Islam und Alkohol

Hallo Wissende,
meine Frage ist eher soziologisch als religiös: Weiß jemand, wie streng das Alkoholverbot von Moslems wirklich eingehalten wird? Z. B. ist die Geschichte der katholischen Kirche ja voll von Beispielen, wie klare Gebote um drei Ecken scheinbar eingehalten, defakto aber doch gebrochen wurden. Ich bin weder an Pauschalierungen ("Alle Moslems…) noch an unsachlicher Kritik interessiert, sondern an Erfahrungen!
Gruß!
Christian

P.S.: Nur Ausversehen ist dieses Posting in den vorherigen Thread gerutscht, wo es gar nicht hingehört.

Hallo Christian,

das kann man nicht pauschalisieren.
In Saudi Arabien herrscht absolutes Alkoholverbot.
Man kann nirgends Alkohol kaufen, selbst nicht den Isoboxxx-
Alkohol aus der Apotheke. Wer mit Alkohol erwischt wird,
wird entweder ausgepeitscht (geringste Strafe, meist
für Betrunkensein), Ausweisung (für Ausländer), oder
lange Gefängnisstrafen bestraft. Dennoch gibt es in
Saudi illegale Alkoholbrennereien, ebenso der Schmuggel
von Alkohol.

Ich habe betrunkene Moslems gesehen, und ich habe
Moslems erlebt, die wirklich nie in ihrem Leben
Alkohol getrunken haben. Und ich habe zweimal erlebt,
dass ein Moslem in Deutschland ein paar Bier getrunken
hat und es bitter bereute - und erst eine Wallfahrt nach
Dschiddah hat da den Seelenfrieden wieder gebracht.

Gruß
Elke

Hallo,
meine Erfahrungen mit Muslime beschränken sich auf bosnische „Muslime“ neben den Muezzins und nem Haufen uralter Riten (Rammadan, Grabwache, Hochzeiten etc) ist nichts streng nach Koran. Wenig bis keine Kopftücher und vor allem: Slivovic (Pflaumenschnaps) bis zum abwinken! Es gibt zwar einige Urgesteine (so um die 80 Jahre alt) die sind noch (oder sind sie es auf ihre alten Tage geworden?) stockkonservativ und saufen keinen Tropfen.
Ein (deutsches) muslimisches Ehepaar ist auch relativ konservativ gewesen: Kein Sex vor der Ehe, ganz selten Alkohol etc.
Sind für mich moderne Praktiken, die zwar den Glauben (er)leben lassen, sich aber nicht unnötig ausgrenzen…
Dann kenne ich noch halbstarke Türken (Kurden), die laut brüllen, dass Leute die Alkohol trinken von Allah ewig verflucht werden; wie verderbt doch die Menschen hier sind und dann mit ihrem tiefergelegten BMW in den Puff blubbern (nüchtern oder besoffen, je nach Wochentag)
„Die“ Muslime gibt es nicht, wie z.B. der Unterschied Taliban / VAE / Bosnien zeigt.

gruß
jartUl

Hallo Wissende,
meine Frage ist eher soziologisch als religiös: Weiß jemand,
wie streng das Alkoholverbot von Moslems wirklich eingehalten
wird? Z. B. ist die Geschichte der katholischen Kirche ja voll
von Beispielen, wie klare Gebote um drei Ecken scheinbar
eingehalten, defakto aber doch gebrochen wurden. Ich bin weder
an Pauschalierungen ("Alle Moslems…) noch an unsachlicher
Kritik interessiert, sondern an Erfahrungen.

Hallo Christian,

ich lebe in Abu Dhabi und meine Erfahrungen sind folgende:
Alkoholtrinkende Moslems (Maenner) gibt es auch hier. Allerdings sei bemerkt,
dass sie dabei nie die Nationaltracht tragen.
Alkohltrinkende einheimische Frauen sehr wenige, allerdings viele, die durch Heirat „gezwungendermassen“ zum Islam konvertieren mussten. Aber: die trinkenden Einheimschen, die ich kenne, sind waehrend des Ramadan absolut abstinent.

Gruss
Sibylle

Hi!

Ich weiß, dass die Familie des Verlobten einer engen Freundin recht offen gegenüber dem Alkohol ist, nungut, der Schwiegervater nicht, aber wohl der Verlobte und dessen Onkel + Familie.
Nach Erzählungen nimmt die Umgebung es nicht so genau. Sie lieben im süd-westl. Küstenbereich der Türkei, den Städtenamen müsste ich erfragen ^^

Eine Schulkollegin von mir trinkt sich regelmäßig sternhagelvoll (und sie verträgts nicht…) und wird von ihrem Vater dann öfters mal´bestraft, Ausgehverbot wenn er gut drauf ist, sonst wird sie eher verprügelt…
Trinken und mit ihrem „Freund“ ausgehen beruht dort wohl eher auf Rebellion gegen ihren Vater sehr strengen Vater.

liebe Grüße,
Kate

Hai, Christian,

auch ich kann Dir nur von einigen Moslems berichten - was natürlich keine Aussage über die Moslems zulässt…

Einer - ca. 50, türkischstämmig - hat zum Feierabend gerne ein Bier getrunken, auch, anlässlich von Feiern, mal zwei, aber nie mehr. Sein Argument war, daß der Prophet ihnen verboten habe, sich zu berauschen, also betrunken zu werden - und von einem oder zwei Bieren wird man ja nicht betrunken. Der hat brav 5x täglich gebetet, gefastet und kam eines Tages stolz wie Bolle aus’m Urlaub - er war in Mekka…

Ein anderer - Mitte dreißig, Türke - hat jeglichen Alkohol in sich hineingeschüttet, solange er nicht aus vergorenem Getreide, oder aus Trauben hergestellt war (man kann sich auch mit Obstler heftig besaufen). Sein Argument war, das im Koran eben vergorene Trauben und vergorenes Getreide verboten wäre und von dem Rest nicht die Rede sei. Inzwischen hab ich den Verdacht, daß er sein Argument nicht aus dem Koran, sondern aus „Der 13. Krieger“ hat… Gebetet hat der nach eigener Aussage nur Sonntags (Sonntags??? - Ja, Sonntags. Fragt mich nicht, wie der auf Sonntag gekommen ist) und gefastet hat er nur einmal, auf Wunsch seines Schwiegervaters (bis auf den Freitag - da hatte SchwiePa nämlich Urlaub und konnte nicht sehen, wie der SchwieSo in die Kantine gepilgert ist, um Würstchen zu futtern).

Und dann kenn ich da noch eine muslimische Familie, die irgendwie aus dem südasiatischem Raum stammt - nur der Vater hat noch seine Staatsangehörigkeit, weil er eigentlich irgendwann zurück will, alle anderen sind Deutsche. Alkohol in jeglicher Form wird da nicht angerührt - nicht einmal Rumkugeln oder Champagnertrüffel. Nur der Sohn hat sich mit 16 auf 'ner Klassenfahrt ein Besäufnis geleistet und „musste“ dann mit Papa nach Mekka. Die ganze Familie hat Gebets- und Fastenregeln eingehalten, aber nicht nur, daß die Frauen (also Mama und die sechs Töchter) nicht verschleiert waren, die haben auch zusammen gebetet und Mama war zwar sehr zurückhaltend, aber von Unterdrückung war da nicht die Spur zu entdecken.

Drei Muslime - drei Haltungen zum Alkohol…

Gruß
Sibylle

meine Frage ist eher soziologisch als religiös: Weiß jemand,
wie streng das Alkoholverbot von Moslems wirklich eingehalten
wird?

IMHO hängt das mehr vom kulturellen Umfeld als von irgendwelchen Geboten ab. Dasselbe gilt ja auch bei der Kaschrut im Judentum (Eßverbote).

Ich war (in Israel) auf einigen islamischen Hochzeiten eingeladen, und da gab es keinen Tropfen Alkohol, ebenso wie es auf jüdischen Hochzeiten nur koscheres Essen gibt. Trotzdem trinken jene Moslems schon mal was, die beispeilsweise mit Christen oder Juden zusammenarbeiten.

Wobei gesagt werden muß, daß Trunkenheit in Israel allgemein verpönt ist. Auf einer Feier wie einer Hochzeit (jüdisch jetzt) wird zwar Alkohol in unbegrenzten Mengen gratis (!) ausgeschenkt, aber niemand betrinkt sich.

In Europa ist es wohl SEHR anders. Eine Feier ohne Betrunkene ist nicht denkbar. Das gehört zur Kultur dazu. Daher werden dort viele Türken und Araber es wohl auch so halten. Dasselbe gilt für koscheres Essen respektive. Ein säkulärer Israeli lebt grob gesprochen koscherer als ein Reformjude in den USA.

Grüße
datafox

Europa
„In Europa ist es wohl SEHR anders. Eine Feier ohne Betrunkene ist nicht denkbar.“

Hallo Datafox,

das find´ ich ja wohl jetzt übertrieben. In letzter Zeit war ich auf genügend Feiern, wo wohl Alkohol verschenkt wurde, aber niemand be- oder angetrunken war.

HM

das find´ ich ja wohl jetzt übertrieben. In letzter Zeit war
ich auf genügend Feiern, wo wohl Alkohol verschenkt wurde,
aber niemand be- oder angetrunken war.

ACK

dann reformuliere ich etwas vorsichtiger:

Eine Feier ist nicht denkbar, bei der von vornherein feststeht, daß sie niemand unter sichtbarem Einfluß von Alkohol verlassen wird. OK? :smile:

Grüße
datafox

Nun, ich bin Muslim. Ich kann dir sagen, dass Alkohol durch den Qur’an allgemein verboten wurde. Man kann auch nicht sagen, dass man wenig trinken würde: Das Wort „wenig“ ist relativ, für den Einen ist wenig vielleicht ein Glas am Abend, für den Anderen eine Flasche am Abend. Zudem darf man nichts zu sich nehmen, was den Verstand und das Gewissen benebelt, und jeder reagiert eben anders auf Alkohol :wink:.