Hallo alex,
Aber bei der parenteralen Ernährung ist die Osmolarität der
Lösung auch sehr hoch. Müsste hier nicht genau das gleiche
passieren? Wie soll das Gewebe ernährt werden, wenn hypertone
Lösungen diesem auch noch Flüssigkeit entziehen?
theoretisch schon und nur für kurze Zeit. Parenterale Infusionslösungen enthalten vergleichsweise kleine Moleküle (z.B. Aminosäuren, Glucose u.s.w.), die schnell vom extravasalen Gewebe aufgenommen und dort verwertet werden. Die bleiben also nicht lange intravasal. Außerdem werden solche Lösungen i.d.R. kontinuierlich über 24 h verabreicht (Tropfenzähler, Infusomat). Somit ist deren systemische osmotische Wirkung vernachlässigbar, während sie lokal jedoch durchaus relevant ist: Optimaler Weise werden sie wegen ihrer grenzwertigen Osmolarität nicht peripher, sondern über einen zentralvenösen Zugang verabreicht, weil sonst die kleinere periphere Vene wegen der geringen Verdünnung und der somit unmittelbaren osmotischen Wirkung der Infusionslösung über kurz oder lang geschädigt wieden kann. Wenn doch, dann wird nicht selten noch eine isotonische Lösung parallel angehängt, um die erwünschte Verdünnung zu erzielen, sodass nicht alle Nase lang eine neue Kanüle gelegt werden muss.
Hypertone Lösungen, die zur Volumenersatz- und Osmotherapie verwendet werden, enthalten vergleichsweise große gelöste Moleküle (HES, Dextrane, Gelatine u.s.w.), die relativ langsam resorbiert werden, also vergleichsweise lange intravasal verweilen, und somit eine relevante systemische osmotische Wirkung erzielen, entweder um die extravasale Einlagerung von Flüssigkeit zu verhindern bzw. zu reduzieren oder extravasale Flüssigkeit zu mobilisieren. Auch sie sollten möglichst über einen zentralvenösen Zugang verabreicht werden.
Gruß
Huttatta