Israel Geschichte, Fragen zum Messias

Frage zur jüdischen Geschichte

Ich hätte gerne eines gewusst

Woher kam der Glauben dass der Messias also JESUS kommen würde und die Römer vertreiben würde

Ich habe Mal gehört er sollte von der Zinne des Tempels springen was ja in der Versuchung in der Wüste war

Oder das er auf einem Pferd mit einem Schwert kommen sollte und die Römer vertreiben sollte

Wer kennt sich da aus?

Bis hier Kompetentere antworten erst einmal:

Schon lange vor Jesus gab es im jüdischen Glauben die Vorstellung vom Messias, der eines Tages kommen und das jüdische Volk „erretten“ würde. Dahinter stand bestimmt die Vorstellung der Juden, in ihrer Geschichte immer wieder von Nachbarvölkern bedroht und zum Teil beherrscht und unterdrückt worden zu sein.
Sie waren eine unterdrückte Minderheit in Ägypten gewesen, hatten auf einem mühevollen Auszug ihr „gelobtes“ Land gefunden und erobert, hatten unter König David zu Macht und Glück gefunden und waren dann später von anderen Völkern wieder besiegt/ erobert/ besetzt worden.
Der Messias sollte dann also irgend wann kommen und die Tage der Unterdrückung ein für alle mal beenden.
Neben diesen Vorstellung von „Macht“ und „Sieg“ gehörte aber auch die Vorstellung, dass das Leid, dass Israel erfuhr, auch von der Schlechtigkeit der jüdischen Menschen abhing. Die Ankunft des Messias erforderte also auch, dass die Menschen an sich selbst arbeiteten, zu „gottgefälligen“, die Gebote achtenden, „guten“ Menschen würden.

Die ersten Christen (und Jesus selbst) waren ja Juden und sahen sich weiterhin als Juden. Sie glaubten nun, dass Jesus der erwartete Messias war.

Damit sahen sie sich zunächst sicherlich als die „richtigeren“ Juden im Gegensatz zu den anderen Juden, die nicht an Jesus glaubten. Mit der Zeit und vor allem dadurch, dass immer mehr Nichtjuden Christen wurden und als vollwertige Christen anerkannt wurden entstand aus dieser jüdischen Sekte eine neue Religionsgemeinschaft, das Christentum.

Karl

1 Like

Servus,

der Messias ist von einigen Propheten dem Volk Israel angekündigt. Ich nehm hier mal die Auflistung von Tante Wiki, weil sie so hübsch zu den jeweiligen Texten in der Einheitsübersetzung verlinkt:

Das wichtigste Detail in diesen Prophezeiungen, das die Christen zu den Fake News über die Abstammung und Geburt von Jesus brachte, ist, dass Konsens darüber herrschte, dass alle Könige der Juden einschließlich dem erwarteten Messias aus dem Haus David kommen mussten.

Aber auch sonst waren die frühen Christen ängstlich darum bemüht, Jesus nicht gar zu weit vom erwarteten Messias abweichen zu lassen. Das Kennwort für die Einzelheiten ist jeweils „auf dass erfüllet würde“ (= Bezug auf eine frühere Prophezeiung).

Das mit dem Wiederaufbau des Tempels hat nicht so geklappt, aber einiges andere schon. Zumindest nach angemessener Bearbeitung der Tatsachen,

Schöne Grüße

MM

1 Like

Hallo,
hier wir eine interessante Möglichkeit vorgestellt, wie es gewesen sein könnte:
Jesus und der jüdische Freiheitskampf

Schöne Grüße
Alfons

Wie könnte es denn gewesen sein? Kannst du dazu ein bisschen was schreiben? Aus dem Text in deinem link geht eigentlich nur hervor, dass der Autor auf die Verfasser der Evangelien wütend ist…

Solch eine Konzeption - formuliert in Vergangenheitszukunft („kommen würde“) -, daß gerade Jesus dieser Messias sei, hat es vor dem Auftreten Jesu nie gegeben.

Die ältesten Vorstellunen von einem Heilsbringer für das „Volk Gottes“, und zwar einem menschlichen, von JHWH gesandten, gab es bereits bei einigen der älteren Propheten (ab 8. Jhdt. v. Chr.) vor der Exilszeit. Er hatte die Aufgabe (in einigen Traditionen in der Rolle als König, in anderen als Prophet, weshalb er als Gesalbter, hebr. Mashiach, bezeichnet wurde). die JHWH-Gläubigen des Nordreichs Israel und des Südreichs Juda von Fremdherrschaften zu befreien und darüberhinaus einen Weltfrieden für alle Völker einzuleiten. Mit den Fremdherrschaften waren vor und während der Exilszeit vor allem Babylonier und Assyrer gemeint, nach dem Exil zunächst Perser, dann Griechen, und zuletzt Römer. In diesen Tradítionen war, sofern der Ausdruck „Sohn Gottes“ überhaupt erwähnt wurde, damit eben Prophet oder König gemeint, weil das, neben dem Initiationsritual der Salbung, eine Ehrenbezeichnungen für solche Personen war.

Im letzten Jhdt vor dem Jesus-Auftritt und auch während, fokussierte sich bei einigen jüdischen Gruppen eine Messiaserwartung speziell auf den Kampf gegen die Römer: Die Zeloten. Es wird von manchen für möglich gehalten, daß z.B. Judas Iskariot, einer der Schüler Jesu, zu den Zeloten gehörte, und der daher enttäuscht war, daß Jesus nicht die Absicht zeigte, eine Revolte zu initiieren.

Zu den wesentlichen Erkennungsmerkmalen des vom Judentum Erwarteten gehörte insbesondere, daß er aus dem Geschlecht Davids stammen musste und dementsprechend aus der „Stadt Davids“ = Bethlehem (eine Stadt in Judäa in der Nähe von Jerusalem) kommen musste. Jesus stammte aber aus dem Dorf Nazareth, war daher auch nicht Judäer, sondern Galiläer.

Im Johannes-Evangelium wird genau das als Hauptgrund dafür dargestellt, daß Jesus von der jerusalemer Oberschicht (im Unterschied zur Bevölkerung, die ihm massenhaft folgte) nicht als Messias anerkannt werden konnte. Die synoptischen Evangelien Matthäus und Lukas enthalten sowohl eine (fragwürdige) Generationenfolge von David auf Jesus, als auch Erzählungen, die die Geburt Jesu in Bethlehem begründen sollen.

Die Episode von der „Versuchung Satans“ (mit dem „Angebot“, die Wletherrschaft zu erlangen) findet sich nur in den drei synoptischen Evangelien, nicht bei Johannes. Eine solche Episode gab es btw. auch in der Mythologie anderer Religionen.

Das wiederum wird in der sog. „Apokalypse“ („Offenbarung“) des Neuen Testaments erzählt. Eine Wiedergabe von ekstatischen Visionen eines unbekannten Autors vom Ende des 1. Jhdts. Der Text steht in der Traditon jüdischer, nachexilischer apokalytischer (endzeitlicher) Literaturen. Andere Beispiele sind das Buch „Daniel“ (ca. 350 v. Chr.) im Alten Testament enthalten) und einige Bücher des „äthiopischen Henoch“ (ab ca 350 v. Chr. im AT nicht enthalten).

Gruß
Metapher

Wenns schnell gehen soll.
Lies Genesis die Story von Eden.
Wenn Du Zeit hast
lies Jesaja.

Servus,

wo genau (Kapitel, Vers) steht in Genesis etwas zu der Messiaserwartung um die Zeitenwende?

Schöne Grüße

MM

Hallo,
nur das hast du aus der Vorstellung des Buches gelesen? Vielleicht könntest du den Text noch einmal lesen und versuchen, das zu verstehen.
Ich kann in so einem Beitrag nicht beschreiben, was der Autor da geschrieben hat.
Ein paar wichtige Punkte:
Stell dir vor, es gibt einen Roman, der in Paris spielt, während es von den Deutschen besetzt war in den Vierzigern. Und stell dir weiter vor, von den deutschen Besatzern sei so gut wie nicht die Rede, obwohl das ganze Leben ganz wesentlich von den Besatzern bestimmt wird. Dieser Roman wäre irgendwie nicht real nicht stimmig.
So ist es auch mit den Evangelien. Die Römer werden zwar erwähnt, aber als ganz nette Leute, die in der Gegend halt das Sagen haben.
dabei war das Land von Rom praktisch verpachtet und man versuchte, so viel wie irgend möglich aus dem Land herauszupressen. Dass das möglich ist, dafür sorgt das Militär. Die übliche Strafe für Aufmüpfigkeit ist die Kreuzigung. Es sind sehr viele Leute gekreuzigt worden, das wird von anderen Quellen berichtet.
In dieser politischen Situation ist es völlig irreal, dass zu einem Volksfest ein Aufrührer aus Spaß frei gelassen wird und dass das Volk auch noch aussuchen darf, wer laufen gelassen werden soll.

So gibt es noch sehr viele Ungereimtheiten, die hier dargelegt werden.

Dann kommt hinzu, dass nach Jesus Paulus das Heft in die Hand genommen hat und eine Lehre verbreitet hat. Jesus hatte er nicht kennen gelernt, er hat die Lehre im Trau erfahren und hat viel Mainstream-Glaube der damaligen Zeit mit eingebaut.
So wurde die lehre von Paulus über Jahrzehnte verbreitet, bevor die Evangelien entstanden. Eigentlich müsste die Apostelgeschichte und die Paulusbriefe zuerst kommen und dann erst die Evangelien. Als die Evangelien entstanden, so etwa 100 Jahre nach Jesus wurden sie so geschrieben, dass sie mit den Aussagen Paulus` zusammen passen.

Die Kernaussage von Maccoby ist, dass Jesus ein gescheiterter Befreier von den Römern war, der nachträglich zu einem Prediger eines geistigen Reiches gemacht wurde. Und bislang ist er damit ja auch gescheitert. Paulus glaubte die Wiederkunft zu seinen Lebzeiten zu erleben, aber man wartet noch heute auf ihn.

Aber mein Geschreibsel hier reicht nicht für das Verständnis des Buches. Ich halte es für sehr lesenswert.
Schöne Grüße
Alfons