Islam: Anti-Kopftuch-Proteste und was D von F lernen könnte

Hallo,
die Proteste derzeit im Iran zeigen, dass durchaus eine ganze Menge Frauen offenbar das Kopftuch nicht freiwillig tragen.
Während in Frankreich in den letzten Jahrzehnten dahingehend die Frauenrechte immer weiter gestärkt wurden, steht das in D noch in weiter Ferne, obwohl inzwischen die positiven Effekte für eine bessere Integration nachgewiesen wurden:

Wären die Proteste im Iran nicht eine gute Gelegenheit, in D ähnliche Reformen wie der EU-Partner Frankreich in Gang zu setzen?Vielleicht wenigstens erstmal ein entsprechendes Trageverbot in Schulen?

Beste Grüße
Rakete

Hallo.
Auch wenn du hier der „Drauhaufbursche“ in diesem Forum bist, muss ich dir hierzu deutlich und uneingeschränkt recht geben, Wenn islamische Frauen ein Kopftuch tragen und das mit der Begründung machen, dass dies so im Koran stünde, dann kann man gerne mal nachfragen, an welcher Stelle. Denn diese gibt es überhaupt nicht.
Gruß

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Bin ich zwar nicht, auch wenn ich mit diesen Themen hier oft gegen den Strom anschwimme.
Wenn die Frauen es aus einer modischen Sache her machen, wird wohl nichts dagegen zu sagen sein. Viele werden das „You can do it“ Propagandabild aus den USA kennen, was hier wohl Rockabillymädchen inspiriert hat Ein Unterwerfungssymbol ist hier jedoch überflüssig und enorm schädlich. Diejenigen die es freiwillig, und nicht etwa „aus Respekt vor dem Vater“ tragen, muss man ernsthaft fragen, warum sie dies tun.

Hab gerade auf RTL die Dokumentation „60 Tage Frauenhass“ gesehen. Die Reporterin musste aus einem Ort von den Begleitern schnell weggebracht werden, da irgendwer aus den zahlreichen sie umringenden Männern (ausschließlich) äußerte, dass man sie entführen solle, da sie den Hijab (oder wie das heißt) nicht richtig trage. Die Reporterin trug ihn richtig, jedoch seien die Taliban nur von der Burka als richtige Trageweise ausgegangen.
Bei der Durchsetzung dieser Unterdrückung sei die Familie sehr viel eher verantwortlich als die brutale Männerwelt der eigenen Familie.

Es sollte heißen: Die brutale Männerwelt der eigenen Familie sei dabei eher verantwortlich, als die Taliban.

Nein.

  1. Es geht im Iran nicht nur um das Kopftuch.
    Die Demonstrationen haben sich im kurdischen Nordwesten des Landes entzündet.
    Dahinter steht auch ein ethnisch (und religiös-kulturell) motiviertes Aufbegehren der iranischen Kurden gegen ihre permanente Unterdrückung.
  1. Das Kopftuch ist im Iran ein Symbol der Unterdrückung (nicht nur der Kurden). Wer sich dagegen auflehnt, will sich gegen staatliche Unterdrückung auflehnen.
    Wo ist hier in FRA oder D eine staatliche Unterdrückung durch einen Kopftuchzwang gegeben?

Ich will mit 1. und 2. sagen: Man kann die Thematik nicht eins zu eins übertragen.

  1. Die einzig richtige Reaktion Europas auf Unterdrückung mittels Bekleidungsvorschriften ist keine Bekleidungsvorschriften, nicht andere Bekleidungsvorschriften.
    Einem Staat steht es (über Minimalstandards hinaus) einfach nicht zu, uns zu sagen, wie wir Bürger uns zu kleiden haben.

Noch ein Zusatz: Mich nervt, wie momentan Rechtsextreme wie Linksliberale, also v.a. Grüne, vermeintliche Frauenrechte für ihre Agenden gebrauchen.
Die einen wollen damit den Islam in Europa treffen, die anderen mit „feministischer Außenpolitik“ die ganze Welt in Brand setzen.

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Es gibt hunderte modische Verrücktheiten, die Frauen und Mädchen unbedingt tragen „müssen“.
Sollten wir das jetzt auch verbieten?
Wie wäre es mit einem Hosenverbot für Frauen?

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nur diese? Beim anderen Geschlecht ist es doch auch nicht anders

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Erstens geht es hier um Frauen,
zweitens sind Frauen ,bekanntermaßen eindeutig modeaffiner als Männer.

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Zweifellos. Trotzdem könnte die Aufmerksamkeit für das Thema als Anlass dienen, bisherige Haltungen mal wieder zu überprüfen, denn…

…trifft ja zu. Auch wenn diese Unterdrückung kulturelle Gründe hat. Schließlich gab es Gewalttaten, weil Familienmitglieder der Meinung waren, die Töchter/Geschwister kleiden sich zu westlich.

Was hindert das den Staat, wenigstens erstmal dafür zu sorgen, dass sich Schulkinder nicht durch kulturelle Bekleidungsregeln von anderen Schülern abgrenzen. Die Vorteile hatte ja die Studie benannt.

Gerade im Zusammenhangmit mit den Iranprotesten ist hier das Schweigen unserer "feministischen Außenpolitik " in D bereits aufgefallen:

Darunter gab es auch Kritik, dass Außenministerin Annalena Baerbock noch keine Reaktion dazu gezeigt habe. Feministische Außenpolitik solle die Grundlage ihrer Politik sein. Das hat sie vergangene Woche in einem Tweet noch einmal bekräftigt.
FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai deutete in einem Tweet an, dass er eine Reaktion von Baerbock erwarte. Er schrieb: „Enttäuschend, dass selbst Länder mit sog. feministischer Außenpolitik diese schreckliche Verbrechen gegen Frauen ignorieren.“

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Ich will keine feministische Außenpolitik, ich will eine richtige und effektive Außenpolitik.

Wenn demnächst wieder einmal ein FDPler Außenminister wird, soll ich mich wohl auch auf eine versicherungsfreundliche Außenpolitik einstellen?
Und wo bleibt die Außenpolitik für Männer? Schließlich werden entschieden mehr kurdische Männer, als kurdische Frauen im Iran umgebracht! Von Misshandlungen und Folterungen ganz zu schweigen.

Was für einen #Aufschrei gäbe es, wenn Putin eine Mobilmachung der Frauen als Kanonenfutter erlassen hätte. :rofl:
So sinds halt nur die Männer …

Das Übel bei einer sog. „feministischen Außenpolitik“ ist aber gar nicht das geschlechtsbezogene.
Es ist eine ideologische Außenpolitik mit universalistischem Anspruch
Und um Frauen gehts dabei auch nicht, sondern mE darum, mit dieser Gummi-Chiffre überall in der Welt zündeln zu können.

Ja.
Schuluniform wäre denkbar.
Aber auch da fragt sich, ob man hier auf Teufel komm raus die Kopftuchfreiheit unter Schulkindern durchsetzen muss.
Die Schulen sind in D mittlerweile hyperpolitisiert genug.

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Sure 24 Vers 31
Und sag zu den gläubigen Frauen, sie sollen ihre Blicke senken und ihre Scham hüten, ihren Schmuck nicht offen zeigen, außer dem, was (sonst) sichtbar ist. Und sie sollen ihre Kopftücher auf den Brustschlitz ihres Gewandes schlagen und ihren Schmuck nicht offen zeigen, außer ihren Ehegatten, ihren Vätern, den Vätern ihrer Ehegatten, ihren Söhnen, den Söhnen ihrer Ehegatten, ihren Brüdern, den Söhnen ihrer Brüder und den Söhnen ihrer Schwestern, ihren Frauen, denen, die ihre rechte Hand besitzt, den männlichen Gefolgsleuten, die keinen (Geschlechts)trieb (mehr) haben, den Kindern, die auf die Blöße der Frauen (noch) nicht aufmerksam geworden sind. Und sie sollen ihre Füße nicht aneinanderschlagen, damit (nicht) bekannt wird, was sie von ihrem Schmuck verborgen tragen. Wendet euch alle reumütig Allah zu, ihr Gläubigen, auf daß es euch wohl ergehen möge!

:roll_eyes:

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Eine „modische“ Verrücktheit ist das jedenfalls nicht. Es ist eine bewusste Unterdrückung.
Eine CNN-Journalistin verzichtete auf ein Interview mit Obermullah Ebrahim Raisi. Verlangte er doch in New York (!)von ihr, ein Kopftuch zu tragen. Das sehr wichtige Interview kann sie nun nicht abliefern, aber behält dafür ihre Würde.

Ich habe so eine Hochachtung vor der Frau:

Das wollen wir alle. Die Betonung des Feminismus ist doch Etikettenschwindel. Das beweisen ja die beiden Baerbockartikel, die gepostet wurden. Ich denke mal, dass so auch alle anderen Außenminister gehandelt bzw. sich geäußert hätten. Was, bitteschön, soll denn da das besonders feministische sein?
Es ist nur eine Worthülse für Wähler und Klientel.

Naja Hochachtung…
Was meinst Du, was jetzt los wäre, wenn sie plötzlich beigegeben und sich ein Kopftuch aufgesetzt/umgebunden/umgewickelt/angelegt (wie sagt man eigentlich?) hätte? Vor CNN?

So bekommt CNN ein wichtiges Interview erstmal nicht. Toll werden sie das auch nicht finden.

Dieser Koranvers fährt mit der Aufzählung bestimmter Kategorien von Verwandten und Sklaven fort, denen eine Frau ihren Schmuck zeigen darf, weil ihr sexuelle Kontakte mit diesen Personen verboten sind

Die Frauen sind doch nicht Eigentum. Außerdem wird von diesen altertümlichen Vorschriften doch auch verlangt, das Frau UND Mann sich keusch zu verhalten haben. Betont wird das aber nur bei der Frau.

Auch ein Freiburger Islamwissenschaftler sieht das Tuch als Symbol der Unterdrückung an:

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Sprache: de

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Das Tragen des islamischen Kopftuchs ist keine Vorschrift im Koran, sondern ein Produkt männlicher Herrschaft, ist der Freiburger Islamwissenschaftler Abdel-Hakim Ourghi überzeugt. Streit über sein neues Buch dürfte absehbar sein

Cathy Yeulet/123rf

Ist das Kopftuch eine religiöse Vorschrift oder nur ein historisches Produkt männlicher Herrschaft? Dieser Frage geht der Freiburger Religionspädagoge Abdel-Hakim Ourghi in seinem neuen Buch „Ihr müsst kein Kopftuch tragen. Aufklären statt verschleiern“ nach. Mit seiner Streitschrift will Ourghi „die Machtmechanismen der männlichen Herrschaft aufdecken, die muslimische Frauen zur Körperbedeckung verpflichten“. Unter „männlicher Herrschaft“ versteht er dabei die soziale Praxis, die durch Koran und die Überlieferung (Sunna) legitimiert wird.

Verlagsangebot

Der Leiter des Fachbereichs Islamische Theologie und Religionspädagogik an der Pädagogischen Hochschule Freiburg ist überzeugt: Zwar behaupten die meisten Mädchen, dass sie das Kopftuch freiwillig tragen. Aber tatsächlich würden sie meist von den Eltern und den muslimischen Gemeinden in ihrer Entscheidung beeinflusst.

Denn wenn eine Frau sich gegen die Verschleierung entscheidet, werde ihr unterstellt, dass sie ihren Körper zur Schau und anderen zur Verfügung stellt. Sie gelte dann in der patriarchalen Gesellschaftsordnung als keine „richtige“ und „wahre“ Muslimin: „Die Ablehnung des Kopftuchs wird als Vergehen angesehen, das bestraft werden muss.“ Bringe die Isolation keinen Erfolg, würden manche junge Frauen ins Ausland verbannt, bis sie sich für das Tragen eines Kopftuchs entscheiden.

Islamwissenschaftler Abdel-Hakim Ourghi über das Kopftuch-Gebot

In seinem Buch lässt Ourghi eine 25-jährige Frau zu Wort kommen, die nach ihrem Abitur während eines Familienurlaubs in Marokko von ihrer Familie dort bei der Großmutter zurückgelassen wurde – ohne Pass. Ihre Eltern teilten ihr mit, dass sie erst wieder nach Hause darf, wenn sie bereit ist, das Kopftuch zu tragen.

Ob so drastische Maßnahmen Einzelfälle sind oder eine verbreitete Praxis, wird im Buch nicht klar. Jedenfalls verurteilt der gebürtige Algerier diese Art der psychischen Gewalt, ebenso wie die Drohung, die manche Mädchen zu hören bekommen, dass Gott im Jenseits diejenigen bestraft, die kein Kopftuch tragen. Denn es sei keine Sünde, die Haare zu zeigen: Die Verschleierung der Frauen sei nämlich keine koranische Vorschrift, sondern „ein historisches Produkt, das sich die muslimischen Gelehrten später nach dem Tod des Propheten mühsam zurechtgebastelt haben“, so Ourghi.

Die Titelzeile über das Nichterscheinen des Gesprächspartners ist für CNN viel wichtiger als ein Interview.
Wie viel Prozent der Zeitungskäufer, auch hier in Deutschland, lesen tatsächlich ein Interview komplett durch?
Auflage bringen die Titel überschriften.

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Du wirst damit recht haben (@Kudo auch) . Sie hat zumindest die Chance genutzt, ein Zeichen zu setzen. Ihr fundamentalistischer Gesprächspartner hatte diese Chance auch ( indem er sich liberal verhält), ließ sie jedoch verstreichen.