Ist das eigentlich ein Leben?

Moin,

Ich frage mich bei so etwas, was das für ein Leben ist?

Das frage ich mich auch öfters bei allen möglichen Menschen. Da ist zum Beispiel dieser Mann, der in der Woche ca. 50 Stunden arbeitet. Seine Frau hat ihn mit den drei Kindern verlassen, er zahlt sich blöd an Unterhalt, aber dir Frau verweigert ihm ständig den Kontakt. Abends sitzt er allein und depressiv vorm Fernseher in seiner 2-Zimmer-Wohnung, hat keine Familie oder Freunde. Ist das eigentlich ein Leben?

Für die Eltern - die ihr Kind natürlich lieben - ist es auch
eine starke Belastung.

Es gibt in diesem Land jede Menge Hilfen für Eltern mit schwer behinderten Kindern, sicherlich mehr Hilfen als für Eltern mit „schwer erziehbaren“ Jugendlichen.

Das Kind hat doch vom Leben nicht
wirklich etwas zu erwarten

Was wäre denn für dich etwas, was das Kind nicht mehr vom Leben erwarten ? Die Grundbedürfnisse, also keinen Hunger zu haben, ein Dach über dem Kopf, Menschen, die einen lieben etc. scheinen ja vorhanden zu sein. Im Vergleich zu den Mengen an Kindern, die täglich an den Folgen von Krieg und Armut sterben, scheint mir dieses Leben so schlecht nicht.

und ist es für die Eltern denn
wirklich so „schön“, das „ihr Kind hauptsache am Leben ist“???

Täglich werden Kinder von ihren Elter gequält, misshandelt, verhungern gelassen, in Mülleiner geworfen, getötet, auch in diesem Land. Ob es für Eltern schön ist, dass ihre Kinder am Leben sind, scheint also keine Frage des Gesundheitszustands der Kinder zu sein. Manche Eltern zerbrechen daran, dass ihr Kind schwerbehindert ist und kommen mit dieser Situation nicht klar, andere zerbrechen daran, dass ihr Kind es nicht aufs Gymnasium schafft und kommen mit der Situation auch nicht klar.

Wie gesagt, das Kind hat überhaupt keine Reaktionen gezeigt.

Wenn man mit Menschen tagtäglich zusammen ist, dann erkennt man schon an sehr kleinen Reaktionen, was angesagt ist. Menschen kommunizieren auf viele verschiedene Arten, nicht nur durch Sprache. Wobei ich manchmal denke, dass Sprache ja auch nicht gerade eine einfache Art der Kommunikation ist :smile:

Wie denkt ihr über solche Ereignisse?

Ich denke, dass es unmöglich ist, über das Leben anderer Menschen zu urteilen. Ich habe schon zu oft erlebt, dass Menschen, die eigentlich „alles“ haben (Gesundheit, Geld, Intelligenz etc.) zutiefst depressiv und unzufrieden mit ihrem Leben sind und sich irgendwann von der Brücke stürzen, und andere Menschen, die sehr wenig haben (schwere Krankheit, Armut, geistige Behinderung) sehr am Leben hängen und ausgeglichen und zufrieden sind.

Wenn man sich ernsthaft Gedanken macht darüber, was das Leben einem Menschen wohl noch „bieten“ kann und man so seine Zweifel hat, dass es da allzuviel gibt, dann kann die einzige Konsequenz daraus nur sein zu versuchen, das Leben dieses bestimmten Menschen zu bereichern. Wenn jemand Wut, Angst, Schmerz usw. ausdrücken kann, dann kann er auch Wohlbefinden ausdrücken. Es gibt somit genug zu tun :smile:

Gruß
Marion

Hi Marion,

Ich denke, dass es unmöglich ist, über das Leben anderer
Menschen zu urteilen. Ich habe schon zu oft erlebt, dass
Menschen, die eigentlich „alles“ haben (Gesundheit, Geld,
Intelligenz etc.) zutiefst depressiv und unzufrieden mit ihrem
Leben sind und sich irgendwann von der Brücke stürzen, und
andere Menschen, die sehr wenig haben (schwere Krankheit,
Armut, geistige Behinderung) sehr am Leben hängen und
ausgeglichen und zufrieden sind.

genau so ist es, auf den Punkt gebracht!
Bedenklich nur, wenn ausgerechnet solche
verwöhnten Weicheier darüber urteilen
wollen, was „ein Leben“ ist.
Das „Leben“ hätte sich nicht entwickelt,
wenn es vor Schwierigkeiten kapituliert
hätte.

Gruß
Powenz

Hallo,

die Antwort auf solche Fragen ist ganz einfach.
So eine Art Faustregel.
Wann immer jemand für einen anderen spricht, der aus irgendwelchen Gründen gerade nicht selber für sich sprechen kann - sei es, weil er im Koma liegt, weil er gerade nicht anwesend ist, weil er ein Tier ist :o) … oder warum auch immer… Wann immer also jemand für so einen anderen spricht, sollte man seine Forderung direkt auf ihn anwenden oder sich zumindest vorstellen wie dies dann aussähe.

Und zwar sollte man seine Forderungen gleich und DIREKT auf ihn anwenden - nicht, wenn er in dieser oder jener Situation wäre …

Wer also sagt, das Beste für irgendjemand wäre der Tod - dann sollte man diese Forderung gleich auf ihn anwenden.

Wer für Familien spricht, und das es besser wäre die Belastungen eines kranken Kindes von ihnen zu nehmen - dem sollte man nahe legen, das ihm ein Angehöriger genommen wird.

Wer meint für Hühner wäre ein Freilaufgehege in Dunkelheit mit 100 Tieren artgerecht, und gut für das Huhn - für den sollte man fordern, er möge mit 20 Leuten auf 10qm hausen.

So kann man meist ganz schnell herausfinden wie gut sie es wirklich mit ihren gerade stummen Mitgeschöpfen meinen.

Grüße
K.

Anderer [MOD]Re^2: : Ist das eigentlich ein Leben?
Hallo VIKTOR,

dies gehört überhaupt nicht ins Brett Religionswissenschaft.
Völlig ohne religiösen Hintergrund kann diese Frage „objektiv“
behandelt werden.

Nunja, das Brett hier hieß früher „Religion & Ethik“ und da gab es solche Fragen häufiger… außerdem wüsste ich ehrlich gesagt nicht wohin ich es sonst verschieben sollte…und SO falsch finde ich es hier gar nicht… also bleibt´s ersmal hier.
Gruss Backs

Segen oder Fluch?

Segen!

Ich habe letztens eine Reportage auf 3Sat oder so gesehen, wo
es darum ging, das ein Sauerstoffmangel bei Kindern ganz
erhebliche Folgen haben kann.
Sie zeigten da einen Fall, da ist ein Junge im Gartenteich
ertrunken und wurde dann von den Eltern gerettet und
„wiederbelebt“.
Dieser Sauerstoffmangel hat für das Kind ganz extrem fatale
Folgen gehabt.

Hier möchte ich nun einsetzen. Du sagst das dieser Sauerstoffmangel FÜR das Kind ganz extrem fatale Folgen hatte. Inwiefern kannst du das beurteilen? Die meisten Menschen, die das Glück haben keine starke Behinderung zu besitzen können sich gar nicht einmal vorstellen, was ein Mensch in dieser Situation durchmachen muss.Und auch wenn sie es könnten wäre es immer falsch! Meiner Meinung nach kann man nicht über Sachen sprechen, die man selber nicht schon einmal erlebt hat. Vielleicht ist das Kind zufrieden mit seinem Leben. Immerhin lebt es! Bei solch extremen Fällen, werden immer Hirnströme gemessen, wenn sie da sind kann das Kind denken, wenn nicht ist es vieler Meinung nach Tod. Was nützt ein funktionierender Körper, wenn das Gehirn nicht mehr arbeitet. Viele Menschen beziehen sich dann auf die Seele und hier müssen wir von verschiedenen Glaubensgundsätzen unterscheiden (Deshalb finde ich das dies das richtige Brett ist). Ich kann hier leider nur über den Islam reden, da ich mich bei diesem Fall nicht genügend über andere Religionen beschäftigt habe (ich werde dies nachholen und mein Posting ergänzen). Nach islamischem Glauben haucht Allah (swt) einem Embryo die Seele in der Nacht vom 39. auf den 40. Tag der Schwangerschaft ein. Da sich ab dem 16. Tag der Schangerschaft das Gehirn entwickelt, sieht man das Gehirn als Teil der Seele an. Ist ein Teil der Seele zerstört, ist die menschliche Seele geschädigt oder nicht mehr vorhanden. Das Kind aus der Reportage muss nach islamischem Sinne also leben!

Er war nun 13 Jahre alt und lag im Rollstuhl,
die Gliedmaßen waren verkrüppelt und verkommen, der Junge
konnte nicht sprechen, schien auch nichts wirklich
wahrzunehmen und Speichel lief im ständig aus dem Mund.
Sie zeigten dann noch wie er bei der Physiotherapie war und
seine Gelenke bewegt wurden um diese zu stärken, dabei schrie
er ganz fürchterlich (vor Schmerz oder Angst kann man dabei
natürlich nicht sagen).

Das Kind muss etwas wahrnehmen, weil es auf einen körperlichen Reiz Reaktionen zeigt! Im Islam sieht man das Leben als Geschenk von Allah (swt) an. Im islamischen Sinne also Segen!

Ich frage mich bei so etwas, was das für ein Leben ist?

Diese Frage ist legitim, aber meiner Meinung nach gibt es kein Unterschied zwischen lebenden. Wen man lebt lebt man, wenn man tod ist ist man tod. Natürlich ist das Kind durch seine natürlich (oder durch äussere Umstände) ausgelöste Behinderung, verhindert tägliche für nicht behinderte normale Situationen zu meistern. Die meisten Menschen definieren eine Behinderung so, dass jeder behindert ist der anders als sie ist. Also für sie nicht normal. Das Wort „normal“ benutze ich ungern da dies relativ ist. Wenn wir nach dieser Definition gehen, dürfte es keine Behinderte Menschen geben, da jeder Mensch sich von einem anderen unterscheidet. Und genau das ist der springende Punkt - für mich gibt es keine Behinderungen, da es den perfekten, makellosen Menschen nicht gibt! Der fremde Mensch der im Rollstuhl liegt hat für mich keinen höheren oder geringeren Wert als der fremde Mensch der vermeintlich „normal“ ist, bzw. keine sichtbaren äusserlichen Makel hat. Ich kann Menschen nur nach ihren Taten beurteilen, so ist mir ein Freund der sein ganzes Leben lang nicht von meiner Seite weicht wichtiger, als der fremde auf der Strasse oder im Rollstuhl. Derjenige der im Rollstuhl ist, ist zwar gehindert Sachen zu machen die ich machen kann, aber vielleicht ist es ja umgekehrt genau so.

Für die Eltern - die ihr Kind natürlich lieben - ist es auch
eine starke Belastung. Das Kind hat doch vom Leben nicht
wirklich etwas zu erwarten und ist es für die Eltern denn
wirklich so „schön“, das „ihr Kind hauptsache am Leben ist“???
Wie gesagt, das Kind hat überhaupt keine Reaktionen gezeigt.

Das Kind hat Reaktion bei der Physiotherapie gezeigt hast du selber gesagt. Wenn man so denkt wie ich, müssen die Eltern ihr Kind unheimlich lieben und zwar so wie es ist. Was hat man denn vom Leben pauschal zu erwarten? Das Kind macht sich sein Leben vielleicht lebenswert, den es kann denken. Und kein Mensch kann Entscheidungen für eine andere Person geben, da jeder anders ist!

Ist das wirklich ein Segen oder eher ein Fluch?

Wie denkt ihr über solche Ereignisse?

Es ist ein Segen für das Kind, für uns und für die Eltern, den wenn es solche Menschen nicht gäbe, hätten wir ein Teil unserer Toleranz und Liebe verloren!

Friede sei mit dir

Aqib

Hallo,

ich denke, dass man als Aussenstehender (also nicht selbst in der Haut der Person steckender), nicht beurteilen kann, ob der Junge an seinem Leben hängt, oder ob er lieber tot sein würde.

Der Junge scheint Schmerzen wahrnehmen zu können:

Sie zeigten dann noch wie er bei der Physiotherapie war und
seine Gelenke bewegt wurden um diese zu stärken, dabei schrie
er ganz fürchterlich (vor Schmerz oder Angst kann man dabei
natürlich nicht sagen).

Hier liegt das Problem!

Da der Junge sich nicht konkret äussern kann, gibt man ihm keine Schmerzmittel - vor der Behandlung!
Und GENAU DA - würde für mich persönlich - mein Lebenswille enden.
Schmerzen ertragen zu müssen, weil ich mich nicht mehr äussern und gegen Behandlungsmaßnahmen protestieren kann.
Das ist Folter.

Ich habe mal mit einem Mediziner diskutiert, weil er bei einer dementen, bettlägerigen Frau - die sich auch nicht mehr konkret äussern konnte - mit einem Instrument in ihrem Dekubitus (Druckgeschwür) herumgestochert hat. Die Frau hat Laute des Schmerzes von sich gegeben.
Ich fragte den Mediziner, ob man der Frau nicht - vor der Behandlung - ein Schmerzmittel geben könnte.
Der Mediziner willigte ein. Er hatte gar nicht daran gedacht!

Gruß
karin

Hallo,

Meiner Meinung nach kann man nicht über
Sachen sprechen, die man selber nicht schon einmal erlebt hat.

Natürlich kann man darüber sprechen, oft muss man sogar darüber urteilen. Wie sollte man etwa sonst schwer Geistig behinderte Menschen versorgen? Das können in Aller Regel ja nur Menschen machen, die eben nicht Geistig behindert sind. Allerdings muss man sich dabei der beschränkten Grundlage und der Fragwürdigkeit des eigenen Handelns bewusst sein.

Vielleicht ist das Kind zufrieden mit seinem Leben. Immerhin
lebt es! Bei solch extremen Fällen, werden immer Hirnströme
gemessen, wenn sie da sind kann das Kind denken,

Das stimmt nicht. Auch Menschen mit deren Großhirn zerstört ist und die damit nicht mehr denken können haben noch Hirnströme, wenn auch völlig abnorme.

… Nach islamischem
Glauben haucht Allah (swt) einem Embryo die Seele in der Nacht
vom 39. auf den 40. Tag der Schwangerschaft ein.

Da sich ab dem 16. Tag der Schangerschaft das Gehirn entwickelt, …

Zwar werden bei der Embryonalentwicklung immer mal etwas abweichende Zeitangaben gemacht. Ich glaube aber deine Zeitangabe kommt nicht hin. (Aus dem Kopf) Am 16. Tag ist der Embryo noch weitgehend undifferenziert. Als früheste Stufe des Zentralen Nervensystems entwickelt sich etwa in der vierten Schwangerschaftswoche das Neuralrohr. Daraus differenzieren sich die Vorstufen des Gehirns in Form von Gewebebläschen etwa bis zur 7./8 Schwangerschaftswoche. Erste „Hirnakivitäten“ (in sehr weitem Sinne) sind aber kaum vor der 12-14. Woche zu finden.

Es ist ein Segen für das Kind, für uns und für die Eltern, den
wenn es solche Menschen nicht gäbe, hätten wir ein Teil
unserer Toleranz und Liebe verloren!

Auf einer Abstrakten Ebene stimme ich dir da voll zu.
Ich denke aber das können letztlich nur die Betroffenen entscheiden (und siehst du ja wohl auch so s. o.). Ich fürchte mancher würde es als fürchterlichen Zynismus empfingen, wenn man ihm/ihr zu einem behinderten Kind gratulieren würde, da dies ja ein Segen Gottes sei.
Ich mag auch niemanden Verurteilen, der eine solche Bürde nicht als Segen empfinden kann und sie ablehnt. Wer, der es nicht durchgemacht hat, könnte da für sich schon die Hand ins Feuer legen, dass er das ertragen könnte?

Gruß
Werner

Hallo,

die Antwort auf solche Fragen ist ganz einfach.
So eine Art Faustregel.
Wann immer jemand für einen anderen spricht, der aus
irgendwelchen Gründen gerade nicht selber für sich sprechen
kann - sei es, weil er im Koma liegt, weil er gerade nicht
anwesend ist, weil er ein Tier ist :o) … oder warum auch
immer… Wann immer also jemand für so einen anderen spricht,
sollte man seine Forderung direkt auf ihn anwenden oder sich
zumindest vorstellen wie dies dann aussähe.

Soweit so gut.

Und zwar sollte man seine Forderungen gleich und DIREKT auf
ihn anwenden - nicht, wenn er in dieser oder jener Situation
wäre …

Wer also sagt, das Beste für irgendjemand wäre der Tod - dann
sollte man diese Forderung gleich auf ihn anwenden.

Nur sagt dieser Jemand, ja das der Tod unter den bei dem Anderen Menschen vorliegenden Umständen zu begrüßen wäre. Und diese Umstände liegen bei dem der das so beurteilt ja nicht vor. Also wäre die Anwendung auf diesen unsinnig. Du würdest doch auch nicht fordern, dass man einem Zahnarzt ded Zahn ziehen müsste wenn er etwa bei einem Komapatienten einen verrotteten Zahn findet.
Deine Forderung ist plakativ und polemisch aber unsinnig.

Gruß
Werner