Es ist ja auch so, dass das menschliche Auge nur einen ziemlich kleinen Fleck, also genau dort wo wir gerade hingucken, scharf sehen kann. Alles drumherum ist unscharf. Beim Betrachten eines Bildes wandert der Blick ständig von Punkt zu Punkt und das Gehirn bastelt dann ein Gesamtbild das uns glauben lässt, wir hätten das ganze Bild wahrgenommen. Aber in Wirklichkeit haben wir innerhalb von einer Minute des Betrachtens vielleicht nur 5-10% des Bildes wirklich gesehen.
Die Tiefenunschärfe bzw das Fokusieren durch das menschliche Auge ist auch Teil des räumlichen Sehens. Man kann, wenn man ein Auge schließt, durch das Fokusieren eines Objekts dessen Entfernung abschätzen.
Bei 3D-Filmen sorgt das bei einigen Betrachtern oft für Unwohlsein und Schwindelgefühle. Da wird eine Szene im Vordergrund scharf dargestellt und der Hintergrund ist unscharf. Wenn man dann „ausversehen“ versucht den Hintergrund scharf zu sehen, gelingt das natürlich nicht. Aber weil das Gesamtbild dreidimensional ist, versucht es das Gehirn trotzdem.
Etwas anders sieht es bei tangentialer Bewegung aus (also
Bewegungen quer zur Sichtlinie). Da beruht das „Verwaschen“
des Bildes nicht auf einem physikalischen sondern einem
physiologischen Effekt. Die Sinneszellen brauchen eine gewisse
Zeitspanne, um das Lichtsignal auszuwerten und in eine Folge
von Nervenimpulsen zu übersetzen. Bei uns Menschen ist da bei
1/20 bis 1/25 s die Kapazitätsgrenze erreicht. Veränderungen,
die noch weniger Zeit in Anspruch nehmen, können nicht mehr
zeitlich aufgelöst werden und verschmieren zunächst zu einer
kontinuierlichen Bewegung. (Da Bilder im Kopf aber nicht als
Bitmaps abgelegt werden, wird es nun schwierig, sich das
vorzustellen). Wenn die Bewegung noch schneller wird, kann
auch die Bewegung nicht mehr verfolgt werden. Deswegen
erscheint dann ein rotierender Flugzeugpropeller fast wie eine
durchsichtige homogene Scheibe.
Angeblich soll das menschliche Gehirn das Gesehene komplett ausblenden, wenn man die Augen schnell von einem Punkt zum anderen bewegt. Durch die schnelle Bewegung ist das Gesehene so unscharf, dass das Gehirn nichts damit anfangen kann. Das Gehirn blendet es dann aus und erstaunlicher Weise unterschlägt es uns sogar die Zeit während der Augenbewegung. Man kann das selbst nachprüfen indem man in einem Raum mit einer Uhr mit tickendem Sekundenzeiger etwas im 90°-Winkel zur Uhr an eine Wand guckt und dann im Sekundentakt die Augen zur Uhr bewegt. Man hat dann den Eindruck die Uhr würde unregelmäßig gehen, die Sekunden wären unterschiedlich lang - anders als wenn man nur die Uhr anguckt.