Hallo!
Vorweg möchte ich einmal sagen, dass ich dich nicht bekehren will. Jeder Mensch soll selbst entscheiden, wie er sein Leben lebt oder ob er und welcher Religion er angehören möchte.
Was mir bei deinem Schreiben zunächst aufgefallen ist ist die Tatsache, dass du „zwangskonvertiert“ wurdest. Denn mit 12 Jahren hast du ja noch nicht die freie Religionswahl (die ist erst mit 14 Jahren). Alles was im Leben durch Zwang oder Druck geschieht ist nicht gut. Besonders für das Glaubensleben ist so etwas nur schlecht. Ich war selbst einmal ausgetreten und bin dann wieder eingetreten. Ein wichtiger Punkt damals war, als ich den Wiedereintritt unterschrieb war, dass dies ohne Zwang geschieht.
Durch diesen Zwang hast du wahrscheinlich nie richtig die Religion leben können, weil dir der Glaube ja so quasi aufgedrückt wurde. So hast du dich im Endeffekt nicht frei entscheiden können. Frei entscheiden für ein Leben im Glauben zu Gott und an Jesus Christus. Wie also sollst du dann einen Bezug dazu haben? Das ist völlig unmöglich. Das du aber hin und wieder eine Messe besucht zeigt mir, dass da schon etwas an Glauben und Interesse da sein muss du aber ganz offensichtlich damit nicht umgehen kannst und das ist jetzt kein Vorwurf. Ich denke mir dass das mit der Zwanskonvertierung zu tun hat. Vielleicht irre ich mich da aber genau dieses Bild vermittelst du mir mit diesem Schreiben.
zunächst zu mir: ich bin protestantisch getauft, mit 12 Jahren
„zwangskonvertiert“ zur katholischen Kirche, mit 16 Jahren
(1970 - im Zuge der 68er-Revolte) aus der Kirche ausgetreten.
Mit der Institution Kirche habe ich seither nichts mehr zu
tun, auch wenn ich durchaus noch hin und wieder mal eine
Kapelle oder alle 2 Jahre mal eine Messe aufsuche. Auch durch
die Mitwirkung in einem (protestantischen) Kirchenchor hatte
ich immer wieder Kontakt zur Kirche, wobei die Spiritualität
in der Musik, nicht in den Ritualen der Messe lag.
Ich verstehe dich sehr gut, dass du uns beneidest, dass wir an ein Leben nach dem Tod glauben. Ich glaube nämlich auch daran, das heißt aber nicht, dass ich nicht auch vor dem Sterben Angst habe. Ich habe sogar sehr große Angst davor, obwohl ich weiß, dass der Tod zum Leben gehört. Durch deine Erfahrung, dass offensichtlich dir nahestehende Menschen gestorben sind, hast du möglicherweise deine Haltung zum Glauben hinterfragt. Offensichtlich hast du Angst, dass, wenn du nicht glaubst, du nicht in den Himmel kommst. Allerdings wenn du nur glaubst um in den Himmel kommen zu wollen, wird dir der Glaube leider nichts bringen. Es ist wichtig, daran zu glauben, dass es einen Gott gibt, der einem liebt so wie man ist. Nun hast du vielleicht womöglich keine Erfahrung mit Gott gemacht und hast möglicherweise damit Problem, dies zu glauben, denn man kann Gott weder sehen noch redet er mit uns. Gott ist allerdings in unserem Herzen. Und er versteht uns, egal in welcher Lage wir uns befinden. Wenn du noch nicht offen dafür bist ist das okay. Vielleicht kommt es etwas später oder du entschließt dich überhaupt zu einem Leben ohne Gott. Nur weißt du der Glaube an den Himmel und an dem Leben nach dem Tod ist halt zu wenig. Nur wenn man begreifen lernt, dass es Gott gibt, glaubt man auch an ein Leben danach. Denn wir glauben, an das Reich Gottes. Und wir Christen glauben, dass es uns dort gut geht, wir im Frieden und in der Freude leben und das der Tod nicht die Endstation unseres Lebens ist. Wenn du möchtest kann ich für dich beten, welchen Sinn diese Erfahrung die du durch den Tod der nahestehenden Menschen entstand für dich hat. Ob sie dich lehrt wieder in den Glauben ohne Zwang einzutreten oder aber ob ein anderer Weg der richtige Weg ist.
Gruss
Petra H.
PS: Falls ich dich bekehrt habe und du das nicht willst sei bitte nachsichtig. Habe mich eh bemüht auf deine Situation einzugehen.
Nun sind mir in den vergangenen Jahren wirklich überaus viele
mir nächste Menschen weggestorben. Ich beneide die Gläubigen,
die tatsächlich auf ein „Leben danach“, ein Leben im Himmel
glauben.
Hallo,
zunächst zu mir: ich bin protestantisch getauft, mit 12 Jahren
„zwangskonvertiert“ zur katholischen Kirche, mit 16 Jahren
(1970 - im Zuge der 68er-Revolte) aus der Kirche ausgetreten.
Mit der Institution Kirche habe ich seither nichts mehr zu
tun, auch wenn ich durchaus noch hin und wieder mal eine
Kapelle oder alle 2 Jahre mal eine Messe aufsuche. Auch durch
die Mitwirkung in einem (protestantischen) Kirchenchor hatte
ich immer wieder Kontakt zur Kirche, wobei die Spiritualität
in der Musik, nicht in den Ritualen der Messe lag.
Nun sind mir in den vergangenen Jahren wirklich überaus viele
mir nächste Menschen weggestorben. Ich beneide die Gläubigen,
die tatsächlich auf ein „Leben danach“, ein Leben im Himmel
glauben. Ich tue es nicht. Ich denke, es ist ein Trost für die
Lebenden (irgendwann wird alles gut) und der Zurückbleibenden
(er/sie/es ist ja jetzt im Himmel).
Meine Frage: Ihr, die ihr an ein Leben im Himmel glaubt - wie
begründet ihr das, welche Emotion ist es, die Euch (außer
Angst) dazu bewegt?
Einen schönen Sonntag Euch,
Anja