Ist das Leben ein Witz?

Hallo,

ernstgemeinte Frage. Wenn ich so überblicke, wie unterschiedlich glücklich oder traurig das Leben sein kann, dann frage ich mich nach dem Zweck des Lebens? Die Erde könnte doch gut ohne uns existieren, ich empfinde die Menschheit eher als Störfaktor im System Erde. Was bringen 70 oder 80 Jahre Lebenszeit auf dieser Erde, wenn der Mensch von Leid und Krankheit geplagt wird? Darin sehe ich keinen Sinn, absolut keinen. Oder nur mal die Arbeit betrachtet: Wir arbeiten für Staub, in ein paar Jahren ist alles zu Staub geworden, alle geistigen Ergüsse gehen zur Erde zurück. Warum also anstrengen? Ist das Leben mit Witz und Humor nicht leichter zu ERTRAGEN?

Gruss
Michael

Hallo,

ernstgemeinte Frage. Wenn ich so überblicke, wie
unterschiedlich glücklich oder traurig das Leben sein kann,
dann frage ich mich nach dem Zweck des Lebens? Die Erde könnte
doch gut ohne uns existieren, ich empfinde die Menschheit eher
als Störfaktor im System Erde. Was bringen 70 oder 80 Jahre
Lebenszeit auf dieser Erde, wenn der Mensch von Leid und
Krankheit geplagt wird? Darin sehe ich keinen Sinn, absolut
keinen. Oder nur mal die Arbeit betrachtet: Wir arbeiten für
Staub, in ein paar Jahren ist alles zu Staub geworden, alle
geistigen Ergüsse gehen zur Erde zurück. Warum also
anstrengen? Ist das Leben mit Witz und Humor nicht leichter zu
ERTRAGEN?

"Aber so redet eine Art Mensch, die nicht mehr wagt, einen Willen, eine Absicht einen Sinn zu Setzen […]. Und ein Übergewicht von Leid wäre möglich und trotzdem ein mächtiger Wille, ein Ja-sagen zum Leben;
ein Nötig-haben dieses Übergewichts.
Nietzsche

Das Absurde
Hallo,

was du hier ansprichst ist die Ansicht, das Leben sei absurd. Es ist dies ein zwar pessimestischer, aber nicht zu widerlegender Standpunkt, eine grundsätzliche Einstellung, gewissermaßen ein Ausgangspunkt von dem aus du das Leben und alle seine Details bewerten kannst.
Pragmatisch gesehen ist dieser Standpunkt jedoch abzulehnen, weil er überwiegend unglücklich macht. Wenn du glücklicher sein willst in deinem Leben, dann solltest du dich um eine andere Sicht bemühen. Oder besser: eine andere Sicht stellt sich von allein ein, wenn du glücklich bist.

Das Gefühl von Absurdität erscheint, wenn du begreifst, dass das, was du ernst nimmst und was dir wichtig ist, aus anderer Perspektive dies nicht ist.

Es lassen sich durch Denken und Logik keine Gründe finden, weshalb das Leben sinnvoll sein sollte. Trotzdem stellen wir den Sinn des Lebens selten in Frage und unser Gefühl sagt uns immerzu, es sei sinnvoll und gut zu leben.

Möglichkeiten der Absurdität willentlich zu entkommen, gibt es nicht, denn wir wissen ja, dass sie zutrifft. Aber: Das Absurde gehört zu unserem Leben dazu, so wie alle anderen Naturnotwendigkeiten auch, gegen die wir uns auch nicht auflehnen. Also sollten wir es gelassen hinnehmen.
Eine Hilfe mag die Einsicht sein, dass eine Handlung nicht nur dadurch sinnvoll wird, wenn sie Grundlage einer neuen ist, denn dann wären nur Handlungen sinnvoll, die Teil einer unendlichen langen Kette sind, was sie dann ironischerweise auch irgendwie sinnlos macht, sondern wenn sie als Selbstzweck bestehen kann, z.B. dadurch, dass sie Annehmlichkeiten und Genuss herbeiführt.
Das ist ein Gegenargument gegen die pessimistische Frage: „Was soll all unser Streben und Mühen, wenn am Ende doch der Tod steht?“

Wenn du glücklich lebst, dann fällt dir die Sinnlosigkeit und Absurdität des Lebens nicht auf. Dann machst du alles richtig.

Viele Grüße, Tychi

rofl

Ist das Leben mit Witz und Humor nicht leichter zu
ERTRAGEN?

ist es?

zu solch tiefschürferei empfehle ich diesen herren:
http://www.buchkritik.at/autoren/beckett/beckett.htm

insbesondere die romane.

wenn es mit bildern sein soll:
http://www.lustige-taschenbuecher.de/

e.c.

Hallo el comandante,

danke für den guten Buchtipp von Beckett, den werde ich mal lesen.

Gruss
Michael

Hallo Tychi,

danke für Deine Antwort. Glück…was ist das schon? Ich erlebe glückliche Momente, keine Frage, aber wenn ich vor und hinter diese Glücksmomente blicke, dann sehe ich diesen Alltag, der den Großteil der Menschheit trifft. Ein Leben immer in den gleichen Abläufen ist für mich ein Horror, aber es geht nunmal nicht anders. Wäre es Glück, zu wissen, man lebt für immer?

Gruss
Michael

Guten Morgen,

danke für den guten Buchtipp von Beckett, den werde ich mal
lesen.

Mmmhhh, ich würde dir den anderen Tipp empfehlen. Das andere kennst du doch schon.

Gruß
Der Franke

Hallo Michael,

Ich erlebe
glückliche Momente, keine Frage, aber wenn ich vor und hinter
diese Glücksmomente blicke, dann sehe ich diesen Alltag,

stell Dir vor, es gäbe immer nur Pralinen zu essen!
Wenn Du nur glückliche Momente haben würdest, wäre das der Alltag - Schrecklich, denn es gäbe keine Spitzlichter!

Wäre es Glück, zu wissen, man lebt für immer?

Welch schreckliche Vorstellung!
Das meine ich ernst, ewiges Leben stelle ich mir grausam vor, denn das wäre irgendwann die größte Langeweile, weil man alles schon mindestens hundert mal erlebt hat.

Gandalf

Hallo Mikhael,

wenn dir ein monotones Leben aus Arbeit, Essen, Schlafen und Jahresurlaub nicht liegt, wenn es dir graut, wenn du dir das nur vorstellst, dann lebe doch ein anderes Leben. Dein „Es geht nicht anders“ ist einfach nicht wahr. Lass dir was einfallen. Du hast Spielräume. Z.B. habe ich auf einer Reise zwei Engländerinnen kennen gelernt, die arbeiten ein halbes Jahr und reisen dann ein halbes Jahr. Und dann arbeiten sie wieder und dann reisen sie wieder. Es gibt solche Jobs, bei denen man zwar nicht viel verdient und auch keine Karriere macht, die aber dafür Freiheit geben. Du wohnst in einer WG und all dein Besitz passt in einen Koffer und dieser in ein Schließfach oder in die Ecke bei einem Freund.
Nur so als Anregung.
Ein ewiges Leben wäre auch aus meiner Sicht ein unendlicher Albtraum.

Viele Grüße, Tychi

Noch was zum Glück
Hallo Michael,

noch was zum Glück.

Ich habe die Erfahrung gemacht, daß es nur wenige Menschen gibt, die ein gutes Gefühl dabei haben, glücklich zu sein (oder anders gesagt, die in der Lage sind, Glück zu ertragen).

Die meisten Menschen sind heute in einer (materiellen) Lage, von der die meisten Menschen von hundert Jahren nur träumen konnten.
Ausreichend Nahrung, gute medizinische Versorgung, guter Wohnraum, hochwertige Infrastruktur etcpp.
Sind sie deshalb glücklicher?

Wenn man sich Vorstellungen des Schlaraffenlands z.B. von Brueghel anschaut und mit der heutigen Nahrungssituation vergleicht, ist es heute paradisischer, als es sich die Menschen damals je vorstellen konnten, die Auswahl ist größer, die Qualität höher und die Verfügbarkeit ins nahezu unbegrenzt gegeben.
Sind wir deshalb glückicher?

Viele Menschen suchen sofort das Haar in der Suppe, wenn sie Gefahr laufen, glücklich zu ein.

Sie neiden anderen etwas, was man selber eigentlich gar nicht braucht oder sogar vielleicht gar nicht mag; nur um des Neidens willen.

Die Lektüre von Epikur sollte Pflicht in allen Schulen werden!

Gandalf

1 Like

Hallo,

dann leg mal los.

Gruss
Michael

Hallo Gandalf,

ich habe mich etwas unverständlich ausgedrückt. Mit ewigem Leben meine ich eine religiöse Vorstellung. So in etwa: Kein Körper mehr, nur noch ein Sein, also rein geistlich und das für immer.

Gruß
Michael

Hallo Gandalf,

ja, es ist schon erstaunlich. Ich denke, daß Glück etwas unerreichbares darstellt, denn hat man Glück, sucht man schon wieder weiter weil man nicht befriedigt ist. Stelle Dir mal einen andauernden Orgasmus vor.

Gruß
Michael

Hallo,

dann leg mal los.

Womit? Ich meinte den zweiten Link von EC.

Gruß
Der Franke

Hallo,

die kenne ich wirklich schon:smile:

Gruß
Michael

Hallo Michael,

So in etwa: Kein
Körper mehr, nur noch ein Sein, also rein geistlich und das
für immer.

hm, meinst Du, das würde der Langeweile entgegenwirken?!

Gandalf

Hallo,

wahrscheinlich nicht:smile:

Gruß
Michael

Lieber Mikhael

Ernstgemeinte Frage: Wenn ich so überblicke, wie
unterschiedlich glücklich oder traurig das Leben sein kann,
dann frage ich mich nach dem Zweck des Lebens? Die Erde könnte
doch gut ohne uns existieren,

Durchaus, ja.

ich empfinde die Menschheit eher
als Störfaktor im System Erde. Was bringen 70 oder 80 Jahre
Lebenszeit auf dieser Erde, wenn der Mensch von Leid und
Krankheit geplagt wird? Darin sehe ich keinen Sinn, absolut
keinen. Oder nur mal die Arbeit betrachtet: Wir arbeiten für
Staub, in ein paar Jahren ist alles zu Staub geworden, alle
geistigen Ergüsse gehen zur Erde zurück. Warum also
anstrengen? Ist das Leben mit Witz und Humor nicht leichter zu
ERTRAGEN?

Weil wir das Leben, das Universum und den ganzen Rest nicht
komplett erfassen können, können wir nur zu der Schlussfolgerung
gelangen, den Sinn des Lebens in toto nie zu erfassen.
Humor mag weiterhelfen, diesen Umstand vergessen zu machen
und dem Leben ein Stückchen Glück abtrotzen.
Sinnstiftend wird er (außer bei Monty Python) nicht sein.
Aber Vorsicht! Das wir dem Leben (Leben im Sinne unserer
biologischen Existenz) keinen Rechfertigungsgrund unserer
selbst liefern können, bedeutet nicht, dass unsere individuelle
bewusste Existenz keinen Sinn hat.
Der Begriff „Leben“ hat ja durchaus verschiedene Konnotationen.
Im Laufe unserer Geistesgeschichte haben sich Religionen und
Geisteshaltungen verschiedenster Art herauskristallisiert, die
alle für sich Bedingungen ihres Entstehens hatten, mithin nicht
grundlos entstanden sind. Vielleicht ist vieles daran überaltert
und verkrustet oder inzwischen sogar sinnlos. Aber so etwas ist
immer auch Ausdruck einer Suche des Menschen nach dem
Sinn seiner Existenz und seines Lebens.
Sinnlos ist es daher eher, mit einer Dauerdepression durchs
Leben zu schwanken und die Sinnlosigkeit des Daseins zu
begreinen oder mit einem kohlschen Dauergrinsen alle
Schwierigkeiten an denen es zu wachsen gilt, plattzulächeln.
Viele Grüße
Voltaire

Michael,
Deine Frage ist nicht philosophischer Art, sondern eher einfach strukturiert.
Die Welt ist nicht nur Geschehen, sondern auch Leben!
Zu dem Leben der Welt, soweit es in Deinen Bereich tritt, hast Du Dich nicht nur leidend, sondern auch tätig zu verhalten. Indem Du Dich in den Dienst des Lebendigen stellst, kannst auch Du zu einem sinnvollen, auf die Welt gerichteten Tun gelangen.
Es gilt nicht das Dir Begegnende zu erklären, sondern etwas daraus zumachen. Wo Licht in den Menschen ist, scheint es aus ihnen heraus. Deiner inneren Laterne ist das Flämmchen wohl ausgegangen?
Größer als die Verhältnisse muss Deine Kraft sein, unter diesen Verhältnissen ein Mensch zu sein, der die Zeit versteht und ihr gewachsen ist.
Es ist ein Glück auf dieser Welt die Schönheit der Schöpfung erleben zu dürfen. Jeder einzelne von uns Menschen hat aber auch einen Teil Verantwortung für diese Schöpfung.
Destruktion und Pessimismus ist der Gegner - nicht die Richtschnur

mfG Hermes

Das ganze Leben ist kein Quiz!
Lieber Mikhael!

ernstgemeinte Frage.

interessante Frage

Wenn ich so überblicke, wie
unterschiedlich glücklich oder traurig das Leben sein kann,
dann frage ich mich nach dem Zweck des Lebens?

Mich interessiert dieser vielgefragte und leider Gottes noch mehr beantwortete Zweck des Lebens im Singular nicht, stattdessen frage ich bevorzugt nach den weit handlicheren politischen, ökonomischen und kulturell-psychologischen Bedingungsfaktoren, die entscheiden, welches Leben glücklich und welches traurig wird.

Solch existentialistisches Fragen nach Zwecken und Leben in Singularen halte ich nämlich bloß für eine schlechte Ontologisierung dieser letzteren Fragen.

Was bringen 70 oder 80 Jahre
Lebenszeit auf dieser Erde, wenn der Mensch von Leid und
Krankheit geplagt wird? Darin sehe ich keinen Sinn, absolut
keinen.

Frag den, der mit 25 schon am Ende seines Lebens steht, noch rasch nach dem Sinn eines 70jährigen Lebens (voller Leid und Krankheit) - und er wird dir in den meisten Fällen einen Sinn nennen oder auch zwei oder drei.

Wenn du dir Den Sinn Des Lebens erwartest, dann frag einen Vertreter irgendeiner Lehre - der Biologe wird dir vielleicht was vom Genpool erzählen, der Theologe vom Gehorsam und der Ästhet von der Schönheit des Vergehens.

Nach DEM SINN DES LEBENS sollte sowieso nur der fragen, der sich dabei keine Antwort darauf erhofft - man sollte dabei aber auch nicht den Schluss ziehen, es gäbe keinen Sinn, nur weil es keine definitive Antwort gibt.

Oder nur mal die Arbeit betrachtet: Wir arbeiten für
Staub, in ein paar Jahren ist alles zu Staub geworden, alle
geistigen Ergüsse gehen zur Erde zurück. Warum also
anstrengen?

Auch hier gilt obiges zum Sinn.

Ansonsten erscheint mir die Perspektive sub specie aeternitas eine sehr wichtige, die wir nachmetaphysischen Hobby-Denker allzu enthusiatisch verdrängen.

Diese Perspektive macht dich bescheiden und zeigt dir, wie sehr unsere ganzen Sinn- und Zielhaftigkeiten, denen wir zeitlebens nachjagen -von den guten Schulnoten über den Aktienstand der Deutschland AG im großen Weltrattenrennen bis hin zum Überleben dieser oder jener Kulturform- gerade solche Fixierungen sind, die man -als Fixierung, nicht als Ziel- gleich ganz oben auf der Liste zu den oben bereits angesprochenen kulturellen+psychologischen Faktoren des unglücklichen Lebens zählen sollte.

Ist das Leben mit Witz und Humor nicht leichter zu
ERTRAGEN?

Das Leben zu ertragen bleibt ja doch die erste Pflicht aller Lebenden, meinte ein gewisser Herr Freud in voller Übereinstimmung mit dem bürgerlich-abendländischen Pflichtenkatalog, und schon hier hätte er für mein ästhetisches Gefühl ein gutes Stück mehr Humor und Ironie in diesen Begriff von der Pflicht packen sollen.

Gerade diesem seltsamen Imperativ, das Leben sei zu ertragen!, müsste mit mehr Witz und Humor begegnet werden - um ihn ertragen zu können.

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