In welchen Ländern finden Akademiker kaum Jobs?

Hallo,

man liest ja hin und wieder, dass in einem Land auch für gut ausgebildete Leute kaum Arbeitsplätze vorhanden sind (und man nur mit Vitamin B einen bekommt). Mich interessiert zum einen, welche Länder das alles sind, und zum anderen, welche Ursachen (-Kategorien) es gibt (und ggf. in welche Kategorie welches Land gehört).

Zu den Ursachen-Kategorien:

  • In manchen Ländern haben Hochschulabsolventen zu wenig Praxiserfahrung, das Studium ist zu wenig praxistauglich. Gelesen habe ich das über Länder in Nordafrika bzw. Nahost.

  • In anderen Ländern gibt es wohl einfach nicht viel an Wirtschaft, z.B. wegen geographischer Verhältnisse (Wüstenstaaten).

  • In vielen Ländern wächst die Wirtschaft nicht mit der Bevölkerung oder mit der Akademisierung. (Beispiel Kenia)

  • Länder in einer Wirtschaftskrise, (Bürger-) Krieg oder im Zerfall.

Gibt es weitere Ursachen?

Mich interessiert auch z.B., warum in einem Reisebericht aus zentralasiatischen Ländern immer wieder von Einheimischen gesagt wird, ohne Beziehungen/Korruption habe man dort keine Perspektiven.

Danke.

Ja, die Organisation der Ausbildung.

Hochschulabsolventen dieser Art

können schlicht auch Absolventen einer theorielastig organisierten und formal als Hochschule geführten Berufsfachschule sein, die formal für eine Art Handwerk ausbildet, aber das nicht leisten kann, weil verkehrt organisiert.

Man muss hierfür übrigens nicht bis Marokko gehen, in der Tendenz gibt es sowas bereits in Spanien, Italien, Portugal und auch Frankreich.

Schöne Grüße

MM

Die Hauptgründe hast du bereits genannt - wobei es dann im Einzelfall meist eine Mischung von denen ist.

Ich schmeiße noch Kuba in den Raum:

Wie bei uns besteht 9 Jahre Schulpflicht (und es geht auch jeder hin), nach einem Sozial/Militärdienst ist die Uni dann kostenlos. Das gesamte Bildungssystem ist auf einem sehr guten Niveau, man „exportiert“ z.B. Ärzte nach Lateinamerika, um im Gegensatz bei der Warenwirtschaft besser da zu stehen. Und viele kommen fürs Studium auch nach Kuba.

Wirtschaftlich gehts dem Land nicht gut, die Amis (aktuell auch: der Ami) mögen Kuba nicht, hacken grade auch noch auf den wirtschaftlichen Verbindungen zu Venezuela etc. rum. Und nachdem Kuba jahrelang seine Waren zum doppelten Preis Richtung Sowjetunion geschickt hat, und dort für den halben Preis eingekauft hat, mußte man danach dann feststellen, daß normale Preise doof sind.
Jedenfalls, wirtschaftlich geht in allen Bereichen nix, die Arbeitslosenquote ist sehr hoch. Und dann ist ein hoher Akademikeranteil einfach mal nutzlos.

In dem Sinne: Das Land ist sehr fruchtbar, man könnte drei Ernten im Jahr einfahren, und sich sehr gut selbst versorgen. Aber politisch und persönlich ist Arbeit in der Landwirtschaft out. Früher war man Weltmeister beim Zuckerexport, heute importiert man ihn. Und es versteht sich von selbst, daß Landwirtschaft für Akademiker erst recht out ist.

Naja, und jetzt boomt der Touristmus. Der Durchschnittslohn liegt bei 26€, selbst Professoren liegen bei 50€. Als Tourist is die kleinste Geldeinheit, die man auch als Trinkgeld da lässt, 1€. Wer also kann, und insbesondere ein paar Sprachen kann, arbeitet dann in dem Sektor. Daher haben die aktuell ein massives Lehrer-Problem, denn das sind die einzigen Akademiker, die das Land tatsächlich in größerer Anzahl benötigt.

mir fällt da noch ganz spontan der Religiöse Faktor ein. Denn eine Starke populistische Religion (wobei alle Religionen haben Populismus) können auch als Bremse wirken, da manche Techniken einfach dort verpönt sind. So hat man als z.B. christlicher Theologe / Ingenieur/ Mediziner/ wasauchimmer wohl schlechte Karten wenn man dort einer unterdrückten Minderheit angehört.

Die Vorbehalte bzw. negativen Erfahrunge gegen andere Kultuern haben wir hier ja auch und verhindern so die eine oder Andere benötigte Fachkraft sinnvoll einzusetzen.

Am Balkan (aber natürlich nicht nur dort) gibt es einen regen Handel mit Uniabschlüssen. Die sind also nur auf dem Papier gut ausgebildet.

Ich habe mal gehört, dass es Länder gibt, wo es einfach nicht das Ziel ist hohe Abschlüsse zu haben. Das interessiert einfach keinen, sie leben lieber von der Hand in den Mund und genießen das Leben, sind frei, anstatt sich tot zu schuften (was oft mit höheren Abschlüssen und Jobpositionen einhergeht).
Wohingegen in China und Japan Status, Geld und Abschlüsse das wichtigste überhaupt sind.

Hi,

dabei darf man eine ganz wichtige Tatsache nicht vergesen: nur deutschland, Österreich und die Schweiz haben das duale System, nur bei uns gibt es die Unterscheidung zwischen Berufsausbildung und Studium. Ein gut ausgebildeter Mensch ist also jemand, der was gelernt hat.

die Franzi