Hi Hexe
Nee, ich meinte damit, die Pferde zu bewegen, also auf keinen
Fall irgendwelche Gruppen führen!
Also - ich fürchte, da muß ich Dich enttäuschen. Schulpferde auf einem Reiterferienhof müssen eigentlich während der Ferien (und auch sonst) nicht außerhalb der Reitstunden bewegt werden - im Gegenteil. In aller Regel sind die Höfe so ausgebucht - um nicht zu sagen überbucht - daß meistens eigentlich zu wenige Pferde zur Verfügung stehen. D.h. - wenn keine „zahlenden Gäste“ reiten, sind alle Beteiligten froh, wenn die Pferde mal Ruhe haben.
Ohne Dich entmutigen zu wollen: Ohne eine Qualifikation wird es schwer werden. Aus versicherungstechnischen Gründen. Was auch immer Du da tust - Du trägst in dem Moment, wo Du nur z.B. ein Kind mit auf den Heuboden nimmst, die Verantwortung, falls es durch die Luke fällt. Bzw. der Stalleigentümer trägt die Verantwortung dafür, daß Du der Verantwortung gewachsen bist. Wenn Du Dich nun - wie ich das verstehe - bei einem Hof bewerben willst, dessen Eigentümer Dich überhaupt nicht kennt - wie soll er wissen, daß er Dir vertrauen kann. Ich selbst habe mal ein Jahr auf so einem Reiterferienhof (und ganzjährige Reitschule) gearbeitet. Da können Dinge passieren, da denkt man im Traum nicht dran. Bei mir war es damals so, daß das der Hof war, auf dem ich reiterlich sozusagen aufgewachsen bin. Ich war jeden Tag nach der Schule und in allen Ferien den ganzen Tag dort, hatte dann später mein eigenes Pferd dort und trotzdem hätte der Besitzer mich nicht „angestellt“, wenn ich nicht auch meine Reitwartprüfung gemacht und meine Amateurtrainerlizenz beantragt hätte.
Wenn Du keinerlei fachliche Qualifikation nachweisen kannst, ist das einzige, was Du machen kannst, füttern, misten, Pferde für Kinder, die das noch nicht können, satteln, in der Küche helfen, Hof kehren usw. Aber nichts, was Aufsichtsverantwortung beinhaltet. Und zum Reiten wirst Du vermutlich eher nicht kommen. Und Du wirst keine Nacht durchschlafen, morgens um 6 Uhr aufstehen, abends bis 00Uhr (mindestens) wach sein und mit Situationen konfrontiert werden, die manchmal lustig sein könnten, wäre es nicht 2 Uhr morgens
.
Hier mal ein paar Beispiele aus meiner Praxis:
Eine Zwölfjährige fällt aus 5 m Höhe durch die Heuluke und macht einen Bauchplatscher auf der betonierten Stallgasse. (wie durch ein Wunder unverletzt)
Ein genervtes Schulpferd legt sich mit Reiter einfach hin. Als es wieder aufsteht, hängt das Kind kopfüber mit dem Fuß im Steigbügel fest. Irritiert durch das einseitige Gewicht, geht das Pferd durch. (schwere Gehirnerschütterung)
Mitten in der Nacht Hufgetrappel im Hof - ein paar der Ferienkinder haben die Pferde (verbotenerweise) nachts noch besucht, Türen nicht richtig zugemacht - den Rest der Nacht Pferde gejagt. Der nächste Tag mußte natürlich trotzdem ablaufen wie immer.
Mitten in der Nacht auf einmal Geheul aus der Kinderdusche - eine 8jährige kam zu später Stunde auf die Idee, sich die Haare zu waschen, hatte das aber noch nicht so gut raus und nun allen Schaum in den Augen. Augen auswaschen, trösten, was Trockenes anziehen (sie hatte versäumt, den Schlafanzug auszuziehen), wieder ins Bett bringen.
Die Älteren beim heimlichen Rauchen auf dem Heuboden erwischt. Hätte böse enden können.
Sommerferien, 40° im Schatten - Reiten fällt aus, mit 25 Ferienkindern im Alter zwischen 8 und 15 Jahren ins Freibad. Darunter Nichtschwimmer. Das braucht Nerven.
Außerdem täglich Streits schlichten, sinnvolle „Erziehungsmaßnahmen“ ergreifen, Aufgaben verteilen und durchsetzen, daß sie auch erledigt werden. Manche Kinder fühlen sich von ihren Eltern „abgeschoben“ - wären lieber mit ans Meer gefahren - und verhalten sich entsprechend. Die Älteren diskutieren ständig, warum sie nicht alleine ins Dorf laufen dürfen (vom Aussiedlerhof 3km über Landstraße). Bei all dem nicht vergessen, daß die Ferien Spaß machen sollen.
Also ich war immer froh, wenn die Ferien vorbei waren und wieder Normalität einkehrte. Es hat natürlich trotzdem Spaß gemacht. Und manche der „Kinder“ (ist inzwischen alles 14 Jahre her) erkennen mich heute noch, wenn wir uns begegnen und freuen sich auch mich zu sehen. Das ist auch schön. Obwohl ich bestimmt oft ein ganz schöner Feldwebel war.
Wenn Du es machen willst - mach es. Aber wenn ein Hofbesitzer Dich OHNE Qualifikation alleine Aufsichtsverantwortung übernehmen lassen würde, werde mißtrauisch, das ist dann sicher kein besonders gewissenhafter Mensch.
Viele Grüße
Tania