Immunisierung möglich?

Hallo zusammen,

ich hätte mal eine Frage zur Immunisierung:

Eine meiner Katzen hatte vor Kurzen eine Calicivirus-Infektion, gegen Caliciviren war sie zwar geimpft jedoch sind die Impfstämme der Hersteller durchweg sehr veraltet weshalb sie sich trotz Impfung damit infizieren konnte. Nun habe ich auch eine weitere Katze (die sich bisher zwar noch nicht infiziert hat, was aber sicherlich irgendwann passieren wird) und ich möchte natürlich eine Infektion bei ihr vermeiden (geimpft ist sie zwar, aber da dies wohl ein recht neuartiger Calicistamm ist verspreche ich mir hiervon kaum einen Schutz).

Meine Idee war nun den Wassernapf meiner infizierten Katze (worin Caliciviren enthalten sein müssten, da dieser hauptsächlich über Speichel übertragen wird) in der Mikrowelle zu erhitzen (und somit den Virus zu inaktivieren) und diesen dann der anderen Katze als Wassernapf zu geben, was meiner Idee nach zu einer Immunisierung der anderen Katze führen würde.

Würde das eurer Ansicht nach klappen und wenn nicht, wieso nicht?

Vielen Dank im Voraus und liebe Grüße

Hallo,

Kommt darauf an! Und zwar, ob die Viren deaktiviert sind, also keine Erkrankung bewirken, aber trotzdem eine Immunantwort, die erwünschte Antikörperbildung, auslösen!
Vermutlich läßt sich diese Frage nur in einem speziell dafür ausgerüsteten Labor klären.

Es grüßt

Der Daimio

Ja, das dachte ich mir natürlich schon dass es darauf ankommt ob die Funktion als Antigen erhalten bleibt. Habe aber leider gerade kein Labor zur Hand…

Hast du eine Meinung dazu ob es eher wahrscheinlich oder eher unwahrscheinlich ist dass es einen (wenn auch nur geringen Schutz) bietet?
Würdest du es denn versuchen?

Hi, in der Microwelle oder durch ab- auskochen lassen sich Viren NICHT eliminieren!
Dazu bedarf es der Sterilisation und dafür brauchste einen Sterilisator.
MfG ramses90

Naja, Caliciviren werden bei ca. 55 - 60 °C inaktiviert (siehe hierzu unter anderem: Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis) - das würde sogar mein Geschirrspüler schaffen :wink:

Finde Deine Idee gut. Orale Immunisierung ist prinzipiell möglich, am besten geht das natürlich mit lebenden aber nicht mehr infektiösen Viren (Kinderlähmung als Beispiel). Die Immunisierung (oral) mit abgetöteten Viren ist sicher schwach und der Fressnapf enthält natürlich nicht sehr viele davon. Du kannst aber mit der Inaktivierung (Sterilisierung wäre das falsche Wort, weil Bakterien viel resistenter sind als Viren) nichts falsch machen.
Udo Becker

Oh, das freut mich dass du die Idee gut findest :wink:

Würdest du mir raten das dann öfters zu machen um evtl. eine ‚bessere Immunisierung‘ hinzubekommen? Also diese Prozedur z.B. alle drei Tage für vier Wochen durchzuführen?

Habe in einer Untersuchung zur Wirksamkeit oraler Impfungen mit hitzeaktiverten Bakterien gefunden:

Eine zehnmalige orale Impfung mit 1,2 · 1011 hitzeinaktivierten S. typhimurium-Keimen verlieh Kälber einen unvollständigen Schutz gegen eine orale S. typhimurium-Belastunesinfektion. Unterschiede zwischen geimpften und nicht geimpften Tieren ließen sich in der Überlebenszeit und Letalitätsrate, nicht aber im klinischen Erscheinungsbild nachweisen. Die Impfung wurde reaktionslos vertragen.

Klar, das sind Bakterien und keine Viren und auch nur ein unvollständiger Schutz - aber immerhin konnte die Lethalitätsrate verbessert werden. Die haben es zehn Mal gegeben.

Hallo

Ich meine, Du machst gleich mehrere Fehler.

In der Mikrowelle ist nicht sichergestellt, das Viren sterilisiert werden. Insbesondere, wenn der Napf nicht lange genug in ausreichend heisser Feuchte gehalten wird. Überhaupt ist das „Sterilisieren in der Mikrowelle“ ein zweifelhafter Vorgang. Ein leeres Gefäss in der eingeschalteten Mikrowelle kann die Mikrowelle beschädigen.

Komplett killen, also den Napf desinfizieren, dürfte dagegen recht einfach sein. Mit Oxyreiniger z.B… Außerdem außerdem sterben viele Viren schon durch das Trocknen gereinigter Gegenstände.

Wenn Du wider Erwarten passiv gemachte Viren im Napf hättest, wäre immer noch nicht sichergestellt, das sie eine Schutzwirkung haben.
Wie sieht denn der Infektionsweg im Genauen aus?
Passive Viren würden wahrscheinlich nur verdaut und dann nicht vom Immunsystem erkannt werden können. Außerdem wären es sicher auch zu wenig Viren.
Für eine Schutzimpfung müssen Viren in geeigneter Form abgeschächt oder anders verändert, und dann in geeigneter Menge und Verabreichungsform verpasst werden.
Ein blindes Experimentieren ist nur gefährliche Spielerei.

Ich habe leider keine genaueren Kenntnisse, auch nicht über den genannten Virus, aber gute Besserung den Katzen.

MfG
Matthias

Servus,

also Dein Ansatz erscheint mir möglich, aber nicht ungefährlich, da der „Sicherheitsabstand“ zwischen erfolgreicher Impfung und der Gefahr der ungewollten Infektion ziemlich klein sein dürfte.

Im Detail:

  1. Lies mal diesen Artikel:
    http://aem.asm.org/cgi/reprint/70/8/4538.pdf

Dort kann man recht schnell einen Überblick über die verschiedenen Inaktivierungsmethoden von Calicivirus bekommen.

Bei 71,3 °C liegt eine so genannte „3D-Inaktivierung“ vor, dass heißt die Zahl der aktiven Viruspartikel wurde um „drei Dekaden“ (3 LOG10) reduziert.

Somit liegen also auch bei dieser Temperatur noch aktive Viren vor (allerdings in deutlich geringerer Zahl).

Übrigens eine weitere Inaktivierungsmethode wäre die Bestrahlung mit UV-B-Strahlen (z.B. Solarium) oder Ethanol.

In jedem Fall ist jedoch nicht garantiert , dass Du nicht auch lebende Viren in Deine Katze einschleust.

Auf der anderen Seite müsstest Du bei oraler Impfung diese wahrscheinlich ein paar Mal wiederholen, um einen Impfschutz zu erzeugen.

Dabei ergibt sich aber zwangsläufig das Problem, dass Du nicht erkennen kannst, wann Du Deine Katze genügend geimpft hast, so dass sie als immunisiert gelten kann. Somit besteht in der Praxis die Gefahr, dass

Du entweder zu wenig impfst und keinen großartigen Immuneffekt auslöst, oder zu viel impfst und somit Deine Katze ungewollt infizierst (beachte auch Punkt 4. unten).

  1. So wie ich Dein Eingangs-Posting verstehe, befinden sich beide Katzen doch in einem Haushalt. Somit ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich Deine zweite Katze ohnehin schon angesteckt hat und vielleicht die Erkrankung bei ihr nur einen milden Verlauf nahm, oder?
    In diesem Fall hätte sie ohnehin schon eine Immunisierung gegen das Virus.

  2. Alternativ könntest Du versuchen, Deinen Tierarzt zu bewegen, einen Impfstoff aus den USA zu besorgen. Dort sind die Stämme, die momentan in Deutschland die Runde machen, schon länger bekannt und meines Wissens der Impfstoff schon angepasst worden.

  3. Bei all diesen Maßnahmen sollte man jedoch beachten, dass wenn man ein Kätzchen impft, das sich schon mit dem Virus infiziert hat und nur noch keine Symptome zeigt, es zum Ausbruch der Krankheit kommen kann.

Gruß,
Sax

Hallo,

dass genügend Wasser im Napf sein muss in der Mikrowelle ist klar (ich hätte jetzt spontan den Napf voll gemacht und so lange mikrowellisiert bis er nur noch halb voll ist) - aber wenn Mikrowelle nicht geeignet ist kann lässt sich das Wasser ja auch auf andere Weise
erhitzen.

Im Trockenen haben die Caliciviren eine Überlebenszeit von ca. 8-10 Tagen (das würde halt entsprechend lange dauern) und mit chemischer Desinfektion frage ich mich halt ob das dann so gesund für die Katze wäre daraus zu trinken…

Zum Infektionweg, ganz grob - Haupteingangspforte Nase & Mund, setzt sich dann in die Epithelzellen der oberen Atemwege und in die Mandeln, manchmal auch Lunge; löst u.a. Liäsonen im Maulbereich hervor.

Dass das ‚blinde Experimentieren‘ nicht so gut ist habe ich mir schon gedacht - aber infizieren würde sich die Katze irgendwann sowieso damit und ich hatte gehofft die Infektion so zu mildern…

LG

Danke für deine hilfreiche Antwort - der Artikel ist sehr interessant und dass die Impfstoffe in der USA bereits erhältlich sind wusste ich auch nicht!

Aber werden die Impfstoffe dann überhaupt nach Deutschland verkauft? (Wegen Zulassung in Deutschland o.ä.)

Dass es nicht garantiert ist dass keine aktiven Viren in die Katze kommen habe ich befürchtet - aber ich denke sie wird sich eh irgendwann anstecken und hoffe dass die Infekton so milder verläuft.

Dass sie sich schon angesteckt hat kann ich mit annähernd hoher Wahrscheinlichkeit ausschließen - die nicht infizierte Katze war ursprünglich eine Wildkatze und lebte meist nur in Scheune, Hof und Garten, die infizierte meist nur in der Wohnung. Seit Beginn der Infektion durfte die Infizierte die Wohnung nicht mehr verlassen und die andere nicht mehr rein. Aber das ist leider keine Dauerlösung und irgendwann werden sich die Beiden wieder begegnen und dann besteht Infektionsgefahr…

Ich werde auf jeden Fall bei verschiedenen Tierärzten nachfragen ob es möglich ist neuere Impfstoffe aus der USA zu beziehen. Falls dies nicht glücken sollte - zu welchem Vorgehen würdest du mir raten?
Du hattetst geschrieben dass eine mehrfache orale Immunisierung zu empfehlen wäre - wie häufig und in welchen zeitlichen Abständen? Und das Wasser dann wirklich ‚kochen lassen‘ oder könnte es sich nachteilig auswirken wenn zu lange ‚darauf rumgekocht‘ wird (z.B. wegen Funktion als Antigen ö.Ä.))

Liebe Grüße

Würdest du mir also komplett von einem solchen Versuch abraten oder nur zu einer anderen Vorgehensweise?

Servus,

wie ich schon schrieb, ist es beinahe unmöglich zu sagen wie viele „Immunisierungen“ man nach Deinem Prinzip machen müsste, damit die Katze zwar immun aber noch nicht infiziert ist.

Gruß,
Sax

Würdest du mir raten das dann öfters zu machen um evtl. eine
‚bessere Immunisierung‘ hinzubekommen? Also diese Prozedur
z.B. alle drei Tage für vier Wochen durchzuführen?

Du schreibst ja weiter unten, dass die Dosis 1,2 mal 10 hoch 11 Keime waren. Das ist eine riesige Zahl (hundert Milliarden Keime). Obwohl Immunisierung gegen Viren eher klappt als bei Bakterien, hast Du mit Deiner Fressnapfmethode wahrscheinlich zu wenige abgetötete Viren. Mit dem inaktivierten Speichel eines infizierten Tieres könnte die Methode gehen. Aber: Wenn Du eine Nachlässigkeit bei der Inaktivierung machst und aktive Viren fütterst, steckst Du das Tier natürlich an.
Bin jetzt einige Tage nicht über w-w-w erreichbar.
Udo Becker

Hallo

Ja ich würde davon abraten, den Napf einfach sauberhalten ist ok.
Sax… hat ja schon was dazu gesagt, bzw. den Tierarzt könnte man fragen.

MfG

Hallo,

Versuchen würde ich es schon, allerdings weiß man dann nicht eindeutig, ob es der Versuch oder der ohnehin wahrscheinliche Kontakt war, der ggf. Erkrankung oder auch Ausbleiben derselben zur Folge hatte.

Es grüßt

Der Daimio