Regeln

http://oehl.gesus-info.de/UniWupp/Kurse/07_WiSe/HS_A…

und die Regeln besagen, dass ein Präpositionalobjekt nur Dativ oder Akkusativ sein kann, was auch Sinn macht, denn der Genitiv ist über die kausalen Adverbialbestimmungen abgedeckt.
Darüberhinaus sind die Präpositionen austauschbar, wenn es sich um Adverbiale handelt. Das sind gleich 2 Knock-out-Punkte für dieses Beispiel.

Und da würde ich das ein oder andere Verb bei der verlinkten Liste rausstreichen, denn das trifft gerade bei dem Beispiel des Fragestellers zu.

Präpositionalobjekte zeichnen sich eigentlich dadurch aus, dass das Verb mit der Präposition eine bestimmte Bedeutung hat, die ohne diese eine Präposition nicht dieselbe wäre.

Das ist hier durch „zugunsten“ gleich nicht mehr der Fall. Und das ist dann auch noch Gehnietief.

Doofes Beispiel.

mfg:smile:
René

ich brauche eure Hilfe . Ich soll bis morgen ein Referat über
die Redewendung „Im Zweifel für den Angeklagten“ halten . So
weit so gut. Nur ich komme mit der Bestimmung der Satzglieder
noch nicht so recht klar . Könnt ihr mir da vll. helfen?

Ich kenne den Zusammenhang nicht, in dem diese Aufgabe vergeben würde, aber wenn jemand von mir verlangen würde, ein „Referat“ über diese Wendung zu halten, wäre die Grammatik so ziemlich das allerletzte, das mir hierzu einfiele (wenn ich Grammatik überhaupt erwägen würde) - und das nicht nur aus der formalen Erwägung, dass „Referat“ auf eine längere Abhandlung hindeutet, die ich allein mit Grammatik nicht sinnvoll zu füllen wüßte.

Aber Du kennst den Zusammenhang sicher besser als wir …

und das nicht nur aus der
formalen Erwägung, dass „Referat“ auf eine längere Abhandlung
hindeutet, die ich allein mit Grammatik nicht sinnvoll zu
füllen wüßte.

Oh, du ahnst ja nicht, wie lange man über die Grammatik eines einzigen (Halb-)Satzes referieren kann! =)
Also, man kann schon. :wink:

Gruß,

  • André
1 Like

hi,

und das nicht nur aus der
formalen Erwägung, dass „Referat“ auf eine längere Abhandlung
hindeutet, die ich allein mit Grammatik nicht sinnvoll zu
füllen wüßte.

das sehe ich auch so. ich wollte dem fragesteller nur seine frage beantworten - aber mehr als einen ansatzpunkt seh ich da auch nicht.

Oh, du ahnst ja nicht, wie lange man über die Grammatik eines
einzigen (Halb-)Satzes referieren kann! =)
Also, man kann schon. :wink:

wie weiter unten ja bewiesen :wink:

m.

hi,

Aber „für den Angeklagten“ ist kein Präpositionalobjekt. Wäre
es so, könnte man „für“ nicht durch andere Präpositionen
austauschen.

das ist kein zuverläsiges merkmal eines präpsitionalobjekts.

Doch! Es ist wesentlich zuverlässiger als das Fragekriterium.
Lies mal den Wikipediaartikel zu Präpositionalobjekt.

ich hatte den wikipediaartikel gelesen, bin aber der meinung, dass ein wikipediaartikel kein ersatz für profundes wissen ist. ich hab selbst genügend wikipediaartikel geschrieben.

entscheiden für / entscheiden gegen / … nicht alle
präpositionalobjekt hängen so nah am verb wie bei „warten auf
…“

Hier müsstest du mal an deinem Deutsch feilen.

hier müsstest du mal an deinen umgangsformen feilen.

Ich verstehe
die Aussageabsicht dieser Äußerung nicht. Aber „warten auf“
ist ein gutes Stichwort: Man kann in dem Satz „Ich warte auf
dich“ nicht „für“ durch eine andere Präposition ersetzen,
nicht einmal durch eine mit einer anderen Bedeutung.

ja, man kann im satz „ich warte auf dich“ „für“ nicht ersetzen. denn es steht ja nicht drin. tsts.

Daran
erkennt man, dass hier ein echtes Präpositionalobjekt
vorliegt. Und bei „entscheiden für“ ist das halt nicht der
Fall.

ich entscheide mich für ihn
ich stimme für ihn
ich helfe ihm
ich unterstütze ihn

ich denk, das paradigma macht klar, dass es sich um objekte
handelt.

Nee, mir ist nicht klar, wieso diese drei Sätze diese
Behauptung stützen sollen.

vier. aber wurscht. „ihm“ in satz 3 und „ihn“ in satz 4 sind objekte. wenn nicht, lassen wirs hier. „für jemanden stimmen“ und „jemanden unterstützen“ sind offensichtlich von der inhaltlichen rolle sehr ähnlich. es handelt sich nicht um bestimmungen, die die „umstände“ (lokaler, temporaler, modaler oder kausaler natur) beschreiben, sondern um gegenstände / personen, auf die sich die handlung richtet. eben objekte.

adverbial wäre temporal, lokal, modal oder kausal (im weiteren
sinn),

Was denn nun, darf’s vielleicht noch ein bisschen konsekutiv
sein?

deswegen „kausal (im weiteren sinn)“. da gehört „konsekutiv“ dazu, wie „final“, „konzessiv“, „konditional“. haben alle irgendwie mit gründen zu tun.

wobei wie gesagt das kausale feld ein weites mit
übergängen ins modale ist. final wäre im bereich des kausalen
„zweckorientiert“; als gliedsatz typischerweise mit „damit“
eingeleitet. das geht hier nicht.

Erstens: Wir entscheiden mit der Absicht, dass der Angeklagte
freikommt. Wäre final. Und so interpretiere ich den Satz „Wir
entscheiden für den Angeklagten.“

damit verlagerst du „für den angeklagten“ ins attribut („mit welcher absicht“). du behandelst hier die semantik des attributs, nicht des satzglieds.

Zweitens: adverbiale Sinnrichtungen sind oft Ansichtssache und
hängen zudem vom Kontext ab, den wir hier nicht haben, deshalb
müssen wir uns darum hier nicht streiten.

das mag stimmen, wenn ich auch „sinnrichtung“ nicht verstehe.

Drittens: Ich habe für die adverbiale Sinnrichtung, die hier
vermutlich am besten passt, das schöne Wort Benefaktiv
gefunden. Klingt toll, oder?

klingt vielleicht toll, ist aber eine semantische rolle / ein „tiefenkasus“, und hat nichts mit den semantischen verhältnissen der adverbialsätze oder adverbialbestimmungen zu tun. benefaktiv ist eine klassische semantische rolle für … objekte!

noch beispiele aus canoo.net für präpsositionalobjekte:

denken an etwas/jemanden
achten auf etwas/jemanden
Angst haben vor etwas/jemandem
sich fürchten vor etwas/jemandem
usw.

auch aus canoo:
Wenn das Nomen des Präpositionalobjektes ein Lebewesen bezeichnet, kann das Nomen durch eine Personalpronomen ersetzt werden:
Er hat Angst vor Fremden.
Er hat Angst vor ihnen.

Wenn das Nomen des Präpositionalobjektes ein Nicht-Lebewesen bezeichnet, wird das Präpositionalobjekt durch ein Pronominaladverb ersetzt:
Er hat Angst vor der Dunkelheit.
Er hat Angst davor.

und dazu:
ich setze mich dafür ein.
ich stimme dafür.

dann könnt ich dir noch
pi7.fernuni-hagen.de/osswald/papers/lrec06.pdf
empfehlen, mit „stimmen für“ mit präpositionalobjekt (und vielen anderen beispielen und einer ausführlichen diskussion, wann sich die präposition beim präpositionalobjekt auch ändern kann; leider in englisch)

oder duden-grammatik
ich setze mich für jemanden / etwas ein
ich entscheide mich für / gegen jemanden
… satzbauplan mit subjekt und präpositionalobjekt.

usw. usf.

tipp:
http://www.homepage.bnv-bamberg.de/deutsch-interakti…

gruß

m.

…dann doch P.-Objekt

oder duden-grammatik
ich setze mich für jemanden / etwas ein
ich entscheide mich für / gegen jemanden
… satzbauplan mit subjekt und präpositionalobjekt.

na wenn´s im Duden steht, ist es offiziell…also doch PO. Dann gilt die Regel mit der Austauschbarkeit also nicht generell.

So ein Duden-Abo scheint sich wohl doch zu lohnen…