Hallo Semjon!
Der von Dir zitierte Artikel verdient leider nur einen Kommentar: „Ach du Sch…“
Da werden Daten und Fakten verquirlt, lustig von allen Seiten beschaut und beschmeckt, aber was rauskommt, is halt auch nur gequirlt.
Wenn ich mal ein bisschen aufdröseln darf:
Es werden hier „markers“ aufgezählt, die auf eine globale Katastrophe klimatischen Ursprungs hindeuten:
- in peruanischem Gletscher eingeschlossene Pflanzenteile
- Ötzi (zur gleichen Zeit vereist)
- in Island und England hatten die Bäume Wachstumsminima
- am Kilimandscharo sank der Sauerstoffgehalt der (Höhen-)Luft
- die Sahara breitete sich vehement aus und wurde erst zur richtigen Wüste
- an beiden Polen sank der Methangehalt der Luft (ein Klimagas erster Güte)
Zusammenhang: Alle Ereignisse geschahen vor ungefähr 5200 Jahren.
Der Gletscherkundler, auf den der Artikel Bezug nimmt, glaubt, eine Schwankung in der Sonneneinstrahlungsintensität (is die deutsche Sprache nicht wunderbar?) sei die Ursache.
Um mit Michael Kling zu sprechen: Ja und?
Zu allen Zeiten wurden Pflanzenteile in Gletschern konserviert. Dazu war nur ein starker Sturm nötig, der die Pflanzen aus dem Tiefland ins Hochgebirge transportierte. Nix ungewöhnliches.
Ötzi wurde in einem ganz normalen Winter eingefroren. Dass er wieder auftauchte, DAS hat seinen Grund in einer Klimaänderung, aber nicht, dass er einfror.
Die Sache mit den Bäumen und die mit der Sahara korreliert auch mit dem Zusammenbrechen des Golfstroms, das wiederum korreliert mit einer Änderung im Windregime über Nordafrika, das damals von einem Monsunklima (jahreszeitlich wechselnde Winde aus NE und SW) zum heutigen Mittelmeerklima (atlanisches Regime) wechselte. Daraus läßt sich schon eher was konstruieren, nur eben auch nix Katastrophales!
Die Gasgehalte der Luft sind auf der ganzen Welt lokal reguliert und immer wieder schwankend, als auch kein Hinweis auf eine Weltkatastrophe, schon gar nicht auf eine Sintflut, also eine echte „Weltflut“ im Wortsinn.
Der Hinweis auf die Kleine Eiszeit als ähnliches Event taugt auch nix, weil die ja nun wirklich keine „plötzliche Katastrophe“ war…
Alles, was an diesem Artikel einigermassen bedenkenswert ist, ist die Schlussfolgerung, die der Glaziologe zieht: Er sieht nämlich heute ganz ähnliche „markers“. Und folgert, dass heute wieder eine ähnliche „katastrophale Klimaänderung“ unterwegs ist wie vor 5200 Jahren, nur dass eben heute statt 250 Millionen sechseinhalb Milliarden Menschen den Planeten bevölkern und die Auswirkungen deshalb sehr viel schlimmer wären.
Wären! Wenn´s damals wirklich eine solche Katastrophe gegeben hätte. Was ich bezweifle. Jedenfalls deuten die „markers“ des Glaziologen auf nix derartiges hin…
Der Schaden is jedenfalls angerichtet: Ich hör schon wieder die Kommentare (bzw. lese die entsprechenden Mails): „Seht ihr? Haben wir doch gewusst! Alles Nonsens mit der Klimakatastrophe, alles Panikmache, alls aufgrund (bewusst) fehlerhafter Interpretation der Daten!“
Dabei kam da nur einer mit dem falschen Rechenweg zum richtigen Ergebnis…
Aber, wie mein Mathelehrer immer sagte: Einen Punkt auf´s richtige Ergebnis, trotzdem ein Sechser für die Lösung der Aufgabe!
Bleibt ein Hoffnungsschimmer: Ich hab in Mathe Abitur gemacht. Mit etwas Übung und Sitzfleisch lernt man (fast) alles…
VG
Christian