Immer nur Geld

hi,

die Kinder und Enkelkinder meines Mannes wollen nur Geldgeschenke und keine Sachgeschenke. Leider habe ich nachgegeben, nachdem ich mitbekommen habe, wie sie mit den Sachgeschenken umgegangen sind. Von Wertschätzung haben sie keine Ahnung und Billigzeugs verschenke ich nicht. Ringelnatz hat geschrieben: „Schenke mit Geist ohne List. Sei eingedenk, dass dein Geschenk du selber bist.“ Bin ich zu altmodisch?

Wie denkt ihr darüber?

Grüsse,
Hannelore

Hallo Hannelörken,

ich kann deine Abneigung gegen Geldgeschenke völlig verstehen. Ich selber mache mir mit großer Freude Gedanken um Geschenke für Familie und Freunde und versuche immer, etwas Persönliches zu verschenken. Das hat hoffentlich nicht viel mit altmodisch zu tun - ich bin 26 :smile: Und bekomme übrigens auch lieber solche Geschenke. Zu Weihnachten bitte ich meine Mutter z.B. regelmäßig darum, mir lieber nicht soviel (im Sinne von teuer), dafür aber mal was überraschendes zu schenken - vergeblich. In einem Jahr bekam ich tatsächlich kein Geschenk, weil ich vorher nicht gesagt hatte, was ich haben wolle - dies sollte ich nachholen um mein Geschenk zu bekommen.

Auf der anderen Seite gibt es tatsächlich auch Situationen, in denen ich um Geld bitte, weil es mir einfach die größte Freude macht. Viele junge Leute haben so wie ich nicht viel Geld und sind manchmal auf Geburtstage/Weihnachten angewiesen, wenn größere Investitionen anstehen oder größere Wünsche anders nicht erfüllt werden könnten. Dann freue ich mich, wenn meine Großeltern, die davon anfangs auch nicht so begeistert waren, meinem Wunsch nach Geld zu einem bestimmten gemeinsamen Geschenk zustimmen. Das hatte ich gerade dieses Jahr zum Geburtstag, als ich mir eine lange gewünschte Fahrradtour durch Schweden unterstützend finanzieren ließ. Das hat mich sehr gefreut. (Was ich übrigens entsprechend auch vermittelt habe - durch Postkarten aus dem Urlaub, Fotos und einen Reisebericht, so dass sie sehen konnten, dass ihr Geschenk mir dennoch viel wert war)

Und zu guter Letzt kann es ja bei Sachgeschenken - gerade bei großen Altersunterschieden, schwierig sein, den Geschmack des Beschenkten genau zu treffen. Und ein Geschenk, das nicht gefällt ist tatsächlich schwierig zu händeln, weil ich dem Geschenk und dem Schenker schon Wertschätzung entgegenbringen möchte, mir dabei aber unehrlich vorkomme (und es ja tatsächlich bin). Und auf der anderen Seite bin ich natürlich auch enttäuscht, wenn ich mir viele Gedanken gemacht und evtl. auch viel Mühe investiert habe, und dann passt es doch nicht so, wie ich gehofft habe. Geschmäcker können ja verschieden sein…

Wenn man da so unterschiedliche Vorstellungen hat, kann man ja versuchen, drüber zu reden. Wenn die Enkel deines Mannes um Geldgeschenke bitten, kann man ja nach dem Grund fragen. Wenn sie einfach die Hand aufhalten, ist es glaube ich egal, ob Geld- oder Sachgeschenk, dann wird beides wohl nicht sehr geschätzt. Vielleicht haben sie ja aber auch einen Grund, und wenn es nur ist, sich einfach mal etwas leisten zu wollen, was sie sich sonst nicht leisten könnten. Bestimmt findet man da eine gemeinsame Ebene.

(Btw: wie alt sind denn die Enkel? In der Pubertät ist das glaube ich mit den Sachgeschenken eh’ so eine Sache. Das weiß ich von meiner Teenagerzeit, in der ich chronisch klamm war und Geldgeschenke heiß ersehnt waren, um einfach mal shoppen zu gehen, und sehe es auch bei meinem Bruder der grad 14 ist - selbe Situation. Und das, was „normale Menschen“ als hochwertig ansehen, war mir damals meist wurscht. Es galt ‚hauptsache viel und billig‘. Das gibt sich meist wieder… :smile: )

Liebe Grüße,
Inka

Hallo,

wenn ich mich so an meine wilde Jugendzeit zurückerinnere - und das ist nun einige Jahrzehnte her - hatten für mich eigentlich nur Geldgeschenke einen richtigen Wert, weil ich mir davon das Erträumte dann leisten konnte.

Es gab in der Verwandschaft einige missratene Versuche, mich mit Sachen zu beschenken - das war z.B. meine Patentante, die mir eine Art „Aussteuer“ zusammenstückelte… da mal ein Badelaken, da mal eine Tischdecke… alles Igitt!! Habe ich auch nie benutzt - ist mit mir ein paar mal original verpackt umgezogen, bis dann eine Lebenspartnerin mit Geschmack den Scheiss entsorgt hat.

Besonders schlimm war mal das Geschenk eines spendablen Onkels: Der wusste, dass ich mir sehnlichst ein Tonbandgerät wünschte und darauf sparte, und zu passender Gelegenheit schleppte er eins an: Es war ein langweiliges Telefunken, wo ich doch so gern ein tragbares Uher gehabt hätte…

Mit meinen Kindern später haben wir dann eigentlich schnell Geldgeschenke eingeführt: Zumindest war das der absolute Hauptteil, meist gewürzt mit einem Gag dazu, wie originell verpackte Gummibären in Massen…

Ich kann es also sehr gut nachvollziehen, wenn Geld nunmal besser ankommt, als die bestgemeinten Sachgeschenke…

Gruss
Hummel

Wären denn Gutscheine eine Alternative für euch?

Das ist dann nicht einfach nur Geld in die Hand drücken…

(Wird mittlerweile sogar schon auf Kindergarten-Kindergeburtstagen gemacht.)

LG

hi,

ich hätte wohl noch erwähnen sollen, dass es sowohl den Kindern als auch den erwachsenen, verheirateten Enkelkindern finanziell sehr gut geht. Ich komme mir mit meinem Geldschein oder Gutschein komisch vor. Ich höre hin und ich schaue hin und mache mir Gedanken, worüber sie sich freuen / womit ich sie überraschen kann. Bei anderen liege ich immer richtig. Beispiel: Der Schwiegersohn geht regelmäßig in die Sauna und erzählt, dass die Farbe seines Frottiermantels aussieht, als wäre er dreckig (verwaschenes Beige) und er Schwierigkeiten hat, in seiner großen Grösse einen passenden Frottiermantel zu finden. Ich habe einen gefunden, aber der war zu schön und zu teuer für die Sauna („da wird gerne mal geklaut“) - war also wieder nichts. Oder: Vom Hutschenreuther Kaffeeservice sind Tassen kaputt gegangen - Seufzer der Tochter „die Kaffeetafel sieht nichts aus, da zwei verschiedene Service genommen werden müssen wegen der fehlenden Tassen“. Ich ersetze die Tassen - Reaktion: „mein Schrank quillt über!“

Ich finde es frustrierend,
Hannelore

Da kann ich dich gut verstehen, würde mir genau so gehen. Hast du denn mal deine Frustration irgendwie adressiert? Ist den Beschenkten vielleicht gar nicht so ganz bewusst, wie das ankommt?
Deine Beispiele klingen für mich so, als könnte es einfach gedankenlos und nicht unbedingt abwertend gemeint gewesen sein? (Meine spontane erste Idee zur Bademantel-Reaktion war: es könnte ja auch wertschätzend gemeint sein, im Sinne von der ist so gut, dass ich mich gar nicht traue, ihn dort, wo geklaut wird, zu benutzen…)

Gruß,
Inka

Ohgott, wie grauenvoll!

"Wird mittlerweile sogar schon auf Kindergarten-Kindergeburtstagen gemacht … "

Ich glaub ich werd alt.

Grüße, Lola

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Hallo Hannelörken,
du sprichst mir aus dem Herzen, mir geht es genauso.

Mich nervt es auch total, ständig auf Wunsch Einkaufsgutscheine und Geld verschenken zu müssen. Ich finde, dadurch geht der eigentliche Sinn des Schenkens, die Freude über etwas Persönliches, verloren.

Ausnahme sind vielleicht Jugendliche oder Leute, die wirklich mit jedem Cent rechnen müssen und die sich vom geschenkten Geld wirklich einen Wunsch erfüllen wollen.
Wenn ich jedoch z.B. 50 Euro geschenkt bekomme, geht das mit im Haushaltsgeld unter denn in einem gewissen Alter hat man alles was man braucht. Meine Freude über ein persönliches Geschenk ist eine ganz andere als die Freude über Geld. Was noch am ehesten geht sind Gutscheine für Dinge, die zu teuer sind als dass man sie sich selbst gönnt.

Mir persönlich ist die Geste wichtig und das Wissen, dass sich der Schenkende Gedanken gemacht hat, womit er mich erfreuen könnte.
Mir ist der ideelle Wert viel wichtiger als der materielle Wert, deshalb würde ich auch niemals ein Geschenk von einem lieben Menschen, dass mir nicht 100%ig zusagt, umtauschen.

LG

hi,

ich dachte schon, ich stehe alleine da mit meiner Denkweise.

Mit Wehmut denke ich zurück an die Zeit, in der ich ein selbst gemaltes Bild von den Kleinen bekam oder ein Foto mit selbst gebasteltem Rahmen! Und die andere Seite: Welche Freude hat es mir gemacht, den anderen eine Freude, eine Überraschung bereiten zu können.

Ich habe mir vorgenommen vorzuschlagen, dass mit der gegenseitigen unsinnigen Schenkerei Schluß gemacht wird, evtl. nur Blümchen für die Damen (bringe ich sowieso immer mit) oder eine Flasche Sekt und für die Herren eine Flasche Wein (obwohl der Keller gut gefüllt ist, aber er wird auch getrunken).

Es gibt immer gemeinsames Essen und Kaffe und Kuchen, die ganze Familie sieht sich mal wieder - das reicht doch auch.

Was meint Ihr zu dieser Idee?
Hannelore

…genau, ich bekam von meiner (erwachsenen!) Tochter kürzlich auch einen selbstgebastelten Bilderrahmen mit einem Foto geschenkt. Daran kann ich mich sehr erfreuen.
Ich verschenke auch heute gerne noch Handarbeiten/Bastelarbeiten aber natürlich nur an Leute wo ich sicher bin, dass sie sich darüber freuen und das sie das auch schätzen.
Das mit der „Schenkerei sein lassen“ hat meine Mutter auch mal eingeführt und wir haben das in der Familie probiert. Aus Kleinigkeiten wie Blumen und Sekt wurden mit der Zeit wieder größere Geschenke weil einer den anderen übertrumpfen will. Bei uns hats nicht funktioniert. Ich finde auch, Geschenke gehören einfach dazu. Ich schenke auch gerne mal einfach so außer der Reihe wenn ich etwas Hübsches entdecke und freue mich gern an der Freude der Beschenkten.
Außerdem liebe ich es, Geschenke hübsch zu verpacken aber liebe es genauso, ein Geschenk zu erhalten und mit kindlicher Vorfreude auszupacken.
Ich möchte das nicht abschaffen.

LG

hi

Mich nervt es auch total, ständig auf Wunsch
Einkaufsgutscheine und Geld verschenken zu müssen. Ich finde,
dadurch geht der eigentliche Sinn des Schenkens, die Freude
über etwas Persönliches, verloren.

Beim Schenken geht es hauptsächlich darum, demjenigen eine Freude zu machen, der beschenkt werden soll.
Wenn sich dieser über Gutscheine oder Geld mehr freut als über „persönlichen“ Krimskram, dann sollte man das akzeptieren und sich daran halten und ihm nicht etwas aufs Auge drücken, das man selber für das tollste Geschenk der Welt hält.

Meine Freude über ein persönliches
Geschenk ist eine ganz andere als die Freude über Geld.

Es ist vollkommen ok, wenn Du Dich über persönliche Dinge freust und diese dann auch geschenkt bekommst. Aber andere Menschen sehen das anders.

noch am ehesten geht sind Gutscheine für Dinge, die zu teuer
sind als dass man sie sich selbst gönnt.

Eben und wenn man sich Gedanken macht, welchen Gutschein jemand brauchen könnte - also nicht einen Gutschein vom nächsten Supermarkt schenken, sondern z.B. vom Buchladen in der zu Beschenkende oft einkauft - dann ist so ein Gutschein ein ebenso persönliches Geschenk, als die 101. Kaffeetasse

Mir persönlich ist die Geste wichtig und das Wissen, dass sich
der Schenkende Gedanken gemacht hat, womit er mich erfreuen
könnte.

Ich finde auch die Geste am wichtigsten und schenke mindestens so gerne als ich Geschenke bekomme. Dabei spielt es keine Rolle, ob Gutscheine oder sonstwas geschenkt wird. Es kommt immer nur darauf an, daß man sich Gedanken gemacht hat.

Gruß
Edith

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Hallo,

Ja, aber das hier:

ich hätte wohl noch erwähnen sollen, dass es sowohl den
Kindern als auch den erwachsenen, verheirateten Enkelkindern
finanziell sehr gut geht.

ist dann doch offensichtlich der Grund für dies:

Ich habe einen gefunden, aber der war zu schön und zu
teuer für die Sauna („da wird gerne mal geklaut“) - war also
wieder nichts.
Reaktion: „mein Schrank quillt über!“

Wenn sie das Geld hätten, es sich selbst zu kaufen, aber nicht tun, dann ist es schlicht kein Herzenswunsch, der da in Erfüllung geht.
Wenn es deiner Tochter wirklich wichtig gewesen wäre, dass die Kaffeetafel einheitlich gedeckt ist, hätte sie die Tassen selbst ersetzt.
Und der Schwiegersohn war eben nicht in der Lage, den von ihm gewünschten Sauna-Mantel (groß, nicht zu teuer, da viel geklaut wird) zu finden. Einen teuren hätte er sich eben auch selbst kaufen können, wollte er aber nicht.

Tut mir leid, ich finde es auch schön, wenn Leute sich Gedanken machen und mir etwas schenken, womit sie mich überraschen. Aber bei Menschen, die sich grundsätzlich in der Preisklasse, in der ich schenken kann und will, eigentlich alles auch selbst kaufen können, muss man eben schon sehr viel genauer hinhören, wenn es ein so tolles und bewunderungswürdiges Geschenk sein soll.
Denn es gilt ja immer: Was sie wirklich, wirklich wollen, kaufen sie sich selbst.

Das ist schon ein Balance-Akt, dass man da genau die eine Sache trifft, die der Beschenkte zwar eigentlich doch schon sehr gerne haben möchte, sich aber eben gerade nicht selbst kaufen will. Das kann ziemlich leicht schief gehen. Am ehesten schenkt man da überhaupt nichts nützliches, sondern „Nippes“. Also Dinge, die derjenige überhaupt nicht braucht. Veranstaltungskarten zum Beispiel (Sport, Theater, Kino, Musical…) oder launige Taschen und andere nutzlose Acessoires. Da muss man dann natürlich den Geschmack treffen. :smile:

Meine Mutter hat mir mal zu Weihnachten - Gott weiß warum - eine Zuckerwattemaschine geschenkt. Ich hatte ein großes Fragezeichen im Gesicht, hab mich aber tierisch gefreut, irgendwie. Sowas völlig unnützes kann (muss aber nicht!) genau richtig sein und richtig viel Spaß und Freude machen.
Nützliches freut aber ja nur Leute, die sehr sparsam sind, oder aber Leute, die es sich sonst nicht leisten könnten. Vielleicht zählen deine Kinder und Enkel dazu nicht.

Viele Grüße,
larymin

Hallo Hannelore,

ich kann Dich gut verstehen.

Ich bin mir ganz sicher, dass ich höchstens je einmal mit einem Geschenk den Herzenswunsch einer meiner nächsten Anverwandten getroffen habe, obwohl ich mir immer, immer vorab den Kopf zerbrach.

Auch in meinem Kreis ist es so, dass für alles Notwendige gesorgt ist und für größere Anschaffungen oder aus Verlegenheit, weil keine Bedürfnisse offen sind, halt Geld gewünscht wird.

Ich schenke halt Geld nach meinen Möglichkeiten, weil mir nichts anderes übrigbleibt. Ich will ja nicht die Tante sein, die nix schenkt oder bloß selbstgestrickte Socken.

(Meine angeblich kunstbegeisterte Nichte habe ich einmal eingeladen zu einer Reise in den Louvre im TGV mit allem drum und dran, Hotel, Stadtrundfahrt usw. Das war vor 5 Jahren. Bisher hatte sie „keine Zeit“).

Liebe Grüße
Maralena