Instinkte / Erfahrung a priori

Hallo! Zunächst: ich bin kein Biologe, den unwissenschaftlichen Gebrauch bestimmter Wörter möge man mir
also nachsehen. Was mich interessiert ist folgendes: Woher stammen unsere Instinkte bzw. angeborenen
Verhaltensweisen, will sagen: Woher weiß der Säugling, dass er unter Wasser nicht atmen kann, woher weiß
der Kuckuck Jungvogel, dass er die anderen Nestlinge aus dem Nest schmeissen muss? Gehen die
zeitgenössischen Theorien von einer Art genetisch vererbter Erinnerung aus oder folgen sie der
Darwinschen Evolutionstheorie. Mit letzterer kann ich mir zwar erklären, warum Giraffen lange Hälse
haben, aber für oben genannte Beispiele erscheint mir die Theorie schon ein bisschen abwegig …

Bitte keine wilden Spekulationen posten, sondern nur den aktuellen Forschungsstand verständlich erklärt :wink:

Besten Gruß!

Zunächst: ich bin kein Biologe,

Hallo, Princeparadox, ich auch nicht,

Schau mal hier: http://www.zum.de/Faecher/Bio/SA/stoff10/verhalten_s…
http://www.webmic.de/kaspar-hauser-versuche.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Ethologie

Gruß
Eckard

Noch eine Präzisierung: wenn Instinkte vererbt werden, aber nicht im Leben erworbene Erfahrung, wie hat
sich der Instinkt dann gebildet? Irgendwann muss auch er mal auf einer Erfahrung beruht haben, oder?

Hai,

Noch eine Präzisierung: wenn Instinkte vererbt werden, aber
nicht im Leben erworbene Erfahrung, wie hat
sich der Instinkt dann gebildet? Irgendwann muss auch er mal
auf einer Erfahrung beruht haben, oder?

nö, jedenfalls nicht, wenn man nicht Lamarck folgt (http://de.wikipedia.org/wiki/Jean-Baptiste_de_Lamarck).
Die Überlegungen* am Beispiel des Kuckucks: ursprünglich benahmen sich Kuckucksküken wie die anderen auch. Alle saßen zusammen im Nest und wenn ein Elt mit Futter kam, hat der was bekommen, der den Schnabel am weitesten aufsperrte. Nun gab’s irgendwann mal ein Kuckucksküken (nennen wir ihn Rambo), der einen kleinen genetischen Webfehler hatte. Bei Rambo führte das dazu, daß er ein ausgesprochener Stinkstiefel wurde und seine Pflegegeschwister aus dem Nest warf.
Während nun die anderen Kuckuckskinder das Futter weiterhin teilen mussten und bei Mangelzeiten das Risiko hatten, daß ein anderes Küken das Wenige bekam, hatte Rambo keine Konkurrenz. Die von Rambos Nachkommen, die von ihm diesen Webfehler geerbt haben, hatten so einen Vorteil, der im Laufe der Generationen Rambos Nachkommen zu den einzigen Überlebenden machte.

Gruß
Sibylle
*bewiesen ist das so - soweit ich weiß - noch nicht, aber so funktioniert die aktuelle Theorie

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Hallo Princeparadox,

unter Wissenschaftlern geht man davon aus, dass angeborenes Verhalten genauso wie die Form von Tieren durch Mutation und Selektion, entsprechend Darwins Evolutionstheorie entstanden ist.

Wenn Du Dir vorstellen kannst, dass Mutation und Selektion zur Entstehung langer Hälse bei Giraffen geführt hat, dann solltest Du Dir eigentlich auch vorstellen können, dass dies auch für die Entstehung von Verhaltensweisen führen kann.

Tiere mit längeren Hälsen konnten dort fressen wo andere es nicht konnten. Dadurch stand ihnen mehr Nahrung zur Verfügung, wodurch sie sich besser Vermehren konnten als Tiere der selben Art mit kürzeren Hälsen. Mutationen, die zu längeren Hälsen führten verbesserten also den Fortpflanzungserfolg. Das gleiche Prinzip gilt auch bei den von Dir genannten Beispielen. Säuglinge, die sich durch einen Reflex davor schützen Wasser in die Lunge zu bekommen haben bessere Chancen Erwachsen zu werden und selber Kinder zu kriegen als Säuglinge bei denen das nicht der Fall ist. Kuckuckskinder, die sich daran stören, dass noch Eier oder andere Kücken im Nest sind und diese deshalb entfernen haben bessere Chancen als Einzelkind genug Nahrung zu erhalten als wenn die of viel kleineren betrogenen ‚Elterntiere’ mehre Kücken versorgen müssten. Das Wirken von Mutation und Selektion ist hier ebenso leicht vorstellbar. Bedenke auch immer, dass die Evolution neuer komplexer Verhaltensweisen und Körperformen zumeist Millionen von Jahren und Individuen benötigte.

Nehmen wir einmal an es gäbe so etwas wie ein genetisch vererbbares Gedächtnis. Warum wissen dann kleine Kinder oder Tiere z. B. nicht automatisch, dass sie nicht auf die Straße laufen dürfen, da dies tödlich sein könnte? Warum wissen kleine Kinder nicht automatisch, dass sie die Finger nicht in die Steckdose stecken sollten oder keine Waschmittel trinken sollten? Hierzu ließen sich sicherlich noch zahlreiche Beispiele ausführen.

Ich will hier allerdings nicht verheimlichen, dass man in der heutigen Genetik im weitesten Sinne auch so etwas wie die Vererbung erworbener Eigenschaften kennt (Stichwort Epigenetik). Aufgrund dieser Mechanismen können Merkmale aber nur über wenige Generationen weitergegeben werden. Man hat aber bisher keine Mechanismen gefunden die es ermöglichen erworbene Eigenschaften im Genom nachhaltig zu fixieren. Auf der anderen Seite ist aber die Funktionalität von Mutation und Selektion bei der Schaffung neuer Körperformen und Verhaltensweisen wissenschaftlich erwiesen.

Ich hoffe das hilft Dir erst einmal weiter.

Gruß
Olaf

Hallo Sibylle, Hallo Olaf,
vielen Dank für eure plausiblen Erläuterungen!
Grüße,
PP