Innovationsmanagement

Liebe/-r Experte/-in,

Ich bin dabei einen Bericht über Innovationsmanagement für technische Produkte zu verfassen.
Dabei stellt sich mir zurzeit folgende Frage:
Wie geht man in „sehr“ großen Unternehmen vor um ein strukturiertes Innovationsmanagement zu entwickeln? Und nach welchen möglichen Kriterien werden Budget für Projekten freigegeben oder auch nicht. Wie genau erfolgt die Priorisierung?

Danke für deine Hilfe

Sawyer

Hallo Sawyer,

wie so oft lautet die Antwort - kommt darauf an. Ich empfehle hierfür das Standardwerk zum Innovationsmanagement von Salomo/Hauschildt: Innovationsmanagement, Neuauflage 2011, Vahlen.

Viele Grüße!

Hallo,

diese Fragen sind in der gebotenen Kürze kaum zu beantworten…

zur Einführung strukturierten IM in „sehr“ großen Unternehmen wäre zunächst die Frage nach der richtigen Aufhängung des Themas (z.B. Konzernzentrale, oder dezentral über Pilotbereiche) gemäß der individuellen Hintergründe des konkreten Unternehmens zu entscheiden. An dieser Stelle wäre dann der Aufbau entsprechender professioneller Kompetenz des Innovationsmanagements angebracht. Die englische Norm BS 7000-1 kann hierzu einige sinnvolle Beiträge beisteuern, auch wenn diese Norm nie als Blaupause verstanden werden sollte.

Zur Budgetverteilung: Hierzu gibt es aktuell recht weit gediehene Forschung, u.a. an der TU Berlin, Lehrstuhl Prof. Gemünden. Wobei Budget nur ein Aspekt unter mehreren ist, mindestens ebenso wichtig sind Fragen der Kapazität und der Opportunitäten. Schlagwort der weiteren Suche hierzu wäre: Multiprojektmanagement.

Viel Erfolg!

Bert Miecznik

Lieber Sawyer,

kannst Du mir bitte einfach eine eMail an [email protected] schreiben? Dann kann ich Dir mein Script (pdf) zuschicken, dem Du die Antworten und vielleicht auch noch ein wenig mehr zum Thema Innovationsmanagement für technische Produkte in sehr großen Unternehmen entnehmen kannst.

Beste Grüße
Eckhard.

Hi Sawyer,

große (aber auch vernünftig organisierte „kleine“) Unternehmen wie Konzerne nutzen eine Matrixorganisation und eine Salamitaktik.

Struktur:

Sie zerteilen das Projekt in Phasen, wie z. b: (1) Ideenphase (2) Definitionsphase (3) Konzeptphase (4) Konzepttestphase (5) Forschungs- und Entwicklungsphase 6) Anwendungs- und evtl. Testmarktphase (7) Marktvorbereitungs- und Rollout-Phase. Jede Phase kann weitere Unterphasen haben

Management:

Es gibt einen Produkt/Projekt-Manager (meistens sogar international oder in der Zentrale) und für jede Phase einen Teilprojekt-Manager. Der Leiter F&E ist z.B. „nur“ Teilprojektmanager der oben beschriebenen Phase (5). In der Phase (7) kann es z.B. der Vertriebsleiter sein (oder bei unterschiedlichen Rollouts in den Ländern auch jeweils der örtliche Marketing- oder Vertriebsleiter).

Weiterhin existiert ein Innovationsausschuss aus den Leitern aller Fachbereiche + Recht + … Er entscheidet nach jeder Phase nur die Weiterführung oder den Stop. Man entscheidet also nicht die Gesamteinführung, sondern „nur“ ob nach der Ideenphase die Definitionsphase bearbeitet werden soll usw.

Priorisierung:

Wenn es gut geht, dann hat man mehrere Projekte jeweils in den verschiedenen Phasen mit verschiedenen Zeithorizonten pro Phase.

Wenn es sehr gut geht, dann hat man bereits am Start zu viel / oder auch zwischendurch. Dann entscheidet die Situation des Unternehmens, die plausible Aussicht und vor allen Dingen die Unternehmensstrategie. Wer schnelle Umsätze braucht, wird schnelle Aussichten nach vorne treiben. Wer unbedingt die strategische Schließung einer Sortiments- oder Marktlücke benötigt, wird dieses nutzen. Das mangelnde Budget sollte an letzter Stelle kommen, denn man könnte gute Aussichten auch Fremdinanzieren / Co-Entwicklungen betreiben usw,

Budget

Das Budget für alle Phasen wird ab der ersten Phase incl. Fremdkosten, eigene Ressourcen usw. gschätzt. Diese Planung ist häufig sehr gut, weil man in ähnlichen Feldern arbeitet und Erfahrungswerte hat. Wenn man Plan-Zeitachsen hinter die Phasen legt hat man praktisch schon eine Liquiditäts- und Kapazitätsplanung. Im Grunde fällt das nur bei echten Durchbruchsinnovationen schwer (total neue Technologien, Spielfeldänderungen…). Hier wird das auch geschätzt, jedoch mit höherem Risiko.

Nach jedem Phasen-Ende wird die Budgetplanung für jede noch folgende mit den neuen Erkenntnissen fortgeschrieben. Sie wird also mit jeder Stufe genauer.

Budget im Sinne von Forecast wird ab der ersten Phase geschätzt und plausibilisert. In der Konzeptphase liegt praktisch ein Soll-Businessplan vor. So, als würde man das einem Investor geben. Das heißt, man hat sich auch den Markt vorgestellt und weiss, welche Stückzahlen man zu welchen Preisen herstellen und verkaufen will. F&E bekommt also einen Herstellungspreis, der anvisiert wird, vorgegeben. -Hat man nach der Konzeptphase mehrere Alternativen, so zieht man die vor, die aus der Sicht des „Investors“ besonders sexy ist. Die andere Idee stellt sich dann für F&E erst einmal hinten an…

Have fun:

Jo Pass

Das ist aber eine mächtige Frage - zu groß für ein wer-weiß-was-Forum, denn dazu müssen in einem Beratungsgespräch eine Reihe von Dimensionen des „sozio-technischen Innovationsmanagementsystems“ geklärt werden, z.B.

  • Was ist organisatorisch schon da und ggf. integrierbar: vom Verbesserungsvorschlagswesen über Ideenmanagement bis zum Business Development?
  • Wer sind die Menschen/Experten-Netzwerke, die angesprochen werden sollen: intern und ggf. extern (open innovation)?
  • Was ist an Wissensmanagement als Basis schon vorhanden?
  • Gibt es Aussagen des Managements zur Innovationsstrategie, z.B. Suchräume/Denkkorridore?
  • Wie steht es mit der Wissens- und Innovationskultur (eine Reihe von Fragen)?
  • Gibt es ein Prozessmanagement und sind Prozesse des Managements des Intellektuellen Vermögens (Wissen - Ideen - Patente - …) schon enthalten?
  • Was macht das Technologiemanagement, ggf. bei F&E mit Innovationsprojekten?

    Wenn Sie wollen, können wir das gerne zusammen angehen.
    Herzliche Grüße, Josef Hofer-Alfeis
    Berater für Wissens- und Innovationsmanagement

…folgende Frage:
Wie geht man in „sehr“ großen Unternehmen vor um ein
strukturiertes Innovationsmanagement zu entwickeln? Und nach welchen möglichen Kriterien werden Budget für Projekten freigegeben oder auch nicht. Wie genau erfolgt die Priorisierung?

Hallo,

ich habe keine Ahnung, wie Innovationsmanagement in großen und sehr großen Unternehmen vonstatten geht. Ich nehme mal an, es läuft nicht überall nach demselben Schema ab, sondern es hängt davon ab, welche Vorlesungen, Lehrgänge und Seminare die Entscheider besucht haben, bzw. welche Berater sie haben.

Von Klein- und mittelständigen Unternehmen (KMUs), in denen es um die Einwerbung von Förderprojekten durch die Öffentliche Hand, z. B. die EU, das Bundesforschungsministerium, das Bundeswirtschaftsministerium oder das Bundesland, geht, verlangen die Fördermittelgeber recht detaillierte Angaben, z. B.:
die Anzahl der Beschäftigten, darunter die Anzahl der Frauen,
die Anzahl der in F/E Beschäftigten, darunter die Anzahl der Frauen,
die Anzahl der im Projekt geschaffenen Beschäftigtenstellen, darunter die von Frauen,
die Anzahl der durch die Verweertung des Projektergebnisses geschaffenen Beschäftigtenstellen, darunter die von Frauen,
Projektkosten, aufgeschlüsselt,
fürs Projekt eingesetztes Eigenkapital,
Kreditzusicherung der Bank,
erwartetes finanzielles Projektergebnis,
Angaben zum Risiko,
aktuelle Gewinn- und Verlustrechung,
aktuelle Jahresabschlußbilanz,
detaillierte Finanzplanung für die nächsten 3 Jahre,
detillierte Projektbeschreibung mit detailliertem Arbeitsplan (Arbeitspakete, Balkenplan).

Hallo Sawyer,

sorry für die späte Antwort, war in Urlaub.
Wie bist Du bei wer-weiss-was auf mich gestossen. Zum Thema Innovationsmanagement habe ich vor 6 oder 7 Jahren meine Diplomarbeit geschrieben, seit dem aber kaum mehr etwas mit dem Thema zu tun gehabt. Bei Bedarf stelle ich Dir gerne Auszüge aus der Arbeit zur Verfügung.

Gruß,
Thomas

In der Industrie wird inzwischen sehr häufig der stage gate process nach cooper angewandt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Stage-Gate-Modell

Empfehlenswert hierzu:
Robert G. Cooper: Top oder Flop in der Produktentwicklung. Erfolgsstrategien: von der Idee zum Launch. Wiley-VCH, Weinheim 2002, ISBN 3-527-50027-8 Buch anschauen

Die Idee muss also immer wieder von einem Kommittee (stage gate) freigegeben werden.
Kriterien können sein:
Marktgrösse
Nutzen (Kostensenkung, andere quantitative Kriterien, qualitative kriterien)
Kosten und Marge
Risiko / Aufwand

Das Kommitee etscheided dann über die Priorisierung auch in Bezugnahme auf die aktuellen R&D Ziele und was dort in der Pipeline ist.

Hoffe das hilft weiter.
VG Hans-Georg

Guten Tag Sawyer,
hallo miteinander,

ein Thema, dass in unserem Transferprojekt „Kreativität und Innovation im demografischen Wandel - KrIDe“ z.B. mit der Werkzeugkoffer Innovation unter einem besonderen Fokus steht (s.a. http://www.KrIDe.de). Daher hier auch rasch meine Kurzantworten:

> Wie geht man in „sehr“ großen Unternehmen vor um ein strukturiertes Innovationsmanagement zu entwickeln?

Leider gibt es hier immer noch „Abteilungen“, die sich mit Innovationsentwicklung und Innovationsmanagement befassen. Oft wissen die hauptberuflichen Innovatoren und die Nutzer von Neuerungen, die ja erst eine neue Produktidee durch ihre Marktakzeptanz zur Innovation machen, wenig bis gar nichts voneinander.

Aber es gibt auch erfolgreiche Unternehmen, die durch ein strukturiertes Innovationsmanagement unter Einbezug der Lieferanten und Kunden eine effiziente und effektive Innovationsentwicklung praktizieren. Häufig als open Innovation. Inzwischen auch oft mit Internetunterstützung.

> Und nach welchen möglichen Kriterien werden Budget für Projekten freigegeben oder auch nicht.

Da Sie ausdrücklich nach „sehr“ großen Unternehmen fragen, muss ich Ihnen hier eine Antwort schuldig bleiben.

> Wie genau erfolgt die Priorisierung?

Auch das ist für mich bei „sehr“ großen Unternehmen nicht wirklich schlüssig nachvollziehbar. Grundsätzlich gibt es natürlich eine Reihe von Bewertungsmethoden in den Prozessmodellen für die Innovations- und Produktentwicklung, die sicher auch in „sehr“ großen Unternehmen für eine Priorisierung zu Rate gezogen werden.

Wenngleich die Kurzantworten dem komplexen Thema nicht gerecht werden, hoffe ich doch zumindest ein paar Impulse gegeben zu haben. Gerne stehe ich aber auch für Detailfragen zur Verfügung, oder auch im IdeenClub zur Diskussion.

Freundliche Grüße
Hans-Rüdiger Munzke

Diese Fragestellung ist meines Erachtens für ein derartiges Forum nicht geeignet. Sie ist viel zu umfangreich, außerdem ist hierzu Fachliteratur in großem Umfang vorhanden.

Ernest

Diese Fragestellung ist meines Erachtens für ein derartiges Forum nicht geeignet. Sie ist viel zu umfangreich, außerdem ist hierzu Fachliteratur in großem Umfang vorhanden.

Ernest

Guten Tag,

Guten Tag Sawyer,
hallo miteinander,

ein Thema, dass in unserem Transferprojekt „Kreativität und Innovation im demografischen Wandel - KrIDe“ z.B. mit der Werkzeugkoffer Innovation unter einem besonderen Fokus steht (s.a. http://www.KrIDe.de). Daher hier auch rasch meine Kurzantworten:

> Wie geht man in „sehr“ großen Unternehmen vor um ein strukturiertes Innovationsmanagement zu entwickeln?

Leider gibt es hier immer noch „Abteilungen“, die sich mit Innovationsentwicklung und Innovationsmanagement befassen. Oft wissen die hauptberuflichen Innovatoren und die Nutzer von Neuerungen, die ja erst eine neue Produktidee durch ihre Marktakzeptanz zur Innovation machen, wenig bis gar nichts voneinander.

Aber es gibt auch erfolgreiche Unternehmen, die durch ein strukturiertes Innovationsmanagement unter Einbezug der Lieferanten und Kunden eine effiziente und effektive Innovationsentwicklung praktizieren. Häufig als open Innovation. Inzwischen auch oft mit Internetunterstützung.

> Und nach welchen möglichen Kriterien werden Budget für Projekten freigegeben oder auch nicht.

Da Sie ausdrücklich nach „sehr“ großen Unternehmen fragen, muss ich Ihnen hier eine Antwort schuldig bleiben.

> Wie genau erfolgt die Priorisierung?

Auch das ist für mich bei „sehr“ großen Unternehmen nicht wirklich schlüssig nachvollziehbar. Grundsätzlich gibt es natürlich eine Reihe von Bewertungsmethoden in den Prozessmodellen für die Innovations- und Produktentwicklung, die sicher auch in „sehr“ großen Unternehmen für eine Priorisierung zu Rate gezogen werden.

Wenngleich die Kurzantworten dem komplexen Thema nicht gerecht werden, hoffe ich doch zumindest ein paar Impulse gegeben zu haben. Gerne stehe ich aber auch für Detailfragen zur Verfügung, oder auch im IdeenClub zur Diskussion, Einladungslink:
http://www.xing.com/group-15041.cfa673

Freundliche Grüße
Hans-Rüdiger Munzke