Interpretationshilfe eines Gedichtes

Bräuchte HIlfe bei der Interpretation des folgendes Gedichtes:

Versöhnung
Joachim Ringelnatz

Es liesse sich alles versöhnen
wenn keine Rechenkunst es will.
In einer schönen,
ganz neuen und scheuen
Stunde spricht ein Bereuen
so mutig still.

Es kann ein ergreifend Gedicht
werden, das kurze Leben,
wenn ein Vergeben
aus Frömmigkeit schlicht
sein Innerstes spricht.

Zwei Liebende auseinandergerissen:
Gut wollen und einfach sein!
Wenn beide das wissen,
kann ihr Dach wieder sein Dach sein
und sein Kissen ihr Kissen.

Habe schon mal folgende Interpretationsansätze gemacht (bin mir jedoch nicht sicher ob die stimmen):

  1. Strophe > man solle nichts bereuen, denn alles hat seinen Grund
  2. Strophe > keinen Plan
    Letzter Abschnitt > ehrlich miteinander sein und sich austauschen über Gefühle, Gedanken, Vergangenheit, kann mit Mut und Wille alles möglich machen

Weiter kam ich leider nicht. Habt Ihr vielleicht noch irgendwelche Ideen? Muss 10 min darüber reden können.

Frage von Internet verschoben nach Literatur
MOD Pierre

Das ist so schön :sob:! Hat was von „Tristan und Isolde“ :wink:
Kann man auf Vieles beziehen, zwei Menschen, Völker, die Menschheit an sich, Verletzlichkeit, Aliens, Planeten, Erbsenmuß - Fabriken, …
Tipp: beachte den Titel

Kann ich nicht nachvollziehen. Worin begründet sich deine Annahme?

Ich sehe hier eher, dass Versöhnung am besten da gelingt, wo man nicht gegeneinander aufrechnet (Rechenkunst), sondern sich davon frei machen sollte und dann mit etwas Abstand (in einer neuen scheuen Stunde) mutig sein, und einfach ohne Verweis auf die Verfehlungen des anderen, sein Bereuen für eigenes Fehlverhalten zum Ausdruck bringen sollte.

Wenn man so vergibt wie oben beschrieben, was der Autor hier auch mit Bezug auf Frömmigkeit und ein hiervon geprägtes Inneres begründet, dann kann man schnell verzeihen, vergeudet sein Leben nicht mit langen Streitereien, sondern führt ein gutes Leben und schreibt eine entsprechende Lebensgeschichte (ergreifend Gedicht).

Da sieht man zunächst einmal das das Gedicht offenbar Paare anspricht (aber natürlich durchaus auch übertragbar ist). Und dann würde ich da auch wieder eher den oben angesprochenen Umgang mit Streit sehen (Streitkultur). D.h. wenn beide beherzigen, was der Autor geschrieben hat, dann muss ein Streit nicht zur Trennung führen (ihr Dach wieder sein Dach sein) und ist Versöhnung möglich (sein Kissen ihr Kissen). Man könnte modern auch sagen: „Sex nach einer Versöhnung ist der beste.“

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