Hallo, Sonja,
ich hoffe, die Frage ist für Dich noch aktuell …
ich kann Eckard nur zustimmen - alte Menschen ausschliesslich unter alten Menschen halte ich für eine äußerst einseitige Art zu leben. Ich bin überzeugt, daß man sich als älterer Mensch auf Dauer so nicht wohlfühlen kann.
Auf der anderen Seite steht das Problem: Wohin im Alter, wenn man sich und seinen Haushalt nicht mehr selbständig versorgen kann? In den meisten Familien ist es heute nicht mehr möglich, einen Angehörigen aufzunehmen, sei es von der Größe der Wohnung oder mangels Zeit (da alle berufstätig sind). Teilweise mag es auch am Willen liegen und an der „Angst“, miteinander auszukommen - schließlich GIBT es ja Altenheime, warum sie also nicht nutzen!
Ich selbst kenne das Leben mit mehreren Generationen in einem Haus aus meiner frühen Kindheit und habe das aus Kindersicht als sehr schön erlebt. Die Erwachsenen erlebten dies selbstverständlich zumindest zeitweilig ganz anders.
Allerdings gab es zu der Zeit (Nachkriegszeit) auch beengte räumliche Verhältnisse.
Meine Großmutter mußte dann später nicht in ein Altenheim, wollte dies auch gar nicht - wir haben sie - in ihrer eigenen Wohnung, die ca. 7 km von unserer entfernt lag - seinerzeit versorgt, als sie die Wohnung nicht mehr verlassen und auch nicht mehr alle erforderlichen Tätigkeiten selbst verrichten konnte. Alles geschah ohne Auto - wir waren auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen. Bei etwas gutem Willen ist so etwas also durchaus möglich. Streß und berufliche Belastung ist für mich keine Ausrede, denn diesen Dingen waren wir - nebenbei - seinerzeit ebenfalls ausgesetzt. Und doch war die Oma und ihr Wohlbefinden uns wichtiger. Wir waren auch in dem Sinne erzogen, daß die Familie wichtig ist und Vorrang hat.
Aber es funktionierten dort noch andere „Beziehungsgeflechte“ - so gab es einen kleinen Laden in der Nachbarschaft und die Kassiererin brachte alle 2 Tage Lebensmittel meiner Großmutter ins Haus. Auch die Nachbarn hatten mal ein Auge auf die Großmutter und - wenn einmal niemand kommen konnte, warf meine Oma schon einmal einem Kind auf der Straße 5 DM aus dem Fenster und es holte für sie Lebensmittel. Das alles war dann Ende der 70er Jahre - meine Großmutter starb 1980.
- Auch mir kommt die Institution „Seniorenheim“ wie ein „Wartezimmer zum Friedhof“ vor. Und es soll ja tatsächlich
auch Menschen geben, die sich darauf freuen, endlich ins Altenheim gehen zu können, um ihre „Ruhe“ zu haben und „versorgt“ zu sein. Wie es dann aussieht, wenn sie erst dort leben, ist eine ganz andere Sache … in der menschlichen Vorstellung sieht einiges ganz anders aus, als es sich ann in der Realität darstellt. Ein Beispiel dafür ist die Geburt eines Kindes - solange der Mensch selbst noch keine Kinder hat, hat er eine vage Vorstellung vom Elterndasein - so etwas Archaisches kann man sich nicht bis in die letzte Konsequenz vorstellen, ohne es selbst erlebt zu haben.
Meine Sicht vom Alter in Verbindung mit Leben und Wohnen im Alter (das Alter ist für mich ein relativer Begriff und besitzt eine weite Spannbreite - denn man kann jung schon „alt“ sein oder alt noch relativ jung sein …):
Möglichst alte Menschen in die Gesellschaft integrieren - und wenn schon „Heime“ - dann eher in der Form des gemischten Wohnens mit Jung und Alt in organisierten modernen Wohnformen. So daß alte Menschen auch die Möglichkeit haben, Menschen aller Altersgruppen zu erleben. Jedoch auch möglichst abgeschlossene Wohnbereiche, da jeder Mensch eine Privatspäre braucht.
Da jeder von uns in die Lage kommen kann (nicht zwangsläufig auch kommen muß) am Ende gepflegt zu werden, ist es selbstverständlich notwendig, einen Pflegebereich einzurichten, diesen könnte man auch in solche modernen Wohnformen integrieren, so daß relativ selbständiges Leben bis zum Schluß ermöglicht wird.
Jedoch mangelt es hier noch in ganz anderen Bereichen: So ist es ein Ding der Unmöglichkeit, wenn ein alter Mensch dicht an der Armutsgrenze leben muß - speziell Frauen, die nicht durchgängig berufstätig waren, ergeht es häufig im Alter so. Und der dann - vielleicht aus Verzweiflung - die Alternative Heim wählt, weil ein im Verhältnis viel teurer Heimplatz eher finanziert wird als eine angemessene Wohnung.
Ich spreche aus Erfahrung, da ich dies in meinem Umfeld erlebt habe, wo ein alter Mensch aus seiner Wohnung, in der er jahrzehntelang lebte, ausziehen sollte, weil dem Sozialamt die Miete zu hoch wurde … hier ist so vieles nicht in Ordnung - die Probleme wirst Du sicherlich auch kennen. Es wird am falschen Ende gespart und für Dinge, die nicht unbedingt notwendig sind, Gelder herausgeschmissen! Sozialwohnungen sind bei weitem zu teuer … die Sozialämter - zumindest in meinem Wohnraum - gehen von einer Grundmiete aus, die „angemessen“ sein muß, zahlen aber im Endeffekt eine unterm Strich höhere Miete, wenn die Grundmiete geringer ist als die einer anderen Wohnung, deren Miete unterm Strich jedoch geringer ist - für mich die reinste Schizophrenie und dennoch Tatsachen!
Und die wenigen Wohnungen, die wirklich deutlich preiswerter sind, sind eigentlich unbewohnbar - nach heutigen Vorstellungen. - Es kann aber nicht in Ordnung sein, daß ein alter Mensch, der Kinder in die Welt gesetzt hat, die jetzt die Rente der „Alten“ finanzieren, der sein Bestes getan hat, am Ende in einer obdachlosenasylartigen Unterkunft hausen soll, während ganz junge Leute in luxuriösen 100 qm-Appartements es sich gutgehen lassen. Er hat das Recht auf eine angemessene (und das heißt NICHT eine schmutzige, heruntergekommene Wohnung!
Und der sich z.B. von jungen Sozialarbeitern des Sozialamtes sagen lassen muß: Sie hatten es doch gut (im Krieg!) - von jungen Leuten, die von dieser Zeit absolut keine Vorstellung haben - außer dem, was sie in ihrer Ausbildung THEORETISCH gelernt haben!!! - Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen - ich gehöre noch nicht zum „Alter“ - jedoch zum sog. „Mittelalter“ 
Ja, aber Dir ging es speziell um Seniorenheime und ihr Image in Bezug auf eine Arbeit darüber.
Leider wird die Arbeit im Seniorenheim häufig unterbezahlt, es müssen teilweise viele Überstunden gemacht werden, das Personal ist häufig krank und überlastet, da nicht genug Personal vorhanden ist. Wir alle kennen das Problem des Pflegenotstandes.
Ich zitiere aus einem anderen Board:
http://www.medizinfo.de/wundmanagement/pflegenotstan…
In diesem Sinne
und alles Gute für Deine Arbeit
Rosemarie
P.S.: Ich muß übrigens auch eine Fach-Arbeit schreiben über das Altersbild in unserer Gesellschaft … wenn jemand Lust hat, mir dazu zu schreiben …