Integrative Krabbelgruppe

Hallo,

hat jemand von euch damit Erfahrungen gemacht? Wie gehen kleine Kinder mit (insbesondere geistig) behinderten Kindern um?

Gruß
Miriam

Erfahrungen habe ich zwar nicht mnit behinderten, aber mit gesunden Kindern.

Ich denke, Krabbelkinder nehmen nicht mal wahr, dass die behinderten Kinder anders sind. Die Entwicklungsunterschiede bei gesunden Kindern sind ja schon immens, da fällt es den Kleinkindern kaum auf.

Lutzie

Hallo,

meine Erfahrung mit normaler Krabbelgruppe: die beweglicheren Kinder nehmen den langsameren das Spielzeug weg und behaupten sich, wo sie können. Der Konkurrenzkampf im Krabbelalter ist anscheinend nicht zu unterschätzen.
Ich würde mich eher fragen, wie die langsameren oder auch die behinderten Kinder darauf reagieren - denn die nehmen den Spielzeugklau u.U. nicht so ernst.

Hauptsachen, den Kleinen macht es Spass - ist der einzige Tip, den ich da geben kann.

Gruß, Hovke

Hi,

Krabbelgruppe nicht, nur Kindergarten und Grundschule. Dort waren die Erfahrungen sehr positiv.

Bei Interesse gerne mehr…

Gruß Stefan

Hallo Stefan,

gerne mehr :smile:

Mein Sohn ist jetzt 2 Jahre alt und geht seit September in die Kinderkrippe.
Jetzt habe ich gelesen, dass die Lebenshilfe eine integrative Krabbelgruppe anbietet, die einmal pro Woche anderthalb Stunden stattfindet.
Da ich mir vorstelle, dass diese Erfahrung nicht „schaden“ kann wollte ich gerne Erfahrungen dazu hören.

Wie ist es bei deinem Kind/ deinen Kindern gewesen?

Gruß
Miriam

Hi Ihr,

ein ganz kleiner Nebeneffekt bei Integrativen-irgendwas:
Es gibt mehr Betreuer je Kinder, diese sind „selektiert“ und besser ausgebildet.

Ansonsten: bei meiner jetzt „Großen“ führte das aber zu zum Teil seltsamen Fragen, die man erst um drei Gehirnwindungen verstanden hat…
Bsp.: „Was muss ich tun, damit ich auch was ‚Besonderes‘ werde“ - ohne Hintergrund denkt man dann ja erst mal an Geburtstagskind etc. aber da dann die passenden Antworten finden ist denn auch nicht „so leicht“ …
Aber sonst: ich denk mal, dass das keine nachteiligen Auswirkungen hatte…
Die Berühmte Was-Wäre-Wenn-Frage halt

LG
Ce

mich krabbelts auch schon überall
Moin
Stimmt schon, was du sagst. Während in der Schule das Niveau auf die Langsamsten zurückgeht, setzen sich bei den kleinen Krabben eher die Schnelleren und Stärkeren durch.
Nicht ganz unproblematisch, versuchen sollte/könnt man es aber…
Gruß,
Branden

Hi,

gerne mehr :smile:

na dann mal los:

Wir haben zwei Jungs, die im Kindergarten in eine Gruppe gegangen sind (altersgemischt). Der Kindergarten hat aufgrund der Bemühungen einer der Erzieherinnen, die auch eine entsprechende Ausbildung absolviert hat, eine integrative Gruppe eingerichtet - zufällig war es die Gruppe unserer Söhne.
Zum einen ist der Betreuungsschlüssel einer integrativen Gruppe, wie bereits erwähnt, besser als der von normalen Gruppen. Davon profitieren natürlich auch die Kinder ohne Einschränkungen.
Das Wichtigste aber: Behinderte werden durch den Umgang im Alltag zu etwas „Normalem“, d.h. der „Sensationscharakter“ von Behinderten verschwindet (bzw. entsteht erst gar nicht). Die nichtbehinderten Kinder entwickeln einen unverkrampften Umgang, sie wissen also, daß ein körperlich und/oder geistig Behinderter in bestimmten Situationen vorsichtiger behandelt werden muß (genau so wie man auf ein Kind mit Brille in bestimmten Situationen Rücksicht nimmt), daß er aber andererseits kein rohes Ei ist und daß man auch von Behinderten verlangen kann sich an die allgemeinen Regeln zu halten.

Es ist im Prinzip wie in altersgemischten Gruppen: die Älteren Kinder übernehmen Verantwortung für die Jüngeren (helfen ihnen, zeigen ihnen bestimmte Dinge etc.) und die Jüngeren Kinder haben in den Großen entsprechende Vorbilder.
In der Kindergartengruppe war es wohl oft so, daß die Erzieherinnen die nichtbehinderten Kinder in ihrem Helferdrang zügeln mußten weil auch die behinderten Kinder ihre Aufgaben erfüllen sollten.

Für unseren Großen ging es dann in der Grundschule weiter. In der benachbarten „Sonderschule“ war ein autistisches Kind, daß aber gerade in Mathe deutlich mehr Input brauchte als ihm seine Schule bieten konnte.
Die damalige Klassenlehrerin (die leider nach dem zweiten Schuljahr mit ihrem Mann ausgewandert ist) hat in Eigeninitiative erreicht, daß J. zunächst als „Gasthörer“ am Matheunterricht teilnehmen durfte. Er wurde dann von einer eigenen Lehrerin begleitet und kam stundenweise in die Klasse.
Dort ist er dann aber so sehr aufgeblüht, daß die beiden Schulen „unter der Hand“ einen fast vollständigen Wechsel von J. in die Klasse unseres Großen organisiert haben. Er ist mittlerweile vollständig in die Klasse integriert, auch wenn es weiterhin inoffiziell läuft (er hat z.B. das letzte Sportfest mitgemacht obwohl er auch deutliche körperliche Einschränkungen hat und die alte Klassenlehrerin hat im Juni mit der Klasse einen Abschlußausflug mit Übernachtung veranstaltet, auch da war er dabei).
Für die Klasse sehr positiv ist, daß J. einen „persönlichen Zivi“ (individuelle Schwerstbehindertenbetreuung) hat, der während des Unterrichts den Lehrern insgesamt zur Hand geht. So sind immer zwei Betreuer in der Klasse - und die Kinder lieben die Zivis (mittlerweile der dritte).

Dem persönlichen Einsatz der alten Klassenlehrerin ist es auch zu verdanken, daß die Geschichte auch nach ihrem Weggang weitergehen konnte. Sie hat sich sehr dafür eingesetzt, daß die Klasse eine Lehrkraft bekommt, die dazu bereit war.

Die Eltern aller Kinder, die Lehrer und die Schulleitungen sind sich einig, daß sowohl J. als auch der Rest der Klasse ausgesprochen stark profitiert.

Für mich das Wichtigste: Behinderte sind nichts, nach dem man sich nur wegen ihrer Behinderung umdreht. Menschen mit Einschränkungen sind normal und gehören einfach zum Leben dazu, genauso wie Säuglinge oder alte Menschen. Man kann mit ihnen tolle Geburtstage feiern und auch sonst viel Spaß haben. Und natürlich darf man auch mit ihnen streiten und muß sich nicht alles gefallen lassen.

Geschadet hat es ihnen ganz sicher nicht…

Gruß Stefan

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Dazu noch eine kleine Anektode:

Die damalige Klassenlehrerin (die leider nach dem zweiten
Schuljahr mit ihrem Mann ausgewandert ist) hat in
Eigeninitiative erreicht, daß J. zunächst als „Gasthörer“ am
Matheunterricht teilnehmen durfte. Er wurde dann von einer
eigenen Lehrerin begleitet und kam stundenweise in die Klasse.

Für unseren Sohn war das derart unspektakulär, daß er uns das gar nicht erzählt hat. Wir haben das erst auf einem Elternabend erfahren, der kurz nach Beginn des „Experiments“ stattfand…

Gruß Stefan

Hallo Stefan,

ich danke dir für deinen ausführlichen Bericht!

Schöne Grüße
Miriam

Nicht ganz unproblematisch, versuchen sollte/könnt man es aber…

Eben, Versuch macht kluch, denke ich :smile:

Gruß
Miriam

Hallo,

Das Wichtigste aber: Behinderte werden durch den Umgang im Alltag zu etwas „Normalem“, d.h. der „Sensationscharakter“ von Behinderten verschwindet (bzw. entsteht erst gar nicht).

Das gilt aber immer nur für die konkrete Situation. Ebenso wenig, wie man davon ausgehen kann, dass die Fähigkeit eines nicht behinderten Kindes, in einer bestimmten Gruppe zurechtzukommen bedeutet, dass es zukünftig in jeder anderen Gruppe auch problemlos klarkommen wird, hat die Anwesenheit eines behinderten Kindes in der Gruppe zur Folge, dass Kinder eine generelle Akzeptanz von Menschen mit Behinderungen entwickeln.

Und das ist auch völlig normal. Behinderungen sind ebenso vielfältig, wie die Persönlichkeiten der behinderten Kinder. Wenn man ein Kind in seiner Persönlichkeit ernst nimmt, gehört auch dazu, dass man es ablehnen darf bzw. den Kontakt mit ihm ebenso meiden darf, wie mit einem nichtbehinderten Kind.

So können z.B. behinderte Kinder, die zu Wutausbrüchen neigen oder dazu, andere Kinder zu fest anzupacken, weil sie ihre Kraft nicht kontrollieren können, genauso in eine Außenseiterposition geraten, wie nicht behinderte Kinder, die vergleichbare Verhaltensweisen zeigen. In der Auswirkung unterscheidet sich das Verhalten für die anderen Kinder nicht, und die Tatsache, dass die Erzieherin ihnen erklärt, dass das Kind nichts für sein Verhalten könne, verhindert nicht, dass die anderen Kinder dennoch Angst vor Schmerz und Streit haben. Besonders im Vorschulbereich verfügen Kinder nicht über ausreichend kompensatorische Fähigkeiten.

Das bedeutet, dass die Zusammensetzung integratver Kinder gut gewählt sein muss und das das Personal weiß, was es tut. Die von dir erwähnte Gefahr der „Hätschel-Integration“ ist ebenso gegeben wie die der permanenten Überforderung der nicht behinderten Kinder durch behinderungsbedingte Verhaltensweisen, die sie nicht verarbeiten können.

Und natürlich darf man auch mit ihnen streiten und muß sich nicht alles gefallen lassen.

Diese Erfahrung halte ich für eine der Wichtigsten, die eine gelungene Integration vermitteln kann. Alles andere wäre unnormales Verhalten.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo,

wenn es darum geht, ob dein Kind im Krippenalter in irgendeiner Form von einer integrativen Gruppe profitiert, dann bestenfalls durch den möglicherweise höheren Betreuungsschlüssel. Allerdings sind diesbezüglich auch normale Krippengruppen meist ganz gut besetzt.

Unter drei Jahren fehlen Kindern die kognitiven Fähigkeiten zu verstehen, dass andere Kinder behindert sind. Sie reagieren auf deren Verhaltensweisen, wie sie auch auf die nicht behinderter Kinder reagieren. In vielen Fällen fällt ihnen gar nicht auf, dass einer ihrer Spielpartner behindert ist. Das könnte man nun natürlich idealisieren und als gelungene Integration bezeichnen, aber ein irgendwie gearteter Lerneffekt entsteht hier nicht. In diesem Alter unterscheiden sich die Verhaltensweisen von behinderten und nicht behinderten Kindern oft auch nicht großartig.

Im schlimmsten Fall kriegen die Kinder Angst vor dem behinderten Kind, weil es sich auffallend anders verhält und möglicherweise laut oder grob ist. Daran ändern auch gut gemeinte Erklärungen nichts, da Kleinstkindern die kognitiven Fähigkeiten fehlen, diese zu begreifen.

Integration bedeutet, dass man einen Unterschied erst mal wahrnehmen muss, bevor man ihn unwichtig werden lassen kann.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo Jule,

ich meinte nicht eine Kitagruppe mit behinderten Kindern sondern eine Spielgruppe am Nachmittag.

Der Einwand, dass er noch zu klein ist um einen Unterschied überhaupt zu erkennen, ist natürlich richtig.

Danke für deine Antwort.

Gruß
Miriam

Hallo,

Das Wichtigste aber: Behinderte werden durch den Umgang im Alltag zu etwas „Normalem“, d.h. der „Sensationscharakter“ von Behinderten verschwindet (bzw. entsteht erst gar nicht).

Das gilt aber immer nur für die konkrete Situation. Ebenso
wenig, wie man davon ausgehen kann, dass die Fähigkeit eines
nicht behinderten Kindes, in einer bestimmten Gruppe
zurechtzukommen bedeutet, dass es zukünftig in jeder anderen
Gruppe auch problemlos klarkommen wird, hat die Anwesenheit
eines behinderten Kindes in der Gruppe zur Folge, dass Kinder
eine generelle Akzeptanz von Menschen mit Behinderungen
entwickeln.

Das sehe ich anders und auch meine Erfahrungen widersprechen dem. Wie Du selbst weiter unten ausführst, ist es eines der zentralen Ziele integrativer Gruppen/Einrichtungen den Behinderten als eigene Persönlichkeit wahrzunehmen und ihn nicht allein aufgrund des Vorhandenseins einer Behinderung abzulehnen.
Natürlich darf auch einem Behindertem gegenüber mit Ablehnung reagiert werden, aber nicht weil er behindert ist, sondern weil man mit seiner Persönlichkeit nicht klar kommt. Und auch wenn dies eine Folge seiner Behinderung ist, so bleibt es doch ein persönliches Merkmal.
Diesen Lernprozeß, auch den Behinderten individuell zu beurteilen, kann man aber wesentlich einfacher durchlaufen, wenn man im Alltag auch mit Behinderten konfrontiert wird.

Und ich widerspreche auch der Aussage, die Anwesenheit von Behinderten im Alltag würde nicht zu einer generellen Akzeptanz von Behinderten führen. Wenn ein Kind die Scheu vor dem Umgang mit Behinderten verliert (oder erst gar nicht entwickelt) und bereit ist den Behinderten als eigene Persönlichkeit zu beurteilen, hat man eine generelle/grundsätzliche Akzeptanz erreicht.
Daß das Kind deswegen alle Behinderten lieben würde, habe ich nicht behauptet.

Das bedeutet, dass die Zusammensetzung integratver Kinder gut
gewählt sein muss und das das Personal weiß, was es tut. Die
von dir erwähnte Gefahr der „Hätschel-Integration“ ist ebenso
gegeben wie die der permanenten Überforderung der nicht
behinderten Kinder durch behinderungsbedingte
Verhaltensweisen, die sie nicht verarbeiten können.

Sei mir nicht böse, aber das ist wirklich trivial. Natürlich muß die Zusammensetzung integrativer Gruppen sorgfältig ausgewählt werden, allein schon deswegen, weil es Behinderungen gibt, die eine Integration enorm erschweren oder sogar verhindern.
Ein entsprechend hohes Maß an Sorgfalt müssen Pädagogen aber auch in nichtintegrativen Gruppen an den Tag legen. Dort kann man zwar nicht im Vorfeld die entsprechende Auswahl treffen aber die Gefahr der permanenten Überforderung durch die Persönlichkeitsmerkmale einzelner Kinder besteht auch in normalen Gruppen. Dort muß das Personal ebenso wissen was es tut, die Probleme erkennen und Lösungsansätze finden (was im Extremfall ja auch zur Herausnahme aus der Gruppe führen kann).

Gruß Stefan

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Hallo Stefan,

Natürlich darf auch einem Behindertem gegenüber mit Ablehnung reagiert werden, aber nicht weil er behindert ist, sondern weil man mit seiner Persönlichkeit nicht klar kommt.

Genau das denke ich ebenfalls.

Diesen Lernprozeß, auch den Behinderten individuell zu beurteilen, kann man aber wesentlich einfacher durchlaufen, wenn man im Alltag auch mit Behinderten konfrontiert wird.

Auch dem widerspreche ich nicht grundsätzlich. Allerdings setze ich hierfür gewisse kognitive Fähigkeiten auf der Seite der Nichtbehinderten voraus. Und die haben Kinder unter 3 Jahren definitv nicht.

Wenn ein Kind die Scheu vor dem Umgang mit Behinderten verliert (oder erst gar nicht entwickelt) und bereit ist den Behinderten als eigene Persönlichkeit zu beurteilen, hat man eine generelle/grundsätzliche Akzeptanz erreicht.

Das halte ich bei Vorschulkindern nicht für realistisch. Beibehalten werden Verhaltensweisen, die man ständig üben kann. Ein gemeinsam mit einem behinderten Kind verbrachtes Jahr kann eine große Bereicherung für alle Beteiligten gewesen sein: Wenn die Kinder aber nicht immer wieder mit behinderten Menschen zu tun haben, werden sie keine grundlegende Akzeptanz entwickeln. Das ist ein wenig so, wie wenn man Vorschulkindern Englisch beibringt, das sie dann in den kommenden vier Grundschuljahren nicht mehr sprechen. Außer der Erinnerung daran, dass es Englisch gab, ist in der fünften Klasse nichts mehr übrig.

Akzeptierende Grundhaltungen lernen Kindern ohnehin primär von den Eltern. Und natürlich finden sich solche Eltern auch eher in integrativen Gruppen wieder. Ich wage aber stark zu bezweifeln, dass Integration funktionieren kann, wenn die Eltern negative Einstellungen in Bezug auf Behinderte vermitteln.

Ein entsprechend hohes Maß an Sorgfalt müssen Pädagogen aber auch in nichtintegrativen Gruppen an den Tag legen.

Stimmt. Das Problem, das ich in vielen Integrativgruppen sehe ist aber, dass dort behinderte Kinder in erster Linie wegen des höheren Faktors von 4,5 aufgenommen werden, um den Mitarbeiterstamm zu sichern. Und aus demselben Grund finden sich dann bis zu fünf Integrativkinder mit unterschiedlichsten Defiziten, die man halt irgendwie managen muss.

Ich widerspreche dir überhaupt nicht in Bezug auf den grundlegenden Aspekt, dass ein selbstverständliches Miteinander von behinderten und nichtbehinderten Kindern ein wünschenswerter Zustand ist. Ich sehe nur gleichzeitig die damit in der Praxis normaler KiTas vorhandenen Umsetzungen, die zum Teil außer gutem Willen wenig Sinnvolles bewirken.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo Jule,

Diesen Lernprozeß, auch den Behinderten individuell zu beurteilen, kann man aber wesentlich einfacher durchlaufen, wenn man im Alltag auch mit Behinderten konfrontiert wird.

Auch dem widerspreche ich nicht grundsätzlich. Allerdings
setze ich hierfür gewisse kognitive Fähigkeiten auf der Seite
der Nichtbehinderten voraus. Und die haben Kinder unter 3
Jahren definitv nicht.

Nun, ich habe über unsere Erfahrungen gesprochen und unsere Kinder waren/sind deutlich älter als 3.
Aber auch ich kann mir nicht vorstellen, daß irgendein bleibender Erfolg erzielt werden kann, wenn ein Kleinkind ein Jahr lang einmal in der Woche in eine integrative Gruppe geht und danach nichts mehr kommt - da muß ich Dir natürlich völlig recht geben.

Akzeptierende Grundhaltungen lernen Kindern ohnehin primär von
den Eltern. Und natürlich finden sich solche Eltern auch eher
in integrativen Gruppen wieder.

Das sind natürlich Argumente, die nicht von der Hand zu weisen sind.

Ich wage aber stark zu
bezweifeln, dass Integration funktionieren kann, wenn die
Eltern negative Einstellungen in Bezug auf Behinderte
vermitteln.

Auch diesem Zweifel schließe ich mich an.

Stimmt. Das Problem, das ich in vielen Integrativgruppen sehe
ist aber, dass dort behinderte Kinder in erster Linie wegen
des höheren Faktors von 4,5 aufgenommen werden, um den
Mitarbeiterstamm zu sichern. Und aus demselben Grund finden
sich dann bis zu fünf Integrativkinder mit unterschiedlichsten
Defiziten, die man halt irgendwie managen muss.

Ich widerspreche dir überhaupt nicht in Bezug auf den
grundlegenden Aspekt, dass ein selbstverständliches
Miteinander von behinderten und nichtbehinderten Kindern ein
wünschenswerter Zustand ist. Ich sehe nur gleichzeitig die
damit in der Praxis normaler KiTas vorhandenen Umsetzungen,
die zum Teil außer gutem Willen wenig Sinnvolles bewirken.

Auch hier gilt, ich bin nicht vom Fach und kann nur über unsere eigenen Erfahrungen sprechen.
In unseren Fällen ging es nicht darum einen Mitarbeiterstamm zu sichern. In Kindergarten und Schule wollten die beteiligten Pädagogen in erster Linie den behinderten Kindern helfen. Und, auch das ist offensichtlich, sie verfügen auch über die entsprechenden Kompetenzen (die Erzieherin hat ein Aufbaustudium absolviert und zumindest von der neuen Lehrerin weiß ich, daß sie in ihrer vorherigen Anstellung schon ausgiebig Erfahrung sammeln konnte - die im Sommer ausgewanderte Lehrerin hat zumindest ein höchstes Maß an persönlichem Einsatz an den Tag gelegt und sich, auch da bin ich sicher, ausgiebig mit der Thematik beschäftigt).

Welche Gefahren siehst Du denn, wenn die INtegration die falsche Motivation hat und fachlich nicht sauber durchgeführt wird?

Gruß Stefan