Hallo M.,
von meinem an anderer Stelle diskutierten dominikanischen Bruderherz, der hie und da zu Tagungen nach Cuba kommt, folgendes:
„Sozialismus oder Tod“ ist nicht bloß nach außen zur Schau gestellt, der Durchschnittscubaner (falls es ihn gibt) ist unverändert stolz und findet alles, was nach Almosen aussieht, im Gegensatz zu den „Brüdern und Schwestern“, bei denen es in den 1980er Jahren praktisch alles, was man heute in Ossi-Läden sieht, nur noch als Bückware gab, beleidigend.
Andererseits kommt aus Cuba nicht nur eine supi Musik, sondern die Leute essen und trinken auch sehr gerne. Träumen eigentlich schon davon, mal etwas anderes als Bohnen und Reis zu haben.
Als ich die Prothesen und Gehstützen meines verstorbenen Vaters per „Cuba sí“ dorthin verfrachtet hatte, bekam ich um zig Ecken rum einige Zeit später einen überschwänglichen Brief, in dem gar nicht so sehr die Beinprothesen gelobt wurden, sondern vor allem die Gehstützen: Deswegen, weil man in USA bis heute ein Modell hat, welches im siebzehnten Jahrhundert entwickelt worden ist und unter der Achsel stützt. Die deutschen WKII-Modelle, die an Hand und Unterarm stützen, sind dort so gut wie unbekannt. Und jetzt hat eine Klinik auf Cuba etwas, wofür die Gringos zu doof sind. Das haut rein!
Fazit: Alles, was nicht zu heftig auf die Dollarisierung der Huren- und Touriwirtschaft anspielt, und eher zum Thema „Völkersolidarität“ passt, ist geeignet. Etwa Dinge zum Essen und Trinken, aber nicht unbedingt Alltagsbedarf. Sowas wie ein paar Dosen (sowieso besser, weil hygienisch selbst der FDA gewachsen) gehobener Qualität von Deinem Hausmetzger: Gulasch, Lebenswurst, Maultaschen, wasauchimmer - jedenfalls mit dem Titel „damit Ihr kennen lernen könnt, was wir zur Hochzeit essen“.
Überall in der Karibik stehen die Leute auf süß. Einiges wächst dort in Ermangelung von Jahreszeiten nicht. Z.B. Äpfel, Birnen, Trauben haben einen Status wie hierzuland Papayas und Mangos. Why not Weingelee, Apfelmus, Birnenkompott? Pulsnitzer Magenbrot, Nürnberger Elisenlebkuchen etc. … Alles, was permanent hohe Luftfeuchtigkeit und relativ hohe Temperaturen abkann, so dass mans bis zur nächsten Hochzeit aufheben kann.
Betreffend Alltagsbedarf: ?? ordentlicher CD-Walkman incl. Akkus und Ladegerät (110V??), aber nicht ohne ein wenig Brandenburgische Konzerte oder Toccata oder Brahms oder Straußwalzer oder Schubert oder City, „Am Fenster“ oder sonst irgendwas Deutsches - „damit Ihr hören könnt, was wir sonntags hören“.
Auf keinen Fall Spirituosen, Tabak, Kaffee: Diese Dinge wären ohne den US-Boykott in höchster Qualität made in Cuba eine sehr auskömmliche Lebensgrundlage für die Insel.
No-no auch die berühmten Nylons: Die sind zwar (wie weiland bei den Brüdern und Schwestern) heißbegehrte Mangelware, aber sie sind gleichzeitig auch Symbol für die dollarisierte Hurenwirtschaft, daher kann man da gut allerhand Stolz verletzen. Nachher, wenn man sich kennt: Sicherlich.
Wenn Kinder da sind: Deutsches Holzspielzeug ist zwischen Hongkong und Kalifornien unverändert „Weltmaßstab“. Irgendwie kriegt das keiner so gut hin… Und cubanische Kinder sind zwar nicht die absoluten Herrscher wie in Italien, aber das Bewusstsein, dass sie die Träger der Zukunft sind (falls sie nicht vorher mal eben als Kollateralschaden von Warthogs zersägt werden), ist da.
Kannst Du damit was anfangen?
Schöne Grüße - No pasarán!
MM