Mich interessiert dieser vielgefragte und leider Gottes noch
mehr beantwortete Zweck des Lebens im Singular nicht,
stattdessen frage ich bevorzugt nach den weit handlicheren
politischen, ökonomischen und kulturell-psychologischen
Bedingungsfaktoren, die entscheiden, welches Leben glücklich
und welches traurig wird.
Ist klar, aber es sind ja „nur“ 70 oder 80 Jahre, mehr nicht. Die installierten Systeme wie Politik u.a. sind auch nur eine begrenzte Zeit. 70 oder 80 Jahre sind eine lange Zeit, es ist aber gleichzeitig auch kurz, zu kurz um sich meines Erachtens zu entwickeln. Der Körper läßt immer mehr nach und der Geist steht dem nicht nach. Das finde ich ätzend. Ich denke nur darüber nach, was 20 Jahre schon sind…Es ist nicht viel, zu wenig für MICH. Wenn dann die 20 Jahre voll Leid geprägt sind, dann wird die Frage nach dem Sinn immer lauter.
Frag den, der mit 25 schon am Ende seines Lebens steht, noch
rasch nach dem Sinn eines 70jährigen Lebens (voller Leid und
Krankheit) - und er wird dir in den meisten Fällen einen Sinn
nennen oder auch zwei oder drei.
Ich denke, daß die Antworten unterschiedlich ausfallen, eher wird der Leidende ein sinnloses Leben definieren.
Wenn du dir Den Sinn Des Lebens erwartest, dann frag einen
Vertreter irgendeiner Lehre - der Biologe wird dir vielleicht
was vom Genpool erzählen, der Theologe vom Gehorsam und der
Ästhet von der Schönheit des Vergehens.
Das hilft mir nicht weiter, weil jeder etwas anderes sagen wird.
Nach DEM SINN DES LEBENS sollte sowieso nur der fragen, der
sich dabei keine Antwort darauf erhofft - man sollte dabei
aber auch nicht den Schluss ziehen, es gäbe keinen Sinn, nur
weil es keine definitive Antwort gibt.
Das würde ich nicht tun, aber einen Sinn kann ich angesichts der kurzen Lebensspanne nicht erkennen. Was nach dem Tod ist, weiss ich eben nicht, denn dann könnte sich ein Sinn ergeben. Wobei wir dann wieder bei der Religion wären.
Das Leben zu ertragen bleibt ja doch die erste
Pflicht aller Lebenden , meinte ein gewisser Herr
Freud in voller Übereinstimmung mit dem
bürgerlich-abendländischen Pflichtenkatalog, und schon hier
hätte er für mein ästhetisches Gefühl ein gutes Stück mehr
Humor und Ironie in diesen Begriff von der Pflicht packen
sollen.
Die Pflicht, nachdem man nicht freiwillig in diese Welt kam, damit kann ich mich nicht anfreunden. Allein schon das Wort Pflicht, wo ich doch vorher nichts und niemandem verpflichtet war.
Gruß
Michael