Es bringt wirklich zum Nachdenken, ein guter Aufsatz:
http://www.fr-aktuell.de/fr/140/t140002.htm
Und dazu noch aus erster Hand!
Aber traurig kommt es an, sehr sogar,
z.B.:
"In der Welt, die noch außerhalb des Irrenhauses existiert, reden die vernünftigen Menschen von politischen Lösungen. „Warum könnt ihr da unten nicht einfach vernünftig sein“, hört man in Europa, und man kann nur mit der Schulter zucken und auf die alten Parolen von gegenseitiger Anerkennung, Gründung eines palästinensischen Staates, beiderseitig zu beachtende Souveränität verweisen. Man kann sie wie alte Mantras aufsagen, um sich und den Gegenüber zu überzeugen, dass es eine politische Lösung des Nahostkonflikts gibt, weil solche Konflikte politischer Natur sind, und weil zivilisierte Menschen nun einmal nicht an militärische Lösungen glauben können.
Seit dem 11. September wird ein weiterer Tanz aufgeführt. Die erotische Faszination des Todes, die heilige Rache am Satan in New York, die Verbindung von Amerikahass und Judenhass (die als Anti-Amerikanismus durch große Teile des deutschen Feuilletons spukt), haben auch im Nahen Osten ihr Echo gefunden. Es geht dann nicht mehr nur um Entkolonisierung, sondern um die Auslöschung des Anderen - auch und gerade, wenn der Andere als militärisch und politisch überlegen gilt.
Man tanzt gleichzeitig auf dem selben Territorium, aber auf verschiedenen Bällen. Im Territorialkonflikt ist Israel der Besatzer und übt brutale Besetzungspolitik aus. In diesem Konflikt sind die Fronten klar, Gut und Böse fein säuberlich voneinander getrennt. Im Legitimationskonflikt verneint man die Existenz der anderen Seite. Jenseits von Gut und Böse gibt es den anderen nur in der Nicht-Existenz. Hier stehen sich jüdische Israelis und Palästinenser von gleich zu gleich gegenüber. Auf der einen Seite wird unterdrückt, und auf der anderen Seite wird versucht, die Bevölkerung in die Flucht zu bomben.
Die Energie, welche die hier fliegenden Bomben antreibt, ist aus allen Konflikten zugleich zusammengesetzt. Das macht es so gut wie unmöglich, die Sache in den Griff zu bekommen. So sind dann Tage ohne Tote auf beiden Seiten nur eine Ruhepause bis zum Beginn des nächsten Tanzes. Und die Welt außerhalb des Irrenhauses muss sich darauf einstellen, dass nicht alle Konflikte lösbar sind und dass hier noch ewig weiter getanzt werden kann. Bis zur nächsten Bombe."
Grüße allseits