Interesse an Kunst

Hallo liebe Leute!

Ich würde gerne mal ein paar Gründe sammeln, warum sich Leute mit Kunst beschäftigen.
Was faziniert euch an Kunst, warum arbeitet ihr mit ihr, oder warum seid ihr gerne kreativ?
Diese Frage klingt vielleicht blöd, ist aber ernst gemeint. Reflektiert doch mal ein bisschen.

Liebe Grüße und Danke für die Antworten.

Hallo, ganz enfach:

Weil Kunst was Verbotenes ist

Weil Kunst nichts Verbotenes ist

Weil man wissen will, was Aquarellisten gegen
Künstler haben

Und weils bei Vernissagen ein Gratis-Buffet gibt

Gruß
J.

Salut Joanne,

Drushba!

Ich unterstelle mal, daß diese Formulierung:

Reflektiert doch mal ein bisschen.

evendöll mit der langue maternelle zu tun hat? Unter diesen Umständen übergeh ich mal den Caporalston und erzähl janz unreflektiert folgendes:

Kunst ist immer Absicht und immer frei.

Jeder noch so verstümmelte Mensch (ich meine das wörtlich, Grüsse von Meister Riemenschneider) wird kunst-schaffenderweise Person, oder wenigstens die Möglichkeit einer Person.

Daher ist Kunst eine Möglichkeit, mitten im Falschen der Denkbarkeit eines richtigen Lebens zu begegnen.

Et is verdamp lang her, dass ich zuletzt Zinkplatte, Säurewanne und Stichel in der Hand gehabt habe, aber ich glaube Bruder Goya immer noch zu verstehen, wenn ich seine Desastres anschau.

Ich finde es interessant, wie Beschäftigung (passiv) mit Kunst und ihrem Handwerk, ihrer Geschichte, ihrem Kontext dazu führt, dass man dieser Art von schon fast Mensch Gewordenen in manchmal überraschenden Zusammenhängen Jahrhunderte übergreifend überall begegnet:

Feuchtwanger spricht in seinem „Goya“ vom „idioma universal“.

Ich hab dieses idioma universal mal ziemlich ausgeprägt in Kisslegg beim Schrader erleben dürfen: Shmuel Shapiro hatte sich tagelang rechtschaffen bemüht, einigen Damen den Weg weg vom „Dekorativen“ nahezubringen. Seine Lieblingsdame war ganz unglücklich, weil ihm an einem eigentlich gut angelegten Werk von ihr immer noch etwas fehlte - und er gleichzeitig dieses Werk so gut fand, dass er sie nicht was anderes anfangen ließ. Irgendwann abends hatte sie dann ziemlich bitter den Pinsel hingeschmissen und irgendwas ganz Grausames mitten in den Malgrund reingekleckst. Am anderen Morgen, es war ein strahlender schöner vorderallgäuer Wintermorgen, kam Shapiro auf dem Flur des Schlossgebäudes entlang, sah das Werk des anderen Abends, blieb zuerst verblüfft stehen, und winkte dann breit lächelnd der neu gefundenen Farbe zu, ungefähr so, als würde er morgens im Garten eine Katze begrüßen: „Hell-loo…!“

– Mein Gartennachbar Michel trägt eine böse Schramme auf der Stirn. Im Gegensatz zu einem der bekanntesten deutschen Künstler der zurückliegenden vierzig Jahre hat er sich diese nicht in der StuKa, sondern im Vierzigtonner geholt. Beiden ist gemeinsam, daß typische Spätfolgen von schweren Schädelverletzungen einerseits ein Hang zur Vereinfachung und Abstraktion, andererseits eine weit gehende Enthemmung sind.

Wenn der Michel seine strikt in Reihe gesetzten 12 Stangenbohnen und 6 Zucchini gewässert hat, einen halben Kasten Paulaner gekostet hat, und dann Phantasieverse singend auf der (präzise mittig vor der Laube angeordneten) Bank sitzt, denk ich jedesmal: „Soziale Plastik“ - er ist in diesem Moment ein Künstler, denn was er da draußen tut, ist absichtlich und frei.

Und wenn ich in Monte Oliveto Maggiore die gemalene Benediktslegende anschaue und drüber schmunzle, daß da den im Hintergrund badenden Buben in der Landschaft und bei der Begegnung des Hl. Benedikt mit den Mädels aus dem Bordell letzteren viel mehr Aufmerksamkeit gewidmet ist als ersterem, denk ich gleich nach dem Schmunzeln: Die Schönheit dieser Fresken liegt darin, daß sie absichtlich und frei so gemalt worden sind - Rondo con variazioni…

Ähnliches begegnet mir beim Anblick der Madonna von Fontenay, wenn diese mich gleichzeitig spirituell und erotisch so ziemlich überwältigt, und ich mir dann überlege, wie es wohl kommt, daß die vielen Nachmacher, die derlei Skulpturen ca. 1880 versucht haben, niemals mehr zu einem Ausdruck von solcher Schönheit gekommen sind: Sie waren nicht frei, und was sie geschaffen haben, war nicht primär Absicht.

Soviel zum Idioma universal - es ist sicher nur ein kleines Splitterchen von dem, was dazu zu sagen wäre.

Schöne Grüße

MM

Soviel zum Idioma universal - es ist sicher nur ein kleines
Splitterchen von dem, was dazu zu sagen wäre.

schön, was du so splitterst :smile:

gruß
ann

Hi Joanne,

Was faziniert euch an Kunst, warum arbeitet ihr mit ihr, oder
warum seid ihr gerne kreativ?

Ich muss es tun. Manchmal verfluche ich es.

Adlergruß

Interesse an Kunst
…weil ich das am Besten kann.
…weil die Ideen aus mir herausplatzen und eine Form finden wollen.
…weil es mich glücklich macht, etwas „herzustellen“,die gefundene Idee in Material umzusetzen.
…weil es mich und viele andere Menschen freut, wenn ich schöne Dinge mache.
…weil die Welt voll ist an Ideen, die ich wie einen Schatz nach Hause tragen kann in meinen Gedanken.

Dazu passt dieses Zitat von Albrecht Dürer:
„Der im Herzen gesammelte Schatz wird durch das schöpferische Tun sichtbar gemacht.“

Kunstvolle Grüße von der
Kosmokatze

Hallo,
ich finde die frage überhaupt nicht doof, jeder der sich für kunst interessiert sollte sich mal damit auseinandersetzten!
und hier meine ganz persönliche antwort:
kunst ist mehr als nur eine form von kreativer beschäftigung,
in der kunst kannst du jegliche emotionen und gefühle frei lassen,
die kunst spiegelt immer den betrachter wieder nicht den künstler,
kunst ist eine lebenseinstellung und kunst ist immer einzigartig!

„Durch die Kunst und nur durch die Kunst werden wir vollkommen.
Die Kunst und nur die Kunst kann uns gegen die schmutzigen Gefahren des Lebens schützen.“ Oscar Wilde

liebe grüße penny!!!

schön, was du so splitterst :smile:

Find ich auch, und so vielsplittrig!

Grüße
MrsSippi

Hallo Adlerin,

Ich muss es tun. Manchmal verfluche ich es.

„Es“ tut mit Dir, durch Dich - als Künstler bist Du das Medium der Idee. „Es“ ist nichts, was Du Dir „ausdenkst“ und dann „machst“, viele Künstler haben das so beschrieben.
Verfluche „es“ lieber nicht.

Anregende und angeregte Grüße!
MrsSippi

Warum mache ich Kunst? Gute Frage. Noch bessere Frage: Woher weiß ich denn ob ich Kunst mache oder ob ich mich nur selbst beschäftigen möchte?
Meine Meinung dazu:
Also „DIE Kunst“ ist etwas, das man genauso wenig verallgemeinern kann wie „DIE Liebe“. Es ist etwas, das man als Aussenstehender vielleicht nicht sofort sieht und begreift. Ein Gefühl eben. Liebe ist für andere auch nicht sofort sichtbar und wenn, dann nur begrenzt. Aber wenn zwei Liebende (so kitschig das jetzt auch klingt) ein Kind bekommen, dann wird ihre Liebe irgendwie sichtbar, für andere und für sich selbst erlebbar.
Und genau wie aus Liebenden liebende Eltern werden, wird aus einem Schaffenden ein schaffender Künstler. Wenn von innen heraus etwas entsteht. Einfach so. Mit oder ohne vorherige Planung. Der künstler kann damit seiner Umwelt sein Innerstes zeigen. „Hey, dass bin ich. So denke und fühle ich.“

Ausserdem ist es doch das Schönste, wenn man zwischen seinen Händen etwas entstehen sieht. Egal mit welchen Materialien.
Also mich macht „ES“ einfach glücklich und ausgeglichener.

Künstlerische Grüße, Fanni.