Informationen auf Geschlechtschromosomen?

Etwas komische Frage, gebe ich zu:

Welche Informationen sind auf den Geschlechtschromosomen gespeichert? Oder genauer formuliert: Bestimmt die männliche Geschlechtsausprägung ausschließlich das Y Chromosom, oder spielen auch andere Chromosome darin eine Rolle? Oder nochmals anders formuliert: Wenn ein Mann mit seiner Frau ein männliches Kind bekommt, wird dieses wohl oder übel das Y Chromosom des Mannes mitbekommen haben. Werden sich dementsprechend die äußeren Geschlechtsorgane des Kindes mit denen des Vaters ähneln?
Oder noch ein letztes mal anders formuliert: Man kann sagen: „Hui! Das Kind hat die Nase von der Mutter, oder von dem Vater, oder von dem Großvater!“ Kann man auch sagen: „Hui! Das Kind hat den Penis von dem Großvater mütterlicherseits!“ ?

Bitte um Hilfe, da mein Bio Unterricht nicht auffschlussreich genug war.

Dass ein Mann ein Mann ist, liegt allein am Y-Chromosom. Soviel ist völlig klar. Aber dann fangen die Kompliziertheiten an.

Zwar ist es wahrscheinlich, dass der Penis des Kindes dem Penis des Vaters ähnelt, aber es muss keineswegs so sein, aus verschiedenen Gründen. Über die Ausprägung entscheiden nämlich sowohl auch Gene, die nicht auf den Geschlechtschromosomen sitzen als sogar auch überhaupt außergenetische Eigenschaften.

  1. Beispiel: Vater weiß, Mutter schwarz, Penis des Kindes?
  2. Beispiel: Mutter hat eine Stoffwechselkrankheit auf das Kind vererbt, die die Funktion der Hoden des Kindes beeinträchtigt.

Die Unterschiedlichkeit des genetischen zum somatischen Geschlecht kann so weit gehen, dass ein Mann komplett wie eine Frau aussieht und sich bis zu seinem Lebensende fragt, warum er keine Kinder geboren hat.

Etwas komische Frage, gebe ich zu:

Ich finde die Frage nicht komisch.

Zusätzlich zu dem, was bumi schon geschrieben hat:

Ein genetischer Schalter entscheidet darüber, ob eine Eizelle „männlich“ oder „weiblich“ ist. Beim Menschen liegt dieser Schalter auf dem Y-Chromosom. Dieser Schalter ist ein einziges kleines Gen, welches für einen sog. Transkriptionsfaktor kodiert. Dieses Genprodukt ist ein Protein, welches dafür sorgt, dass andere Gene aktiviert werden. Ist dieses Gen (also der Schalter) vorhanden, dann ist auch der Transkriptionsfaktor vorhanden, und dann werden dessen Zielgene aktiviert und es startet eine ganze Kaskade von Genaktivitäten, die eben das „aus-dir-wird-ein-Männchen-Progamm“ starten.

Diese Zielgene und überhaupt alle möglichen Gene, in im Rahmen dieser Kaskade eine Rolle spielen, sind recht wild im Genom (über alle Chromosomen) verteilt. Sicher sind auch einige wieder auf dem Y-Chromosom, aber ich habe keine Ahnung, welche und wie wichtig die sind.

Ansonsten ist auf dem Y-Chromosom nicht viel los. Der größte Teil ist homolog zum X-Chromosom, und hier kommt es bei der Bildung der Keimzellen auch zum Austausch von Genen zwischen den homologen Teilen von X- und Y-Chromosom. So besteht der überwiegende Teil des Y-Chromosoms also nicht wirklich aus Y-Chromosom-spezifischen Genen, sondern eher aus Geschlechts-Chromosom-spezifischen Genen. Der oben erwähnte Schalter liegt natürlich am anderen Ende des Y-Chromosoms, der eben NICHT homolog zum X-Chromosom ist, so dass dieser Schalter nicht auf ein X-Chromosom wechseln kann.

VG
Jochen

Hallo tomvandice,

ich würde dir empfehlen, dich mal etwas über die Geschlechtsentwicklung zu informieren.

Die über Geschlechtschromosomen ist nur eine Variante. Bei Krokidilen ist die Temperatur von der Eiablage bis zum Schlüpfen entscheidend. Manche Fische können ihr Geschlecht nach Bedarf wechseln. Irgendwo im Hinterkopf sind auch Tiere, die erst Männchen und später Weibchen sind, will ich aber nicht beschwören. Daneben sind auch etliche Tiere (Schnecken z.B.) Zwitter.

Und auch bei den Arten, die Geschlechtschromosomen benutzen, ist der Mechanismus sehr uneinheitlich. Viele Insekten haben X/0, das y Chromosom ist als verschwunden. Bei den Vögeln ist m.W. XX ein Männchen und XY ein Weibchen.

Welche Informationen sind auf den Geschlechtschromosomen
gespeichert?

Alle möglichen, z.B das für Rot-/Grün-Sehen. Daher sind fast nur Männer röt-/grün-blind, weil die Frauen (meist) noch ein 2. gesundes X-Chromosom haben.

Umgekehrt ist die Entwicklung der Geschlechtsorgane so eng mit der Entwicklung des Körpers insgesamt verbunden, dass wohl keines der 23 Chromosomen daran nicht beteiligt ist.

Oder genauer formuliert: Bestimmt die männliche
Geschlechtsausprägung ausschließlich das Y Chromosom, oder
spielen auch andere Chromosome darin eine Rolle?

Das Y-Chromosom bewirkt beim Menschen die Entwicklung zum Mann, aber nur sehr indirekt. Es stößt auf Wegen, die ich nicht genau kenne, die Ausschüttung von Hormonen an. Diese bewirken dann die Ausprägung der Geshlechtsorgane als Mann oder Frau.

Oder nochmals
anders formuliert: Wenn ein Mann mit seiner Frau ein
männliches Kind bekommt, wird dieses wohl oder übel das Y
Chromosom des Mannes mitbekommen haben.

Das ist nicht anders formuliert, sondern Allgemeinwissen.

Werden sich
dementsprechend die äußeren Geschlechtsorgane des Kindes mit
denen des Vaters ähneln?

Wie schon gesagt, die Entwicklung ist so grundlegend, dass wohl jedes Chromosom beteiligt ist. Und auch die X/0-Variante, also das Fehlen des Y-Chromosoms, könnte funktionieren, wie bei Insekten. Aber beim Menschen (und wohl anderen Säugern) sind X/0-Individuen weiblich, annähernd jedenfalls. Das weiß man aus genetischen „Unfällen“. Aber das ist nur bei uns so, und damit nur ein Weg zum Ziel, kein Prinzip.

Oder noch ein letztes mal anders formuliert: Man kann sagen:
„Hui! Das Kind hat die Nase von der Mutter, oder von dem
Vater, oder von dem Großvater!“ Kann man auch sagen: „Hui! Das
Kind hat den Penis von dem Großvater mütterlicherseits!“ ?

NEIN.

Bitte um Hilfe, da mein Bio Unterricht nicht auffschlussreich
genug war.

Demnach willst du mehr wissen. Da hab ich dir wohl einiges aufgebürdet, was du erst mal verarbeiten musst. Aber das ist ja auch interessant und zeigt, dass auf jede Antwort 7 neue fragen kommen, wie bei dem Monster, Hydra?

Gruß, Zoelomat

P.S. Die Geschlechtsorgane von Mann und Frau sind auch so unterschiedlich nicht:
Die Klitoris entspricht der Eichel
Die inneren Schamlippen entsprechen den Penisschaft.
Die äußeren Schamlippen entspechen dem Hodensack
Die Hoden wandern erst nachträglich ein, meistens!
Und der G-Punkt entspricht wohl der Prostata.