Indirekte Rede Erklärung gesucht!

Hallo liebe Community, ich möchte nochmals im Bereich der indirekten Rede nachhaken. Ich habe mich an der Seite orientiert, die in der letzten Frage vorgeschlagen wurde:
http://www.canoo.net/services/OnlineGrammar/Wort/Verb/Modi/Indirekte.html
Ich glaube, ich habe mich bei meiner letzten Frage nicht genug ausgedrückt. Was mich wurmt, ist, wie man indirekte Rede erkennen und unterscheiden kann. Ich erkläre mein Problem jetzt an diesen Beispielen. Nach einer Einleitung mit Verben aus dem Wortfeld sagen, meinen und denken folgt Konjunktiv 1 oder die Ersatzformen, wenn sich der Indikativ mit dem Konjunktiv 1 überschneidet. Also ist dieser Satz eine indirekte Rede, denn er hat ein einleitendes Verb: „Er meint, sie sei krank.“
So, mein Problem ist jetzt, dass es Sätze gibt, die genau diese Voraussetzung erfüllen, jedoch nicht als indirekte Rede mit Konjunktiv klassifiziert werden. Z.B: „Ich denke, das ist kein Problem.“ Der Satz hat auch ein einleitendes Verb, das im Präsens steht, die beiden Sätze sind auch gleich aufgebaut. Nur die Personen sind anders. Aber auch eine 1. Person kann indirekte Rede sein, wie auf der Canoo-Seite steht. Man kann sich also selbst zitieren. Das wurmt mich schon die ganze Zeit. Oder muss der zweite Satz tatsächlich so heißen, wenn man diese „Ich denke, das sei kein Problem.“ Auf der Canoo-Seite steht auch folgender Satz: „Er sagt, er finde es gut.“ Obwohl die beiden Sätze komisch klingen, müssten sie richtig sein, wenn man nach dem gleichen Schema verfährt: Bei beiden Sätzen muss Konjunktiv 1 stehen, denn sie haben ein einleitendes Verb, das die indirekte Rede markiert. LG Mati1234

Hi,

Kontext, Kontext, Kontext.

Ist der Satz „Er ist grün.“ wahr oder falsch?

Stell Dir vor, Du bist am Strand auf einer Südseeinsel und findest eine Flaschenpost. Du bist ganz aufgeregt und öffnest sie voller Vorfreude. Darin ist ein Zettel mit folgendem Text: „Triff mich morgen hier um die gleiche Zeit und bringe einen Stock von ungefähr dieser Länge.“ Was tust Du?

die Franzi

Mich fragen, wer die Person ist, wen sie meinte, wie lang der Stock ist und wo ich sie treffen soll?
Noch was? :slight_smile:

Ah, und um welche Uhrzeit.

Hi,

und nichts davon wirst Du je herausfinden. du weißt ja nicht einmal, ob die Flaschenpost für Dich bestimmt war.

Und genauso ist es mit meinen und denken. Wenn du dden Rest vom Text hasst, oder die Situation kennst, in der es geäußert wurde, ist es absolut kein Problem, herauszufinden, ob es indirekte Rede ist oder nicht.

die Franzi

Hi,

offensichtlich habe ich bei meinen bisherigen Antworten nicht richtig nachgedacht… nach diesen einleitenden Verben (meinen, denken, sagen, behaupten, …) kommt IMMER indirekte Rede. Auch wenn man eigene Gedanken und Überlegungen darstellt, ist das indirekte Rede, denn man hat ja in Gedanken mit sich gesprochen.

„Ich denke, das ist kein Problem.“ ist Umgangssprache, das dass ist weggelassen. Schreiben würde man „Ich denke, dass das kein Problem ist.“ Regel gerettet.

die Franzi

Ja, genau so habe ich mir das auch vorgestellt. Wenn es in der Grammatik eben diese Regeln gibt, dass nach diesen einleitenden Verben indirekte Rede kommt, dann sollte es eigentlich keine Ausnahmen geben. Aber dass+Indikativ ist indirekte Rede. Also ist das legitim. Ist diese Formulierung eigentlich legitim?:
„Ich denke, das sei kein Problem.“
Das ist ja extrem formell und das spricht niemand so, doch wenn man diese Regeln einhält, dann müsste das ein korrekter Satz sein.
Natürlich sagt das niemand in der Umgangssprache und natürlich schreiben viele das so nicht, aber ist der Satz rein theoretisch und formell korrekt?
LG
Mati

Hi,

der ist nicht korrekt. Ich kann dir aber nicht sagen, warum - ich spreche nur Deutsch und lese viel, aber ich habe die Regeln nicht alle auswendig gelernt (wie für Englisch und Russisch).

die Franzi

Ich war mir ziemlich sicher, dass der Satz korrekt ist, denn er enthält ein Verb, das indirekte Rede einleitet. Und nach indirekter Rede steht eben Konjunktiv 1 oder 2 oder eben dass+Indikativ.
Ich kann dir auch ein anderes Beispiel zeigen:
„Ich behaupte, das sei kein Problem.“
Das hört sich doch besser an. Und „behaupten“ leitet indirekte Rede ein, also täuscht man „behaupten“ durch „denken“ aus, was auch indirekte Rede einleitet, und dann hat man einen eigentlich korrekten Satz. So hab ich es mir jedenfalls vorgestellt, und ich war auch überzeugt davon. Bist du dir wirklich sicher? Ich meine, es könne auch davon kommen, dass man so einen Satz nicht jeden Tag hört.

Hi,

Kontext, Kontext, Kontext.

Ich kann mich nicht bei einer Dinnerparty hinstellen und der Gastgeberin, die verzweifelt, weil sie nicht weiß, wie sie die schwere Kartoffelsalatschüssel vom Balkon schleppen soll, sagen: „Ich denke, das sei kein Problem. Ich helfe Dir.“ Ich kann auch nicht sagen „Ich behaupte, ich helfe Dir.“ Man sagt entweder „Das ist kein Problem, ich helfe Dir.“ oder „Ich denke, dass das kein Problem ist. Ich helfe Dir.“ oder man hilft einfach.

Man kann aber über ein vergangenes Ereignis im Präsens berichten, um es dramatischer zu machen. Z.B. kann man über die Diskussion zwischen Freunden über die Urlaubsplanung so berichten: „Er sag, es sei zu teuer. Ich behaupte, das sei es nicht. Er meint, es lohne sich nicht. Ich sage, doch. Susi haut auf den Tisch und sachreit, wir sollten uns zusammenreißen. …“

die Franzi

Also, der Satz, den ich beschrieben habe, ist durchaus komisch, Ja. Aber er ist (in bestimmten Situationen) möglich, oder hab ich das falsch verstanden? Also ist der Satz doch korrekt?

Hi,

er ist korrekt, wenn er im richtigen Zusammenhang steht. (Kontext = Zusammenhang, der Text drumherum, die Situation, die Tatsache, über die erzählt wird…)

die Franzi

Danke.