Hallo Michael,
1.Man wird wohl davon ausgehen können, dass die leicht
zugänglichen Ölvorkommen im Irak in 30 jahren ausgebeutet
sind…
damit waren die USA 30 jahre zu früh dran.
so einfach ist es nicht. Derzeit beziehen die USA nur einen geringen Teil ihres Öles aus dem Nahen Osten. Wichtig ist das Öl dort vor allem deshalb, weil es nach derzeitigem Kenntnisstand dort die größten Reserven (oder zweitgrößten, je nachdem, was man in Zentralasien noch findet, und, ja, ich weiß, daß Du die Reserven in Zentralasien für vernachlässigbar hälst, was ich weiterhin nicht begreifen kann) gibt.
Saudi-Arabien hat in den vergangenen 25 Jahren kurzfristige Engpässe durch Mehrproduktion ausgeglichen, so auch zur Zeit des 2. Irakkrieges, was für eine relative Stabilität des Ölpreises gesorgt hat. Saudi-Arabien wird im Zeitablauf immer instabiler und ist als zuverlässiger Partner nicht zwangsläufig dauerhaft sicher. Auch aus diesem Grund wollte man den Irak unter Kontrolle bringen. Einerseits um eben einen weiteren Partner zu haben, der kurzfristige Schwankungen ausgleichen kann, andererseits um für eine eventuelle Invasion in Saudi-Arabien einen Standort zu haben.
Dieses Szenario wird seit 20 Jahren in den USA durchgespielt und wird derzeit sowohl innerhalb der Geheimdienste in den USA als auch von unabhängigen ex-CIA-Leuten als zunehmend beste Option betrachtet, trotz der Folgen wie internationalen Ächtung, zunehmendem Terrorismus usw.
Saudi-Arabien droht seit dem Schlaganfall König Fahds Mitte der 90er aufgrund von Machtkämpfen einerseits zwischen den Mitgliedern der königlichen Familie, andererseits zwischen Politik und Religion (diesem haben wir den islamischen Terrorismus zu verdanken, der i.w. von den Saudis finanziert wird) und sowie aufgrund der desaströsen finanziellen Situation des Landes, in die Luft zu gehen.
Saudi-Arabien hat aufgrund der unglaublichen Korruption (von 400 Mrd. Dollar an Investitionsgeldern der letzten 30 Jahren sind - von einem saudischen Prinzen öffentlich zugestanden - rd. 50 Mrd. Dollar versickert), den aberwitzigen Militärausgaben und nicht zuletzt der Finanzierung des luxuriösen Lebenswandels von 10.000-15.000 Familienmitgliedern aus dem Staatshaushalt, die sich monatlich auf rd. 1 Mrd. Dollar beläuft, ein massives Finanzproblem und muß sich mit Krediten amerikanischer Bankkonsortien über Wasser halten, für die die zukünftigen Öleinnahmen verpfändet wurden.
- Wenn der Ölpreis tatsächlich mal 100 US$
(inflationsbereinigt) erreichen wird, dann sind die Vorräte an
KW´s fast unbegrenzt… da wird dann die Kohleverflüssigung
sogar wieder attraktiv, von der Ölgewinnung aus Ölschiefern
und -sanden red ich mal gar nicht.
Selbst bei einer Verdoppelung des Rohölpreises werden
Lagerstätten und Fördermethoden attraktiv, die heute kein
wirtschaftler in Aussicht nimmt.
Das ist mir klar. Ich weiß selber, daß Kanada zwischenzeitlich auf dem Papier über die größten Ölreserven verfügte, als der Ölpreis drohte, durch die Decke zu gehen und die Ölschieferlagerstätten scheinbar rentabel ausbzubeuten waren.
Dummerweise sitzen die großen Ölgesellschaften seit rd. 30 Jahren in Washington nah am Ruder bzw. inzwischen am Ruder. Der nationale Sicherheitsrat - und damit die Geheimdienste - wird durch Personen kontrolliert, die der Rüstungs- und Ölindustrie so nahe stehen wie Du Deinem kleinen Hämmerchen.
Seit Mitte der 90er Jahre laufen die geheimdienstlichen Aktivitäten der USA praktisch ausschließlich mit dem Thema Öl ein kauf und Waffen ver kauf hinaus (um die Drogengeschäfte mal außen vor zu lassen). Der Anteil der aufklärerischen Aktivitäten des CIA liegen inzwischen nur noch bei 20%, die verdeckten Operationen bei 80%.
Die perfide Verquickung saudischer und amerikanischer Interessen läßt sich u.a. daran ablesen, daß der saudische Botschafter jederzeit Zugang zum Präsidenten hat, während der (formelle) CIA-Chef Monate auf ein Treffen warten muß. Als seinerzeit eine Cessna beinahe ins Weiße Haus stürzte, scherzte man in CIA-Kreisen nach meinen Quellen, daß das der CIA-Chef gewesen sei, der endlich mal zu Clinton rein wollte.
Soviel als erster Eindruck, wie der Laden in Wahington so läuft. Einer Stadt, in der praktisch jeder ehemalige Funktionär und praktisch jedes ehemalige Regierungsmitglied inzwischen hauptamtlich oder beratend für eine Organisation tätig ist, die von den Saudis finanziert wird.
Aus diesem Grunde wird in Washington ignoriert, wie es in Saudi-Arabien aussieht bzw. was Saudi-Arabien so treibt, d.h. Finanzierung von islamischen Terrorgruppen in Afrika, Zentralasien und im Nahen Osten.
Die einzige Sorge ist, Rüstungsgüter weiterhin fein nach Saudi liefern zu können (die die Waffen natürlich nicht zur Unterdrückung von Aufständen einsetzen würde) und andererseits einen getreuen, zufälligerweise ölbesitzenden Freund in der Region zu haben.
So, das muß für heute reichen, ich kann ein gutes Jahr Recherche (und daß ich bei der Auswahl meiner Quellen sorgfältig bin, solltest Du inzwischen wissen) nicht in 20 Minuten zusammenfassen bzw. das kommt dabei raus, wenn man sie in 20 Minuten zusammenfaßt. Glaubs oder nicht.
Gruß,
Christian