buchempfehlung:
die krise des modernen islams - basam tibi (suhrkamp)
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Und wie würdest Du diese unterschiedliche Reaktion begründen?
Läßt sie sich aus der islamischen Lehre ableiten?
Möglich daß man das kann, aber ich halte das nicht für den Grund.
In einem großen Teil der Welt hat eine bestimmte gesellschaftliche Entwicklung, die man Aufklärung und Säkularisierung nennt, nicht stattgefunden. Daß der größte Teil der islamischen Welt dazugehört ist eher Zufall. Mit dem Islam an sich hat das nichts zu tun. Das läßt sich leicht an Gegenbeispielen zeigen:
Es ist meiner Meinung nach nicht die religiöse Lehre, die hier den Grund ausmacht, sondern das politische Verhältnis von religiösem und staatlichem Gesetz.
Gruß
dataf0x
Theokratie
Hallo dataf0x,
ich sehs ähnlich wie Du.
Und wie würdest Du diese unterschiedliche Reaktion begründen?
Läßt sie sich aus der islamischen Lehre ableiten?Möglich daß man das kann, aber ich halte das nicht für den
Grund.
Vielleicht doch.
In einem großen Teil der Welt hat eine bestimmte
gesellschaftliche Entwicklung, die man Aufklärung und
Säkularisierung nennt, nicht stattgefunden. Daß der größte
Teil der islamischen Welt dazugehört ist eher Zufall. Mit dem
Islam an sich hat das nichts zu tun.
(…)
Inhaltlich ist es derselbe politisch gefährliche und
menschenverachtende Mumpitz. Der Unterschied ist lediglich:
Diese Ideologien stellen nicht die Verfassung eines Staates.
Ein christlicher und jüdischer Gottesstaat wäre ebenso schlimm
wie ein islamischer.
Eben. In Nachrevolutionärer Geschichte haben sich andere Religionen vom absoluten* Ideal der Theokratie verabschiedet. Dem Islam fehlt diese Entwicklung. Oder ums neutraler zu sagen: dem Islam fehlt dieser Schritt.
Es ist meiner Meinung nach nicht die religiöse Lehre, die hier
den Grund ausmacht, sondern das politische Verhältnis von
religiösem und staatlichem Gesetz.
Dieses politische Verhältnis allerdings wird meist aus den Urgründen der Religion definiert und im Unterschied zu anderen Religionen ist der theokratische Staat ein Ziel des Islams.
Einen lieben Gruss Dir
Y.-
*btw die Theokratie ist im Christlichen Glauben IMMER eine Verfehlung - bereits seit Augustinus - daher kann man dem Christentum den absoluten Theokratieanspruch nur bedingt unterstellen.
*btw die Theokratie ist im Christlichen Glauben IMMER eine
Verfehlung - bereits seit Augustinus - daher kann man dem
Christentum den absoluten Theokratieanspruch nur bedingt
unterstellen.
Es ist das Wesen einer Religion, daß sie danach strebt, ihre eigenen Werte als die einzig gültigen zu sehen. Das gilt insbesondere bei missionarischen Religionen, deren Wertabsolutismus nicht bei denen haltmacht, die gar nicht zu ihr gehören.
Beim Christentum mag es sein, daß es keine rechtliche Komponente hat, da es keine Gesetzesreligion sondern eine Bekenntnisreligion ist, und daher eine christliche Staatsverfassung gar nicht denkbar wäre. Dennoch kann das Gesetz in ein Staat mehr (zb. Griechenland, Italien) oder weniger (zb. Schweden) von christlichen Normen beeinflußt sein. Man kann sich also sehr wohl einen Staat vorstellen, der eine christliche Theokratie ist. Immerhin war das Realität über Jahrhunderte hinweg.
Beim Islam kommen aber die zwei Komponenten zusammen, die ich als sehr brisant einstufe: Erstens ist der Islam eine Gesetzesreligion, d.h. die Religion ist de facto ein in sich geschlossener zivil- und strafrechtlicher Kodex und eine Staatsverfassung (wie auch die jüdische Religion das potentiell ist). Zweitens ist der Islam missionarisch, d.h. sein Kodex macht nicht Halt vor denen, die gar nicht dazugehören.
Es sind also beste Voraussetzungen für eine Theokratie faschistischer Prägung vorhanden. Und es gibt ja auch etliche davon. Dennoch ist das keine notwendige Folge. Siehe Türkei.
Gruß
dataf0x
*btw die Theokratie ist im Christlichen Glauben IMMER eine
Verfehlung - bereits seit Augustinus - daher kann man dem
Christentum den absoluten Theokratieanspruch nur bedingt
unterstellen.
Hallo Yseult,
das hat leider Calvin nicht gehindert, in Genf eine solche Theokratie zu errichten und zwar mit allen fürchterlichen Ausprägungen und Konsequenzen: die Verbrennung von Miguel Servet war der Racheakt eines kleinlichen, engen und verbohrten Geistes (nämlich Calvins) und ein Justizskandal dazu. Und Calvins Enge und Verbohrtheit steht denen der Mullahs und Ajatollahs iranischer oder welcher Herkunft auch immer in nichts nach.
Es hat Jahrhunderte gedauert, bis Genf sich von Calvin erholt hatte, nämlich bis zu Rousseau.
Gruß - Rolf