Interview-Praxis macht Lafo-Stoiber-Duell sinnlos

Angesichts des drohenden Print-Duells zwischen den beiden großen Populisten Deutschlands würde mich mal Folgendes interessieren:
Ihr wisst ja hoffentlich, dass es in Deutschland üblich ist, Interviews zu autorisieren. D.h. nachdem das Interview geführt, verschriftlicht und redigiert wurde, wird es dem Interviewpartner noch mal vorgelegt. Der bzw. dessen Referent kann dann nach Herzenslust im Text herumredigieren und so unliebsame oder unvorsichtige Äußerungen streichen bzw. glätten. Es werden sogar teilweise ganze Fragen/Antworten hinzu gedichtet, die so gar nicht gestellt wurden. Im angelsächsischen Journalismus ist dies meines Wissens nach undenkbar.
Ein Print-Duell ist wegen dieser Praxis eigentlich überflüssig. Die beiden Duellanten könnten sich genauso gut mit den üblichen Pressemittelungen duellieren. Wie seht ihr das, was wiegt ein solches, nach Gusto des Politikers aufgehübschtes Interview eigentlich?
Grüße
André

Fuer die Politiker viel, fuer’s Volk fast nix - ausser der Schulung in politischer Rhethorik.

Ehrlich gesagt, wuerde ich einen senialen Bayern auch nicht in den offenen Kampf gegen die alte Linke schicken. :wink:

Gruss
G

Jetzt steht auch die Zeitung fest
laut Meldung im Ticker von MZ-web.de wird sich Stoiber mit Lafontaine im Spiegel streiten.

Na denn

Wird sicher lustig…

Gruß

René

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laut Meldung im Ticker von MZ-web.de wird sich Stoiber mit
Lafontaine im Spiegel streiten.

Na denn

Wird sicher lustig…

Gruß

René

naja Spiegel heisst wohl Heimvorteil Oskar
Stern oder SZ wäre Heimvorteil Edmund

mir wäre lieber ein neutrales Blatt wie Focus(zumindestens bei den 2 Parteien neutral) lieber gewesen

da irrst du aber gewaltig

René

naja Spiegel heisst wohl Heimvorteil Oskar
Stern oder SZ wäre Heimvorteil Edmund

mir wäre lieber ein neutrales Blatt wie Focus(zumindestens bei
den 2 Parteien neutral) lieber gewesen

Deine Äußerung zeigt, dass du nur gelegentlich Zeigung/Magazine liest (oder nur sehr oberflächlich). Die SZ ist traditionell nämlich das liberale Gegenstück zur konservativen FAZ und damit sicherlich nicht Stoibers Heimblatt, welches der Bayern-Kurier ist. Außerdem ist der Spiegel schon lange nicht mehr per se sozialdemokratisch, jedenfalls kommt Lafo (der Oberlinke, der in der rechten Bild schreibt) dort kaum gut weg. Die traditionelle Verteilung linkes Blatt, rechtes Blatt mag heute vielleicht noch für das Neue Deutschland und die Welt gelten. Ansonsten hat sich in den letzten Jahren einiges geändert, was die politische Ausrichtung von Medien betrifft.
Grüße
André

ich gebe zu das es ewigkeiten her ist, das ich mir den letzten Spiegel zur Hand genommen hab, eben wegen diesen Lobpreisungen der Linken(glaub da war Kohl noch Kanzler)

ab und zu den Stern als Printversion(Heftchen für alle Ü30), die ihre Grundeinstellung nicht verleugnen können, sonst nur noch digitales,

aber wenn es wirklich so ist, das der Spiegel sich geändert hat, lohnt es sich vllt auch dort mal wieder ein Heftchen zu kaufen

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leider nicht

aber wenn es wirklich so ist, das der Spiegel sich geändert
hat, lohnt es sich vllt auch dort mal wieder ein Heftchen zu
kaufen

leider nicht, der Spiegel-Stil ist mir mittlerweile unerträglich geworden. Gerade die langen Titel-Themen (einmal pro Monat ein Hitler-Titel) sind eine einzige Aneinanderreihung von Zitaten („blablabla“ äzte es aus der Münchner CSU. Ähnlich sieht das Peter Müller aus dem Saarland: „Blablabla“) im amerikanischen Ein-Satz-Ein-Absatz-Stil. Dazu die ausgeleierten Wortneuschöpfungen (z.B. „ätzen“ im Sinne von „sagen“). Am Ende fehlt dann meist ein Fazit und man fragt sich, warum man den Artikel überhaupt gelesen hat. Die mindere Qualität liegt wohl daran, dass oft fünf oder mehr Journalisten an einem Text arbeiten. Da kann ja nix Vernünftiges rauskommen.
Gruß
André

Fußnote
Hi Andre,

auch wenn der Spiegel sicherlich seit Augstein ein
wenig an Qualität verloren hat, so ist er noch immer
das mit weitem Abstand best recherchierte
Nachrichtenmagazin hierzulande. Kein anderes Blatt
liefert derart belastbaren investigativen Journalismus
wie der Spiegel.
Das Ding mit den monatlichen Artikeln über
Nazi-Deutschland ist leider dem Zeitgeist geschuldet.
Dieses Phänomen ist aber auch in der Zeit, der SZ oder
den öffentlich rechtlichen Fernsehsendern zu
beobachten.

Gruß
Tom

auch wenn der Spiegel sicherlich seit Augstein ein
wenig an Qualität verloren hat, so ist er noch immer
das mit weitem Abstand best recherchierte
Nachrichtenmagazin hierzulande. Kein anderes Blatt
liefert derart belastbaren investigativen Journalismus
wie der Spiegel.

Da geb ich dir sogar recht. Trotzdem oder gerade wegen der guten Recherchegrundlage stört mich die Komposition gerade der längeren Titelgeschichten. Es werden Tausend Quellen zitiert, aber am Ende bleibt oft das Gefühl, trotzdem nicht besser Bescheid zu wissen. Ich finde den Spiegel-Stil (es gibt ja eine rhetorische „Spiegel-Schule“) einfach grauenhaft. Ständig „stöhnt“, „ätzt“ oder „gellt“ jemand, obwohl der einfach nur was „gesagt“ hat. Und dann diese Synonymitis…
Nachdem vor 5 Jahren in jedem zweiten Heft ein Beitrag zum IT-Boom drin war, bei dem jedesmal auf Amazon-Gründer Jeff Bezos verwiesen wurde, musste ich das Blatt einfach kündigen.

Gruß
Andrße

Hi,

das Ganze funktioniert natürlich nur, wenn es klare
Absprachen zur „Nachbehandlung“ des Interviews gibt und
diese auch öffentlich gemacht werden. So ähnlich ging
ja seinerzeit auch das Fernsehduell Stoiber-Schröder
über die Bühne, warum also nicht auch beim SPIEGEL?
Außerdem glaube ich, daß derjenige der anschließend an
seinen Äußerungen herumredigieren läßt sein Gesicht
ziemlich schnell verliert. Die „Feindbeobachtung“ der
Gegenseite wartet doch nur auf sowas wie
wegretuschierten Achselschweiß :smile:

Gruß
Tom

hallo andre,
du hast recht und unrecht - beides ist richtg.
eine seriöse zeitschrift, auch und besonders BILD, läßt ein tonband mitlaufen. das wird abgeschrieben und nur um die ähs und da da da (wos denn sinvoll ist und nicht die aussagen verfälscht)bereinigt gedruckt.
basta.
das wissen die jungs. und richten sich danach.
etwas anderes ist es wenn man etwas promotion macht.
bild sprach mit dem kanzler: bla bla bla
oder mit angela: bla bla bnla.
das muß man halt im betreffenden fall wissen.
du kennst doch auch die floskeln, wie man vom minister erfuhr…
wie aus dem büro des ministers verlautete …
wie man im umfeld des ministers hören konnte …
aus unbestätigter quelle erfuhren wir das …
lesen muß man können.
und : warum sagt er das ? warum sagt er das JETZT ? und warum sagt er das hier ?
t.

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Politiker haben ganz gute Druckmittel
Da ist zwar was dran, aber was, wenn der betreffende Politiker einfach seine Macht demonstriert und dem Blatt, das da nicht mitmacht, keine Interviews mehr gewährt, die Journalisten nicht mehr zu Hintergrundgesprächen einlädt und nicht mehr zu Terminen mitnimmmt?
Hintergrundgespräche sind schließlich die Hauptinformationsquellen für Journalisten, erlesene Zirkel, in denen z.B. ausgeplaudert wird, wer ins Kompetenzteam kommt. Da nicht mehr dabei sein zu dürfen, weil man es sich mit dem Politiker verscherzt hat, bedeutet u.U. einen tiefen Karriereknick.

Gerade kleinere Blätter oder kann man damit sehr gut unter Druck setzen. Fischer soll da ein Meister drin sein, bei Kohl war es ähnlich. Es ist also nicht so, dass man bei solchen Praktiken gleich das „Gesicht verliert“.

Die taz hat einmal ein Interview mit Olaf Scholz mit allen von ihm vorgenommenen Schwärzungen gedruckt. Der Fall hat unter Kollegen für viel Wirbel gesorgt, weil er offenbar einen Nerv getroffen hat:

http://www.daserste.de/kultur/thema_dyn~id,i2now5qft…

Nachtrag zu Lafontains Presseverständnis
Habe gerade ein hübsches Zitat von Hans Leyendecker (SZ) gefunden:

„Einer der stärksten war immer Oskar Lafontaine. Oskar Lafontaine hat Interviews so geführt, dass er sagte: ‚Jetzt fiele mir folgende Frage ein, dann könnte ich folgende Antwort geben‘. Und das setzte er dann noch mal fort beim Redigieren, d.h. er schrieb Interviews immer wieder um.“
http://www.daserste.de/kultur/thema_dyn~id,i2now5qft…

Welche Medien sind denn noch neutral? Lafontain wird doch mittlerweile in allen verteufelt und früher waren sie froh wenn er ihnen zur Verfügung stand.Der Focus was für ein Witz, ist die Hauspostille der CDU/CSU.Das jetzt nur ein Print-Duell stattfinden soll,zeigt doch nur das der Lederhosen Tarzan Stoiber kneift,da er intellektuell und rhetorisch Lafontain nicht das Wasser reichen kann.
wilfried 1942

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