Arbeit und denken im Wandel der Zeit
Kapital
stellt in Endkonsequenz nur eine Verbindung unter Leuten her.
Nämlich ein Abhängigkeitsverhältnis dessen, der es hat zu
einem der nichts hat und wegen seiner Existenz sich als
Lohnsklave prostituiert.
Ich verstehe sehr wohl, was Du damit sagen willst, nur sehe ich das anders. Du (und viele andere) hängst immer noch dem Marx´schen Gedanken nach, daß Arbeit was schlechtes ist. In diesem Gedanken versuchen die Gewerkschaften Dich und die anderen zu bestärken, indem sie Freizeit als das Ideal der abendländischen Kultur darzustellen versuchen.
Der Gedanke, daß Arbeit (sei es nun selbständige oder unselbständige) Spaß machen und Erfüllung sein kann, existiert in dieser Welt irgendwie nicht. Auch den scheinbar beschissensten Job kann (!) man mit Einsatz, Intelligenz und Einfallsreichtum so gestalten, daß man abends zufrieden zuhause eintrifft und das Gefühl hat, was vernünftiges getan zu haben. Ich weiß, wovon ich rede, denn ich habe solche objektiv ätzenden Tätigkeiten früher auch mal ausgeübt. Daß die meisten Leute auf der Arbeit nur - von jedem Geistesblitz verschont - ihre Zeit abhocken, ist nicht mein Problem oder eines der Wirtschaftstheorie, sondern ein soziologisches, das im wesentlichen auf o.g. Indoktrination zurückzuführen ist, die den Leuten ununterbrochen suggeriert, daß Arbeit scheiße ist.
Auch wenn Du es nicht gerne hörst: Die Welt hat sich in den letzten 150 Jahren geändert. Die Welt besteht nicht mehr nur noch aus Akkordarbeitern, die stur tagein tagaus dieselben Handgriffe durchführen. Selbst in unseren Fabriken sieht es heute anders aus als vor 150 Jahren. Mal abgesehen von der betrieblichen Mitbestimmung, über die man geteilter Meinung sein kann, gehen die gestalterischen Möglichkeiten über das betriebliche Vorschlagswesen weit hinaus.
Im Vorfeld einer Kreditvorgabe mache ich immer eine Betriebsbesichtigung, bei der ich mir vor allem die Tabellen mit den Fehlzeiten am Schwarzen Brett anschaue und das allgemeine Arbeitsklima.
Kleiner Exkurs: Die amerikanische Armee funktionierte früher anders als die deutsche. Während in der US-Armee jeder einzelne Schritt eines jeden einzelnen Soldaten vor dem Einsatz festgelegt wurde, bekamen die deutschen Einheiten Zielvorgaben, wobei ihnen freigestellt war, wie sie dieses Ziel erreichten. Somit konnten sie sich an der aktuellen Situation orientieren und nach Beurteilung der Lage die nächsten Schritte festlegen. Unötig zu erwähnen, welche Vorgehensweise erfolgreicher war.
Zurück zum Thema: So wie die Unterschiede zwischen US- und deutscher Armee waren, so unterscheiden sich auch die Arbeitsmethoden heutiger Unternehmen und denen zu der Zeit von Marx. Der Zweck der Veranstaltung ist allen bekannt und so können organisatorische Einheiten bis runter zum einzelnen Mitarbeiter entscheiden, was sie zur Erreichung der Ziele machen wollen. In Autofabriken z.lB. gibt es kleine Fertigungsteams, die ihre Tätigkeit jeden Tag neu verteilen und praktisch keine sturen Fließbandtätigkeiten mehr.
Die Arbeitswelt hat sich geändert, so daß die Betrachtungsweisen aus dem vorletzten Jahrhundert genau so nützlich sind nicht nur sehr alt sind, sondern auch sehr veraltet.
Allerdings bezweifle ich, dass du diesen Zusammenhang
verstehst, wenn du mir noch nichtmal sagen kannst, welchen
eigentlichen inn oder Wert denn Kapital nun hat.
Ich mache es Dir einfach: Schlag bei Marx nach, was anderes läßt Du ja ohnehin nicht gelten.
C.