Intelligenztest für Einzeller

Physarum polycephalum, auch ‚blob‘ genannt, ist ein spannender Schleimpilz, der laut Wissenschaft erstaunliche Dinge hinkriegt, ohne ein Gehirn zu besitzen.
Er könne die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten finden.
Kann mir jemand erklären. was damit genau gemeint ist?
Karl

Hallo,

letztlich eine Optimierung des Energieverbrauchs für die Nahrungsaufnahme:
Mysteriöser Einzeller - Der Blob - intelligent, beweglich und schleimig (Archiv) (deutschlandfunk.de)

Gruß
C.

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Dazu kam letztens eine TV-Sendung. Im Bericht wurde erzählt, dass der Pilz sich über eine „Brücke“ hinweg ausbreiten musste (einzige Möglichkeit zu wachsen). Nun hat man die Brücke mit Salz versehen, was den Pilz behindert hat. Nach einigen Generationen von Pilz (das Zeug kann man teilen) hat sich der Pilz an das Salz gewöhnt (angeblich hat er gelernt, mit dem Salz zu leben) und wurde durch Salz auf der Brücke nicht mehr behindert. Also ein Intelligenztest. Es wurde jeweils ein ganzer Haufen Blobs getestzet (tausende), um Zufälle auszuschließen.

Imho ist das aber entweder völlig falsch verstanden oder falsch gedeutet worden. Später im Bericht wurde nämlich erklärt, dass tatsächlich die Flüssigkeit (stell sie dir als „Blut“ des Pilzes vor), mit der der Pilz in seinem Inneren Nährstoffe transportiert, Salz enthielt. Also kein LERNEN, sondern schlicht eine ANPASSUNG. So wie die Mutation einer Bakterie, die gegen ein Antibiotikum immun wird. Würde auch niemand LERNEN nennen, oder?

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Servus,

in den 1980er Jahren, als sich die schlimme Gentechnik in ihren Kinderschuhen in einigem Umfang mit der Züchtung von E. Coli - Stämmen befasste, die man wegen ihrer Mutationsfreudigkeit durch Umpumpen in einer Staffel von Gefäßen, die außer der Nährlösung in steigender Konzentration einen bestimmten Stoff enthielten, dazu bringen konnte, diesen Stoff in ihrem Stoffwechsel zu verwerten, sagte man dazu im Jargon (allerdings natürlich mit einem Augenzwinkern) „anlernen“.

Die Leute, die damit zu tun hatten, wussten natürlich, dass das kein Lernvorgang war.

Schöne Grüße

MM

Danke, C-Punkt, für den Artikel, der mir aber immer noch nicht konkret erklärt, was da ganz genau passiert.
Ork, du bestätigst meine Skepsis. Ich habe das Gefühl, ohne wirklich in der Materie zu stecken, dass in der modernen Verhaltensbiologie die Begriffe „Intelligenz“ und auch „Kultur“ problematisch weit gefasst werden. Schon lange weiß man ja, dass bestimmte Tiere erstaunliche Verhaltensweisen zeigen, die man früher für genuin menschlich hielt. Aber wenn jetzt ein Schleimpilz ohne Gehirn die nächste Verbindung zweier Punkte „findet“ frage ich mich, ob Wasser auch intelligent ist, weil es stets den Punkt findet, der dem Erdmittelpunkt am nächsten ist…
Angeblich kann der Schleimpilz auch den Augang eines Labyrinths finden.
In französischen Medien wird übrigens vorausgesetzt, dass man von „Blob“ gehört hat, der scheint da sehr populär zu sein.
Karl

Das tut er, indem er sich im Labyrinth überall verteilt und dann alles zurückzieht, was sich an Orten befindet, die ihm nicht passen, weil es dort keine Nahrung gibt und nicht weitergeht. Dann bleibt am Ende das „Ärmchen“ übrig, das ins Freie reicht, und auf dieses wird dann der Rest der Zelle „zurückgezogen“.

Es wird dem Teil also auch hier mit rhetorischen Mitteln eine Kompetenz zugewiesen, die es nicht hat.

Schöne Grüße

MM

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