Das ganze Leben ist kein Quiz!
Lieber Mikhael!
ernstgemeinte Frage.
interessante Frage
Wenn ich so überblicke, wie
unterschiedlich glücklich oder traurig das Leben sein kann,
dann frage ich mich nach dem Zweck des Lebens?
Mich interessiert dieser vielgefragte und leider Gottes noch mehr beantwortete Zweck des Lebens im Singular nicht, stattdessen frage ich bevorzugt nach den weit handlicheren politischen, ökonomischen und kulturell-psychologischen Bedingungsfaktoren, die entscheiden, welches Leben glücklich und welches traurig wird.
Solch existentialistisches Fragen nach Zwecken und Leben in Singularen halte ich nämlich bloß für eine schlechte Ontologisierung dieser letzteren Fragen.
Was bringen 70 oder 80 Jahre
Lebenszeit auf dieser Erde, wenn der Mensch von Leid und
Krankheit geplagt wird? Darin sehe ich keinen Sinn, absolut
keinen.
Frag den, der mit 25 schon am Ende seines Lebens steht, noch rasch nach dem Sinn eines 70jährigen Lebens (voller Leid und Krankheit) - und er wird dir in den meisten Fällen einen Sinn nennen oder auch zwei oder drei.
Wenn du dir Den Sinn Des Lebens erwartest, dann frag einen Vertreter irgendeiner Lehre - der Biologe wird dir vielleicht was vom Genpool erzählen, der Theologe vom Gehorsam und der Ästhet von der Schönheit des Vergehens.
Nach DEM SINN DES LEBENS sollte sowieso nur der fragen, der sich dabei keine Antwort darauf erhofft - man sollte dabei aber auch nicht den Schluss ziehen, es gäbe keinen Sinn, nur weil es keine definitive Antwort gibt.
Oder nur mal die Arbeit betrachtet: Wir arbeiten für
Staub, in ein paar Jahren ist alles zu Staub geworden, alle
geistigen Ergüsse gehen zur Erde zurück. Warum also
anstrengen?
Auch hier gilt obiges zum Sinn.
Ansonsten erscheint mir die Perspektive sub specie aeternitas eine sehr wichtige, die wir nachmetaphysischen Hobby-Denker allzu enthusiatisch verdrängen.
Diese Perspektive macht dich bescheiden und zeigt dir, wie sehr unsere ganzen Sinn- und Zielhaftigkeiten, denen wir zeitlebens nachjagen -von den guten Schulnoten über den Aktienstand der Deutschland AG im großen Weltrattenrennen bis hin zum Überleben dieser oder jener Kulturform- gerade solche Fixierungen sind, die man -als Fixierung, nicht als Ziel- gleich ganz oben auf der Liste zu den oben bereits angesprochenen kulturellen+psychologischen Faktoren des unglücklichen Lebens zählen sollte.
Ist das Leben mit Witz und Humor nicht leichter zu
ERTRAGEN?
Das Leben zu ertragen bleibt ja doch die erste Pflicht aller Lebenden, meinte ein gewisser Herr Freud in voller Übereinstimmung mit dem bürgerlich-abendländischen Pflichtenkatalog, und schon hier hätte er für mein ästhetisches Gefühl ein gutes Stück mehr Humor und Ironie in diesen Begriff von der Pflicht packen sollen.
Gerade diesem seltsamen Imperativ, das Leben sei zu ertragen!, müsste mit mehr Witz und Humor begegnet werden - um ihn ertragen zu können.
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