Hai,
Ich kann als Medizinstudentin jeden Text von Popper lesen,
denn er ist einfach und klar. Deine Texte erscheinen mir
dagegen oft eher schwierig zu lesen. Dabei habe ich weniger
ein Problem mit den Fachtermini (denn ich bin gerüstet mit dem
Schischkoff, einem Fremdwörterduden, dem von Krings,
Baumgartner und Wild herausgegebenen „Handbuch philosophischer
Grundbegriffe“ in sechs Bänden, Lateingrundkenntnissen und
einem hinreichend gesunden Menschenverstand) sondern oft eher
mit dem mir häufig sehr akademisch, an der realen Lebenswelt
vorbeizielend erscheinenden Fokus.
Hallo Tahere!
Ich kann als Netzwerkadministrator und Englischsprechender jeden Text aus der BILD lesen,denn sie ist einfach und klar! 
Aber Scherz beiseite:
Das Problem ,Literatur nach deinem Kriterium auszuwählen oder zu beurteilen,ist folgendes:
Die Realität ist im Allgemeinen nicht simpel,sondern KOMPLEX.
Eine Darstellung eines Sachverhalts,gerade im sozialwissenschaftlichen Bereich,ist nicht schon deshalb richtig,weil sie einfach und klar erscheint. Es ist eine große Kunst,von der richtigen,integren Beschreibung/Analyse eines Faktenzusammenhangs,zur prägnanten Formulierung zu kommen,ohne dabei wesentliche Nebenaspekte zu verlieren oder zu verfälschen.
Die Vereinfachung erzeugt die Prägnanz(Klarheit). Will ich aber dem Leser ermöglichen,meine Analyse nachzuvollziehen,so muss ich sie ihm ähnlich komplex darlegen,wie der zugrundeliegende Sachverhalt komplex ist. Wenn ich prägnant formuliere,und die Komplexität beschneide,eröffne ich dem Leser nämlich auch die Möglichkeit,von meiner Darstellung im Einzelfall eine völlig am Originalgegenstand,seiner innerlichen Beschaffenheit(und daher meist eben Kompliziertheit,wenn es um dynamische,detailreiche Lebenswirklichkeiten geht)vorbeigehende Anwendung zu machen.
Die prägnant formulierte „Wahrheit“,der simpel formulierte Zusammenhang,die Quintessenz,sie werden alle bei richtiger Ableitung aus der Komplexität auch für die meisten Fälle zutreffen(in der komplexen Realität sich wiederfinden),allerdings können sie auch ,wenn man sie dann wiederum als Werkzeug oder Handlungsanleitung benutzt,in genau DEM EINEN Fall völlig danebenliegen.
Das soll bedeuten: Die simple,prägnante Darstellung verleitet durch ihre Behauptung unmittelbarer Anwendbarkeit dazu,auf der Detailebene Nebenzusammenhänge oder Ausnahmen dogmatisch ausser acht zu lassen,und sie fordert eben NICHT dazu heraus,für jede praktische Nutzbarmachung ihrer selbst die Herleitung AUS DER KOMPLEXEN REALITÄT selbst zu wiederholen(sei es als Entscheidungshilfe zum Handeln,oder auch um die Darstellung um Selbstgefundenes zu ergänzen,oder auch sie zu widerlegen),d.h. die immens wichtige ständige Rückkopplung von Theorie und Praxis findet dann nicht mehr statt.
Die Klarheit und Simplizität machen den Rezipienten in gewisser Weise,wenn einer die komplexe Grundlage nicht verstanden hat,denkfaul,und verleiten eventuell zu kleinen,aber sich summierenden Fehleinschätzungen aufgrund mangelnder Kenntnis von Fakten- und/oder inneren Enwicklungsgesetzen eines Betrachtungsgegenstandes.
Und wenn´s dann in die Hose geht,dann richtig,der Jammer ist groß,und gerade bei eher schematisch und simpel strukturierten Menschen besteht die Tendenz,gleich die gesamte Analyse/Methode/Begrifflichkeit über Bord zu werfen,auch wenn sie im wesentlichen richtig ist (d.h.:das innere Wesen des Gegenstandes wie die Entwicklungsmöglichkeiten grundsätzlich richtig wiedergebend).
Siehe der Zusammenbruch der sozialistischen Staatenwelt,manche Leute in Foren,etc.
hier möcht´ ich mich mal hineintauchsiedern:
Eben das ist nicht so ganz einfach. Die gesamte bürgerliche
Wissenschaft hat es geschafft, Begriffe so umzudefinieren, daß
sie dem gesunden Menschenverstands widersprechen. So ist z.B.
in der SRT von Einstein ein Bezugssystem ein System, welches
keinen Bezug haben darf. Nee, ist kein Witz. Das zieht sich
weiter durch die gesamten Bereiche irgendwelcher Wissenschaft.
Der Grund dafür ist die „Weltanschauung“, sprich, die Art der
verwendeten Logik. Formale Logik und Aussagenlogik zusammen
verwendet ergeben ein Denksystem. Nur lassen sich beide auf
verschiedene Weise miteinander kombinieren, von denen nur eine
in sich konsistent ist. Teils wird die Dialektik auch ganz
fallen gelassen, weil sie sonst dem Denksystem widerspricht.
So kann sie transzendent sein, wie bei Kant, oder
Transzendenzien enthalten (Hegel).
Gruß
Frank
Hallo Frank!
1.Mit deiner Einschätzung der bürgerlichen Welt hast Du zwar nicht ganz Unrecht,aber da gibt es doch wohl bessere Beispiele als Einstein,Dir fällt nur leider immer nur dieses eine ein.
Zu Einstein vielleicht später mehr. Aber auch wenn dir sein SYSTEM nicht sympathisch oder politisch korrekt erscheint,sein Erkenntnisgehalt und dessen reale,physikalische Nutzbarkeit,sind doch immens,ja weltbewegend.
Ich kann mich täuschen,ob es bei dir auch so ist,aber es gibt auf der Welt so eine Art von Genies,bei denen das,was vom Denken her richtig und logisch sein sollte,nie in der Realität funktioniert,und bei denen das,was funktioniert,als unlogisch und unrealistisch verdammt wird.
Einstein wollte kein perfektes logisches,dialektisches oder wie auch immer schematisches System machen(wie übrigens auch Marx nicht),sondern physikalische Tatsachen und Fragestellungen,mathematisch-logische Schlussfolgerungen,und Ungereimtheiten der bis dato bestehenden Wissenschaft unter einen Hut bringen,um der physischen Realität und ihren Zusammenhängen ein Stück (!!!)näher zu kommen,um der Menschheit ein paar grundlegende Erkenntnisse zu schenken,wohl wissend,dass er selbst und auch sonst niemand allwissend ist oder jemals sein kann.
2.Ja klar,wenn du zwei Arten von Logik vermischst,wird natürlich irgendein „Denksystem“ herauskommen,ob das dann ebenfalls logisch,ist deswegen noch nicht zwingend,und selbst wenn,ob es dann auch irgendeinen Sinn ausserhalb der Logik,geschweige denn je irgendeinen Nutzen für die Menschheit hat,nur weil es in sich formal stimmig ,ist auch fraglich.
Es geht eben nicht darum,ein System zu machen,es geht auch nicht darum,irgendetwas in ein dialektisches System zu zwängen,und dann sei es richtig,wahr und nützlich. Das haben Marx und Engels,das hat sogar der „praktisch-politische“ Wladimir I. Uljanow mehrfach betont und auch aus „seiner“ Praxis für „seine“ Zeit und „seine“ Fragestellungen hergeleitet.
Genau das ist doch ein wesentlicher Bestandteil von Marxens Kritik an der Hegelschen Dialektik,dass er von einer religiösen Setzung,von der „reinen Idee“ des absoluten Geistes ausgehend,ein dialektisches System macht,das zwar innerhalb der Setzung dialektisch sehr ausgefeilt sein mag,aber:
1.nützt das innerlich stimmigste System(nach welchen Regeln auch immer)nichts für weder die Entwicklung der Philosophie,noch für die Entwicklung der Praxis noch für die Entwicklung einer auf die Veränderung der gesellschaftlichen Realität gerichtete Handlungsstrategie,wenn die VORAUSSETZUNG schon falsch ist;
2.hat keiner der o.g. behauptet,das die ENTWICKLUNG der Realität,sei es die historische,soziale,oder physikalische etc. Realität,immer zu jeder Zeit,an jedem Punkt,und auf jeder Ebene,gleichzeitig den Gesetzen der Dialektik folgt,sondern z.B. Marx und Engels haben bestimmte Sachverhalte beobachtet,Widersprüche und Gegensätze erkannt und begründet,dass deren,und zwar nur der jeweils Betrachteten(Sachverhalte,Widersprüche,Klassen,Menschen,Produktionsverhältnisse usw.usf…)),
ENTWICKLUNG(nochmals groß) dialektischen Gesetzmässigkeiten folgt. Es gibt auch Vorgänge,Zeiträume,Orte in der Natur und in der Gesellschaft,die nicht der Dialektik gehorchen(Aussterben einer Population,Dunkle Zeitalter,Eiszeit,Schwarzes Loch,)wo die Entwicklung(auf derselben Ebene betrachtet),anstatt aus dem Gegensatz,dem Widerspruch,eine neue Einheit herzustellen,einfach abbricht,rückwärts verläuft,degeneriert,besonders dort,wo sie von denkbegabten Individuen mitbestimmt wird,die eben nicht immer nach dialektische Notwendigkeit entscheiden,sondern auch einmal anders,falsch,gegen ihre eigenen Interessen,ob bewußt oder unbewußt. Es wird z.B.nicht automatisch die sozialistische Produktionsstufe(im Sinne von kooperativ und nichtwarenförmig)erreicht,nur weil abstrake Schemata dies fordern. Lass einen Kometen einschlagen,und die historische Dialektik der Gattung Mensch hat sich halt dann erledigt,und niemand macht das Licht aus.
3.Ich finde,du solltest wirklich mehr Marx lesen,ich glaube ich hatte dir schon einmal „Die Heilige Familie(gegen Bruno Bauer und Konsorten)“ und den „Anti-Dühring“ („Herrn Eugen Dühring’s Umwälzung der
Wissenschaft“),zumindest,damit du manche Missverständnisse über das Marxsche Denken und Wollen,und die von dir oft verwendeten Begrifflichkeiten aufarbeiten kannst.
Sorry,but that´s the way it is!