Invasion 1944 in der Normandie

Hallo Wissende,

warum fand die Invasion in der Normandie 1944 dort statt, wo sie stattfand?

Hitler erwartete die Invasion in der Gegend um Calais, an der engsten Stelle des Ärmelkanals, was aus heutiger Sicht wohl etwas voreingenommen war, denn wenn Soldaten und Geräte einmal verladen sind und die Transportschiffe sich in Bewegung setzen,dürfte es wohl unerheblich sein, wenn es zur Zielküste 50 oder 100 km sind.

Abgesehen davon war es wohl wichtiger einen passenden Küstenstreifen zu finden, der das Anlanden von Truppen und Material in kurzer Zeit zuließ und über die notwendige Erschließung verfügte, um mit den damaligen Transportmitteln eins, zwei, fix ins Landesinnere vorzustoßen. So viele geeignete Küstenabschnitte dürfte es meiner Meinung nach nicht gegeben haben, so dass bei sorgfältiger Überlegung eine begrenzte Anzahl von möglichen Angriffspunkten hätten ausgedeutet werden können, wo man hätte vorbeugend entsprechende Abwehrmassnahmen vorsehen können.

Danke für Eure Mitteilungen!

Wolfgang D.

Hallo

Verstehe nicht ganz deine Frage. Du willst wissen, warum die Landung in der Normandie stattfand und zählst anschließend selbst die Gründe dafür auf? Die Frage ist doch wohl eher die, weshalb Hitler sich trotz all dieser Argumente darauf versteifte, die „wahre“ Invasion müsse bei Calais stattfinden.

Gruß
smalbop

Hallo smalbop,

ich wollte nicht wissen, warum die Invasion in der Normandie stattfand, sondern

warum fand sie statt in der Gegend von Caen? Zur Auswahl standen rd. 400 km Küste von Cherbourg bis Calais, warum landeten die Alliierten gerade am A… der Welt, am Rande des Hitlerimperiums, weit weg vom Zentrum Paris bzw, der Deutschen Grenze?
Nach meiner Vermutung eigenen sich gar nicht so viele Küstenabschnitte. Man braucht zig km zusammenhängendes Strandgebiet, die Küste muß einen geeigneten Zuschnitt haben, damit Soldaten und Material angelandet werden können etc.

Weil die Heeresleitung außer Hitler nicht an eine Invasion um Calais glaubte - zu offensichtlich, deshalb stationierte man die Deutschen Verbände nach dem Gieskannenprinzip, dünn und gleichmäßig über die Küste verteilt. Hätten damals die Deutchen schon Operation Research gekonnt, hätte doch ein fähiger Generalstabler die für eine Invasion günstigen Küstenabschnitte im voraus bestimmen können, die dann besonders zu schützen waren.
Es war sowieso unverständlich, warum die Vorbereitungen der Alliierten niemandem aufgefallen sind. England und Schottland waren doch überzogen mit Übungsgelände, auf dem die kampfunerfahrenen GIs ausgebildet wurden und die Armada von Transportschiffen in den engl. Häfen der Kanalküste konnten doch auch nicht verborgen geblieben sein.

Wolfgang D.

ich wollte nicht wissen, warum die Invasion in der Normandie
stattfand, sondern

warum fand sie statt in der Gegend von Caen? Zur Auswahl
standen rd. 400 km Küste von Cherbourg bis Calais, warum
landeten die Alliierten gerade am A… der Welt, am Rande des
Hitlerimperiums, weit weg vom Zentrum Paris bzw, der Deutschen
Grenze?

Von der Normandieküste bis Paris ist es nicht weiter als von Calais.
Allerdings waren die Befestigungen bei Calais deutlich stärker.

Nach meiner Vermutung eigenen sich gar nicht so viele
Küstenabschnitte. Man braucht zig km zusammenhängendes
Strandgebiet, die Küste muß einen geeigneten Zuschnitt haben,
damit Soldaten und Material angelandet werden können etc.

Genau.

Weil die Heeresleitung außer Hitler nicht an eine Invasion um
Calais glaubte - zu offensichtlich, deshalb stationierte man
die Deutschen Verbände nach dem Gieskannenprinzip, dünn und
gleichmäßig über die Küste verteilt.

Insbesondere stationierte man die Panzerdivisionen nicht küstennah, und dies auf Veranlassung Hitlers, der „flexibel“ bleiben wollte. Sie wurden dann, nachdem sie Hitler endlich für den Einsatz freigegeben hatte, beim Anmarsch aus der Luft zerschlagen. Hätten sie am 6. oder 7. Juni eingegriffen, wäre die Invasion zusammengebrochen.

Hätten damals die
Deutchen schon Operation Research gekonnt, hätte doch ein
fähiger Generalstabler die für eine Invasion günstigen
Küstenabschnitte im voraus bestimmen können, die dann
besonders zu schützen waren.

Ich glaube nicht, dass der auch damals noch beste Generalstab der Welt Operations Research brauchte, um sich darüber klar zu werden, wo die möglichen Landeabschnitte sein würden und wie das jeweilige Gelände optimal zu verteidigen war. Das Problem war eher der größte Feldherr aller Zeiten. Und Ressourcenknappheit beim Bau von Befestigungsanlagen.

Es war sowieso unverständlich, warum die Vorbereitungen der
Alliierten niemandem aufgefallen sind. England und Schottland
waren doch überzogen mit Übungsgelände, auf dem die
kampfunerfahrenen GIs ausgebildet wurden und die Armada von
Transportschiffen in den engl. Häfen der Kanalküste konnten
doch auch nicht verborgen geblieben sein.

Im Gegenteil, die Allierten wussten aus Geheimdienstquellen, dass Hitler der Idee von einer Landung bei Calais anhing, und taten darum alles, ihn darin zu bestärken. So wurden komplette Geisterarmeen aus Sperrholz in Kent aufgestellt.
In welchen Kanalhäfen die Schiffe bereitlagen, war, wie du selbst gesagt hast, als Indikator dagegen untauglich, denn im Armelkanal war es bei der aliierten See- und Luftherrschaft egal, ob die Überfahrt vier oder acht Stunden dauerte. Das Problem war allenfalls, dass die Sommernächte kurz sind und man nach Einbruch der Dunkelheit losfahren und vor Morgengrauen vor der Küste sein wollte, um die Deutschen nicht vorzuwarnen.

Was vergebliche Liebesmüh war, denn nun kam der deutsche Geheimdienst ins Spiel, der natürlich auch nicht untätig geblieben war und genau wusste, mit welchem Funkspruch an die Resistance die Invasion eingeläutet würde. Das Problem war wieder nur Adolf, der das für einen „jüdischen Bluff“ oder sowas hielt.

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Gruß
smalbop

Hallo,

das Problem hieß „Dolferl“ und die Ja-Sager des deutschen OKW…

Hitler hatte ja schon recht früh das OKW mit „Fähigen“ Männern,also zu Deutsch
Ja-Sagern besetzt und die erfahrenen Soldaten dort in den Ruhestand oder ins KZ geschickt .

Die ersten „Blitzsiege“ zu Beginn des Krieges schienen ja auch dem Führer recht zu geben,also seine „Überragende“ Qualifikation als Feldherr zu beweisen.

Das es mit dieser nicht weit her war,zeigte sich ja später…

Die Stabsoffiziere vor Ort wussten mit Sicherheit die Örtlichkeiten,wo am ehesten mit einer Allierten Landung zu rechnen war.Es fehlte aber an Leuten mit Rückrat sowohl in der Führung (Rundstedt war einer reiner Befehlsempfänger) als auch im OKW.

Außerdem darf man auch nicht vergessen,das D die Luftüberlegenheit verloren hatte…

Guten Tag,

Hallo smalbop,

nun haben wir uns ausgetauscht haben auch Übereinstimmungen gefunden. Eentschuldige, wenn ich dennoch nicht zufrieden bin und penetrant nachfrage: Warum hat dann die Invasion dort stattgefunden, wo sie stattfand. Jemand mußte doch aus sicher plausiblen Gründen die Küste vor Caen festgelegt haben. Monty, daem nachsagt er würde ein Haus aus unbrennbaren Material bauen und dennoch eine Feuerversicherung abschließen, hat doch sicher nicht gewürfelt sondern festgestellt 1…,2…3…

Danke für weitere Erläuterungen

Wolfgang D.

Hallo,

möglicherweise hilft Dir dieser umfassende Link weiter.

Zitat aus der Einführung: „The principles that eventually shaped OVERLORD were developed early but their application was discontinuous, interrupted by diffuse experimentation and improvisation. Neither ideas nor planning can be traced along a single line from a clear beginning to the ultimate action.“

Also viel Spaß bei der Ursachenforschung. Welche Gründe dann das „Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force“ letztlich hatte? Wer weiß das schon. Offizielle und tatsächliche Gründe sind nicht immer kongruent.

Gruß
vdmaster

Hallo Wolfgang

nun haben wir uns ausgetauscht haben auch Übereinstimmungen
gefunden. Eentschuldige, wenn ich dennoch nicht zufrieden bin
und penetrant nachfrage: Warum hat dann die Invasion dort
stattgefunden, wo sie stattfand. Jemand mußte doch aus sicher
plausiblen Gründen die Küste vor Caen festgelegt haben. Monty,
daem nachsagt er würde ein Haus aus unbrennbaren Material
bauen und dennoch eine Feuerversicherung abschließen, hat doch
sicher nicht gewürfelt sondern festgestellt 1…,2…3…

Man kann sicher beliebig viele Gründe vermuten, die bei der Wahl eines Angriffstreifens eine Rolle spielen. Ich möchte daher nur sagen, was ich mir als mitentscheidend denke für die Wahl des Calvados: Von hier aus war Cherbourg als Nachschub-Seehafen auf der Cotentin-Halbinsel leicht einzunehmen, da man die Verteidiger abschneiden und im Rücken packen würde. In der Tat war die Einnahme für den 7. Juni geplant, vom Utah-Strand aus. Es hat dann etwas länger gedauert…

Gruß
smalbop

Die Diskussion, welches das nach sachlogischen Erwägungen günstigste Landungsziel wäre, geht an den damaligen Einschätzungen vorbei.

Für Churchill war der Überraschungseffekt das wichtigste Kriterium, da auch die Luft- und Materialüberlegenheit nicht ausgereicht hätte, sich dauerhaft auf dem Kontinent festzusetzen, wenn die Verteidiger ihre Mittel an der richtigen Stelle konzentrieren können.

Die Vorstellung mit OR-Methoden die beste Strategie zu ermitteln, empfinde ich eher als amüsant. Dazu sind einfach zu viele Schlachten und Kriege in völlig unerwartbarer Weise ausgegangen.

Ciao, Allesquatsch

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Hallo,

wenn ich dennoch nicht zufrieden bin
und penetrant nachfrage: Warum hat dann die Invasion dort
stattgefunden, wo sie stattfand. Jemand mußte doch aus sicher
plausiblen Gründen die Küste vor Caen festgelegt haben.
Wolfgang D.

einfach das Buch „Cross Channel Attack“ lesen. Darin wird erklärt erklärt. warum gerade da. Allerdings das ist ein munterer Wälzer, aber in Gänze im Internet.
Gruss
Rainer