in allen Zeitungen und im internet wird berichtet, dass der
Euro als Währung gefährdet sein könnte, jetzt wo Griechenland
die Finanzhilfe zugesagt wurde.
inwiefern ist das möglich? Wie könnte ein Wertverfall bzw.
eine so hohe Inflation in der ganzen EU Zone zustande kommen?
Danke und liebe Grüße
bi.ma87
Hallo bi.maß87,
eine einfache Antwort auf Deine Frage gibt es nicht, denn die fällt je nach Theorieansatz unterschiedlich aus.
Nach neoklassischer Auffassung sind Wechselkurse rein rechnerische Bestimmung der Währungen und bewirken eher kurzfristige Störungen. Dahinter steckt die Idee, dass Geld Tauschmittel ist und Geld die Kosten des Tausches senkt (Transaktionskosten). Als Beispiel dient hier immer der Tausch von Bibern und Hirsch. In der Neoklassik ist theoretisch auch eine Ökonomie ohne Geld denkbar.
Ich bin eher Anhänger der monetärkeynesianischen Schule von Prof. Hajo Riese. Diese stellt die Geldsphäre vor die Realwirtschaft, weil Geld als Zahlungsmittel begriffen wird und damit Kontrakte entstehen und aufgelöst werden können. Kontrakte machen dann ökonomisches Handeln notwendig.
Geld hat auch die Aufgabe der Werterhaltung, ein Grund warum Vermögensbesitzer nicht nur Sachwerte, sondern auch Finanztitel in ihrem Vermögensportfolio halten. Die Nachfrage nach einer Währung bestimmt maßgeblich deren Stabilität. Somit stehen die Währungen unter einander in Konkurrenz um die Vermögensbesitzer.
Zu Deiner eigentlichen Frage
Wenn das Vertrauen in den Euro erschüttert wird, werden Vermögensbesitzer in eine andere Währung wechseln. Das aber bedeutet das viele Euros auf den Markt kommen und damit der Euro abgewertet wird. Um die Attraktivität des Euros zu erhöhen, kann die Zentralbank den Leitzins erhöhen, dass wiederum hat direkte Auswirkung auf die Investitionen. Investitionen sinken, weil der Investor immer die Zinsen mit der Rendite vergleicht und die profitablen Investitionen mit steigendem Zins weniger werden.
Ein Effekt den wir aber jetzt spüren ist ein Aufschwung des Exports (Deutschland produziert sehr viel für den Export), da für das Ausland unsere Produkte billiger werden. Dieser Export bewirkt seinerseits ein Nachfrage nach Euro. Wenn der Export in ein „Nichteuroland“ geht und führt wiederum zu einer Stabilisierung der Währung.
Letztlich ist aber eine „Euroland“ gesamt Betrachtung notwendig, um die Auswirkung beurteilen zu können. Ein starker Euro ermöglicht einen niedrigen Zins und gute Investitionsoptionen im Euroland. Ein schwacher Euro birgt die Gefahr einer Inflation mit einer notwendigen Zinssatz Erhöhung und damit verbunden Investitionsrückgang.
Griechenland, Spanien und Portugal schaden dem Euro auf zweierlei Weise. Zum einen schwächt deren Verschuldung die EZB den Euro gegen Fremdwährungen zu verteidigen, was sie zB durch den Verkauf von Dollar erreichen würde (Verknappung diese Euro). Zum anderen sind Vermögensbesitzer verunsichert und wechseln ihr Vermögen in Fremdwährung, was zu einer Erhöhung des Euroumlaufs führen würde, mit den o.g. Folgen.
Gruß Rainer