Interessante Themen für die Seminararbeit

Hallo,
ich schreibe im W-Seminar meine Arbeit über den Kongo (das übergeordnete Thema ist das 19. Jahrhundert, also geht meine Seminararbeit eher über die Entdeckung der Europäer und die Situation unter Leopold II, also nicht über die Zeit ab 1908 als belg. Kolonie).

Derzeit suche ich nach interessanten Fragestellungen mit denen ich mich näher in der Arbeit (soll nur etwa 15 Seiten lang werden) beschäftigen kann.
Meine Idee wäre gewesen, mich einleitend auf die heutige Situation im Kongo einzugehen, anschließend zu beschreiben, wie der Kongo gerade an Leopold II fiel (Entdeckung durch Stanley, Berliner Konferenz, Kongogesellschaft) und dann auf den Kongostaat an sich näher einzugehen. Hierbei bin ich mir noch nicht ganz sicher, was ich genauer behandeln soll (evtl. Menschenrechts-Lage oder wie das Ausland sich verhielt/welche Meinung die Weltöffentlickeit zu der Lage im Kongo hatte (-> Arbeit von Roger Casement und Morel) ). Zum Schluss würde ich einen Ausblick auf die weitere Geschichte des Kongos geben.
Was meint ihr dazu? Was würdet ihr mir für Themen über den Kongosaat selbst empfehlen?
Was für Quellen sollte ich mir unbedingt ansehen (derzeit würde ich mich vorallem auf „Schatten über dem Kongo“ (Adam Weishaupt) und David van Reybrouks „Kongo“ beziehen, falls ich auf Roger Casement noch näher eingehe seine Berichte über den Kongo)?

Herzliche Grüße und danke für eure Mühen,
Kilian

Hallo Kilian,
witzig, ich sitze gerade auch dabei, meine Fragestellung für meine Seminararbeit zu finden.
Eine konkrete Fragestellung kann ich dir leider so schnell nicht liefern.
Du muss allerdings zuerst eine Fragestellung finden, bevor du sagen kannst was sonst noch in deine Arbeit gehört. Du darfst nur Dinge hineinnehmen, die mit deiner Frage zu tun haben. Als Beispiel: Du willst die heutige Situation im Kongo beschreiben. Das braucht es auf keinen Fall, da deine Frage ja etwas mit der Zeit von Leopold zu tun haben soll.
Suche also eine Frage und dann überlege dir, was alles in deine Arbeit gehört, damit diese Frage beantwortet wird.
Spontan würde mir vielleicht die Frage einfallen, was für Gründe Leopold hatte um in den Kongo zu gehen oder wie reagierten die Einheimischen auf dessen Ankunft.
Hoffe konnte dir ein bisschen helfen.
Lg

Hallo Kilian,

meine Antwort ist zunächst eine Frage: Was ist deine Motivation, etwas über den Kongo zu schreiben?
Was hast du mit dem Kongo zu tun?

Meine Antwort wäre, falls dir der Kongo und seine Menschen am Herzen liegen, folgende:

Wir - die Weißen - beuten den Kongo nach Strich und Faden aus. Alles was uns interessiert, sind die Bodenschätze.

China ist der nächste Ausbeuter. Mit ein wenig Bestechung, bewirken wir offizielle Verträge, die unser Vorgehen als legitim erscheinen lassen.

Was mich interessiert ist, warum lassen die Afrikaner das alles mit sich machen?

Ich habe in Afrika gelebt. Meine Antwort ist folgende:
Die traditionelle Erziehung ist der Grund für vielerlei Rückständigkeit

Kinder werden zu „Sklaven“ erzogen. Ihre individuellen Potenziale interessiert niemand. Gehorsam und Respekt vor dem jeweils Älteren sind die Erziehungsideale.

Falls du was mit meiner Antwort anfangen kannst - und weitere Fragen dazu hast, kannst du mich gerne anrufen: 07666/4575

Viel Spaß und Erfolg

Wolfgang Helmeth

Hallo Wolfgang,
Zu meiner Motivation: Ich muss zugeben mich bis etwa vor einem Jahr kaum mit dem Kongo beschäftigt zu haben, über die Ausbeutung der Bodenschätze und Bürgerkriegsähnliche Zustände bekam man natürlich oft bewegendes in den Nachrichten mit. Dann habe ich irgendwann das Buch „Der Traum des Kelten“ von Mario Vargas LLosa gelesen (sehr empfehlenswert übrigens) das vom Leben Roger Casements erzählt, der als britischer Konsul an der Aufdeckung des Kongogreuels für die Weltöffentlichkeit maßgeblich beteiligt war. Diese teilweise erschütternden Berichte haben mein Interesse für dieses Thema geweckt. Da dieses Thema kaum beleuchtet wurde und ich mich näher damit beschäftigen wollte, war dafür die Seminararbeit perfekt geeignet. Und ich glaube ich habe auch das richtige Thema gewählt, auch wenn es teilweise traurig macht und desillusioniert.

Leider muss sich meine Arbeit hauptsächlich mit dem 19. Jhd. beschäftigen, dennoch hoffe ich, dass Deine Antworten vielleicht im Zuge eines Ausblickes mit berücksichtigen kann, gerne will ich auch das Angebot annehmen, Dich bei Gelegenheit anzurufen, allerdings wird bis dahin wohl noch etwas Zeit vergehen, derzeit ist es Klausurtechinsch für sowas echt zu stressig.

Einen großen Dank für deine Antwort und herzliche Grüße nochmal,
Kilian

Mir fällt noch die Doku „Black Heart, White Men“ ein und Joseph Conrads Herz der Finsternis solltest du auf jeden Fall gelesen haben.
Wie wär’s denn, den Umgang mit den „Fremden“ mal in den Kontext unserer ethischen Normen zusetzen damals und heute?
Wenn ich sehe, wie wir heute die „Fremden“ Flüchtlinge mit frontex.europa.eu bekämpfen, im Meer ersaufen lassen…
Wir richten exterritoriale Zonen in Flughäfen ein, damit diese Menschen nicht nach deutschem Recht behandelt werden müssen (hast du das gewußt?)
Auch hinter der Polarität „christlicher Westen“ gegen die „wilden Muslime“, die sich seit 9/11 entwickelt hat, geht in diese Richtung.
Wir tun vieles, was nicht unseren sonst so hochgehaltenen christlichen, ethischen Normen entspricht. Aber irgendwie schaffen wir es immer wieder uns das mental zurechtzubiegen.
Die Mechanismen sind damals und heute die selben.
Anspruchsvoll, aber ein tolles Thema!

Hallo Kilian,
sorry, der Kongo ist nicht mein Gebiet
Gruß aus Tirol
Lawa

Hallo Kilian,

tut mir leid, aber Kolonialzeit ist nicht mein Fachgebiet. Ich gebe allerdings zu bedenken, dass der Begriff Menschenrechte im 19.Jh nur sehr eingeschränkt Verwendung fand. Mich persönlich würde eher interessieren, was Belgien überhaupt im Kongo wollte (wirtschaftliche Interessen? Ressourcen?) und ob diese Erwartungen erfüllt wurden.

Viele Grüße,
Torsten