Servus!
Die Zahlenjongliererei fängt schon wieder an, dabei gehen ein paar mir wichtige Tatsachen verloren.
von 11 MIo europäischen Juden, haben 5 Mio überlebt, von fast
ausgerottet kann man da wohl eher nicht reden. Das fängt wohl
erst bei über 90% an. Ein Grossteil davon hat dann im
ehemaligen Ostblock gelebt.
Nun ja, ne Verlustquote von über 50 % ist ja auch recht
beachtlich in den wenigen Jahren - so derb hat prozentual
wirklich kein anderes Volk bluten müssen.
Stimmt. Aber, was hier wichtig ist: Viele der Juden, die damals (= bis zum Holocaust) in Deutschland und Europa lebten, nahmen sich erstmal als Franzosen, Deutsche, etc. wahr, und dann erst als Juden. Sie betrachteten sich als so in ihre jeweilige Umgebung integriert (und waren es auch), daß ihr Judentum sich auf die Religion beschränkte. Deswegen flüchteten gerade deutsche Juden oft erst viel zu spät - sie wollten es einfach nicht wahr haben, daß sie nach Generationen, in denen sie friedlich mit ihren Nachbarn lebten (die Zeit der Ghettos und „Schtedl“ war lang vorbei), plötzlich so „anders“ sein sollten, daß ihr Leben in Gefahr war.
Das Schlagwort vom „jüdischen Volk“ brachten nach einer langen Zeit, in der dieses Schlagwort quasi nicht mehr auftauchte, erst die Antisemiten rund um Chamberlain und später Hitler wieder auf den Plan.
Meines Wissens waren die Juden mindestens seit Mitte des 19.Jhs. nicht mehr als eigenes Volk wahrgenommen worden. Ich erinnere mich da an Versatzstücke aus den Biographien von Heine, Marx, Engels etc.
Den antisemitischen Nationalisten ging es spätestens seit Ende des 19.Jhs. darum, die Juden von den Nichtjuden abzugrenzen.
Im Zuge des Holocaust und in der Zeit danach nahmen sich dann auch die west- und mitteleuropäischen Juden wieder als eigenes Volk wahr - gezwungenermassen. Nach Argumenten für oder gegen diese Wahrnehmung brauchte jetzt niemand mehr zu suchen…
In absoluten Zahlen
sieht da eh etwas anders aus - die Sowjets haben immerhin rund
20 Millionen verloren und war auch viele Zivilistenm und die
polnischen Menschenverluste lagen wohl auch um die 6
Millionen.
Der Unterschied war der, daß die Juden PLANMÄSSIG vernichtet wurden, die Russen, Polen, Ukrainer etc. im Zuge von Kriegshandlungen getötet wurden. Macht für die, die starben, keinen Unterschied, für die Bewertung im historischen Kontext aber sehr wohl.
Wobei klar ist: Auch von den toten Russen etc. starben viele aufgrund von verbrecherischen Befehlen von Hitler und seinen Schergen (der Begriff trifft´s tatsächlich). Der Kommissarbefehl ist nur einer davon.
Und was die Rolle der USA betrifft: Jeder amerikanische
Präsident, muß letztlich da Rücksicht nehmen. Einfach deshalb,
weil kapitalstarke jüdische Gesellschaften ansonsten gegen ihn
Stimmung machen würden udn weil die tatsächlich dann soviel
zur Meinungsbildung beitragen können, daß jeder, der sich mit
denen anlegt, da jede Wahl verlieren würde. Meinungsbidung und
Wahlkampf ist dort mehr als sonstwo eine Frage des Geldes.
Das jüdische Kapital in den USA ist aber nur EIN Faktor unter vielen, denen die US-Juden eine besondere Rolle in der US-Politik verdanken. Ein anderer ist ihre relativ hohe Zahl. Nicht vergessen: In New York leben mehr Juden als in jeder anderen Stadt auf der Welt, inklusive der israelischen Städte!
Das ist aber nichts Besonderes in den USA: Jede Bevölkerungsgruppe von er zahlenmässigen Stärke der in den USA lebenden Juden hat ihre Rolle und ihren Einfluß in der US-Politik! Die relative Finanzkraft der US-Juden kommt da bloß noch dazu. Diese Finanzkraft haben aber z.B. auch die WASPs. Siehe Bush, der ja auch ein solcher WASP ist, nur eben in Texas aufgewachsen, weil sein Großvater in den Süden gezogen ist.
Und nun die große Frage: Wie viele jüdische US-Präsidenten gab´s schon? Antwort : Keinen! Wie viele Präsidenten stammten aus dem Nordosten der USA? Die meisten. Und nu?
So groß ist die Rolle der US-Juden dann wohl doch nicht…
Und es stellt sich ja auch die Frage, wieso trotz absolut
höherer bzw. gleichhoher Verluste der Mord an anderen Völkern
bei weiten nicht so thematisiert wird in Deutschland. Von den
ermordeten bzw. an Entkräftung gestorbenen Tausenden
Ostarbeitern spricht keine Sau zum Beispiel, genau so wenig
wie von Hitlers Kommissarbefehl, in dem die sofortige
Erschießung aller Kommunisten, Kommissare und Kommandeure der
Roten Armee befohlen wurde. Nichts wird auch gesagt darüber,
daß in Polen und Rußland ganz pölanmäßig jede Intellegenz als
Schicht ausgerottet werden sollte.
Die alle kriegen kein großes Denkmal mit Kranzabwurfstelle
mitten in Berlin - wahrscheinlich haben sie keine
entsprechende Lobby und Organisation, die ihre Interessen
lautstark vertritt.
Hier fängt´s an, problematisch zu werden.
Der Grund, warum die getöteten Juden so im Vordergrund stehen, steht weiter oben im Mail schon mal. Ich wiederhol´s gern: Die Juden wurden PLANMÄSSIG umgebracht, die anderen Millionen toten Russen etc. starben im Verlauf von Kriegshandlungen. Nicht unbedingt „normalen“ Kriegshandlungen - Stichwort Kriegsverbrechen, was ja die einen Handlungen während eines Kriegs von den andern abgrenzt - aber eben nicht in extra dafür eingerichteten Tötungsfabriken.
Das war das Besondere am Holocaust, und auch der Grund, warum diesen fabrikmässig Getöteten besonderes Gedenken zukommt.
VG
Christian