Ist das Rechenschwäche?

Hallo,

meine Tochter (1. Klasse) hat Probleme mit dem Rechnen. Normale + und - Aufgaben kann sie rechnen. Eine Aufgabe wie z.B. 4 __ = 5 (also + oder - und die Zahl einsetzen) kann sie eifach nicht. Sie rechnet dann mal 2 bis 3 Aufgaben richtig, dann macht sie es wieder ganz anders oder sitzt vor den Aufgaben und fragt sich was sie machen soll. Meistens rechnet sie (am Beispiel oben) 4 + 5. Die Aufgabe heißt dann also bei ihr 4+5=5.

Wir sind sowas von am verzweifeln. Ist das schon eine Rechenschwäche?
Die letzten 14 Tage kam sie nachhause und hatte immer nur Lesen und Schreiben als Hausaufgabe. Erst letzten Freitag mußte sie dann gleich 4 Sachen in Rechnen machen. Finde das schon sehr unausgewogen. Werde deshalb auch noch mit der Lehrerin sprechen. Kann mir aber schonmal jemand helfen, der damit Erfahrung hat bevor ich nächste Woche zum Arzt renne?

Gruß
Bianca

Hallo Bianca,

vielleicht hats einfach nicht „klick“ bei ihr gemacht, was sie bei der Aufgabe wirklich machen soll? Manchmal steckt so dermaßen der Wurm drin, der sich bei immer mehr Versuchen auch noch festsetzt, dass man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht.

So ging es mir in der zweiten oder dritten Klasse mal in Deutsch… Ich guckte bei der Nachbarin ab und wurde bestraft fürs Abgucken. Dabei war ich immer besser als sie, wusste da einfach nur nicht, was der Lehrer da von mir wollte.

Vielleicht findet ihr noch einen anderen Weg ihr diese Art der Aufgabe zu erklären?

lg, Dany

Hallo Dany,

mir gehen echt die Erklärungen aus. Wir haben es mit Stiften, mit Bonbons, Schuhen… probiert. Mit Geschichten, daß auf dem Tisch 5 Äpfel liegen, sie davon essen darf, aber einen liegen lassen muß für mich. Ich habe ihr die Umkehraufgaben gezeigt. Ging auch nicht. Hab ihr gesagt, daß hinter dem =Zeichen Schluß ist. Daß vorne die Zahl steht wie es am Anfang war und hinter dem = wie es dann sein soll. Und sie rechnet immer wieder das Ergebnis zur ersten Zahl dazu.

Gibt es noch eine Erklärmethode?

Hallo,

vielleicht ist das einfach noch zu abstrakt für sie. Nochmal erklären, dass „plus“ bedeutet, etwas wird mehr und „minus“, dass man etwas wegnimmt. Das muss man ja als Kind auch erst mal checken, da sind das ja zunächst einfach nur hohle Begriffe.
Habt Ihr schon mal versucht, sie das mit z.B. Legosteinen machen zu lassen?
Sie hat vier Steine vor sich liegen und will fünf haben, was muss jetzt passieren? Dann wäre das Ganze etwas praktischer und sie könnte sich mal was drunter vorstellen. Mit meinem Neffen haben wir damals immer ein Spiel draud gemacht, z.B. zu sagen: „Diesmal kommen plus 4 Kinder zu Deinem Geburtstag“ (statt vier Kinder mehr) oder wir haben minus zehn Bonbons als vorher (also zehn gegessen). Hat ganz gut geklappt.

Viel Erfolg

Mal ne dumme Frage-was macht ihr, wenn sie sowas auf hat? Euch so lange durchkämpfen, bis sie alle Aufgaben richtig hat? Oder lasst ihr sie einfach machen und am nächsten Tag schon auch mal mit falschen Hausaufgaben in die Schule gehen?

Weiss also die Lehrerin, dass sie die Aufgaben nicht kann?

Weil-eigentlich ist es ja der Job der Lehrerin, ihr das beizubringen, dazu muss sie aber wissen, dass Eure Tochter hierbei noch Schwierigkeiten hat.

Hallo Bianca,
leider bin ich kein Spezialist für das von Dir geschilderte Problem. Allerdings weiß ich, das die Wissensvermittlung in der Schule auf das Denken der meisten Menschen abgestimmt ist. Bei einigen Menschen funktioniert die Denkweise, damit verbunden das Lösen von Rechenaufgaben, in „anderen Abläufen“. Diese Kinder lernen auf etwas andere Weise als die anderen. Pädagogen wissen davon und können Euch entsprechend beraten.
Man muss davor keine Panik haben, die Kinder sind nicht dümmer als alle anderen.
Alles Gute
Ch.

Hallo Bianca,

Mit Geschichten, daß auf dem Tisch 5 Äpfel liegen

Nur mit Geschichten oder habt ihr die Äpfel tatsächlich hingelegt? Viele Kinder tun sich in diesem Alter mit abstraktem Denken noch schwer. Je anschaulicher und be-greifbarer das Ganze ist, desto schneller macht es meistens klick.

Vielleicht könnte euch auch Montessori-Material weiterhelfen. Von einer Rechenschwäche würde ich persönlich zu diesem Zeitpunkt noch nicht ausgehen.

Schöne Grüße,
Jule

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Hallo

Weil-eigentlich ist es ja der Job der Lehrerin, ihr das beizubringen,

Manche Lehrer können aber einfach nicht erklären …
Vielleicht hat sie es deswegen nicht kapiert …

dazu muss sie aber wissen, dass Eure Tochter hierbei noch Schwierigkeiten hat.

Das stimmt aber natürlich.

Viele Grüße

Hallo Bianca

Mit Geschichten, daß auf dem Tisch 5 Äpfel liegen, sie davon essen darf, aber einen liegen lassen muß für mich.

Für was für eine Aufgabe habt ihr denn diese Erklärung benutzt?
5 - oder + ? = 1 ?

Was hat sie denn dazu gesagt? Hat sie gesagt, sie muss einen Apfel dazulegen?

Ich hätte nicht gesagt: Du darfst davon essen. Wer will denn schon vier Äpfel essen? Das Beispiel ist viel zu konkret, da kommen dann andere Dinge in den Vordergrund.

Du hast ja 5 Äpfel, und die Frage ist: Was muss ich tun, um hinterher einen Apfel zu haben. Muss ich Äpfel wegnehmen oder welche dazulegen?
Wenn das mal verstanden ist, kann man es noch mit anderen Anzahlen an Äpfeln nehmen, vielleicht mal 4 Äpfel, und hinterher 2, oder 3 Äpfel und hinterher 5 usw.

Erst wenn das richtig klar ist, kann man auch andere Gegenstände nehmen, wie Schuhe. Wenn es mit Schuhe auch klar ist, mit Stiften. Dann Bonbons, aber da wird es dann schon langweilig.

Der nächste Schritt ist dann die erste Aufgabe mit den 5 Äpfeln nochmal zu nehmen und zu fragen:
Wenn hinterher 1 Apfel übrig sein soll: Muss ich Äpfel wegnehmen oder dazulegen?
Gut, wie viele?

So, und das macht man dann mit unterschiedlichen Apfelanzahlen, aber erst nur mit wegnehmen. Dann mit dazulegen. Und dann kann man auch andere Gegenstände dazunehmen.

Und das aber nicht an einem einzigen Tag alles hintereinander! Höchstens 10 Minuten jeweils! Und beim nächsten Mal (am nächsten oder übernächsten Tag) erstmal nochmal genau die gleiche Aufgabe machen wie vorher, dann erst den nächsten Schritt.

Wenn einer erstmal was in den falschen Hals gekriegt hat, wie es hier ja wohl der Fall ist, dauert es länger mit den richtig Verstehen.

Ich habe ihr die Umkehraufgaben gezeigt. Ging auch nicht. Hab ihr gesagt, daß hinter dem =Zeichen Schluß ist. Daß vorne die Zahl steht wie es am Anfang war und hinter dem = wie es dann sein soll.

Habt ihr das wirklich so erklärt, oder hast du es hier für das Forum irgendwie abgekürzt? Auf mich wirkt das kompliziert und verworren, obwohl ich natürlich verstehe wie du das meinst. Ich verstehe es aber nur, weil ich ja weiß, was erklärt werden soll.

Gibt es noch eine Erklärmethode?

Hundert verschiedene Erklärmethoden können auch verwirren. Insbesondere finde ich es auch völlig unnötig, mal Äpfel, mal Stifte, Schuhe oder Bonbons zu nehmen. Das finde ich nur gut, wenn die Sache schon verstanden ist, und man grundsätzlich das Abstrakte an der Sache erklären will. Aber sonst, bei konkreten Rechenaufgaben, die noch nicht verstanden sind, sollte man doch erstmal bei einer Sache bleiben.

Ich würde das eventuell mal einen geübten Pädagogen machen lassen (Nachhilfeunterricht durch einen empfohlenen Lehrer), und mich selber dann aber vollkommen raushalten. Am besten aber nach einer Pause, wo von diesen Aufgabe mal gar nicht die Rede ist (vielleicht nach den Osterferien, oder ganz zum Schluss von den Osterferien).

Solche Verständnisprobleme ergeben sich nicht selten aus verwirrenden Erklärungen, die aber sehr lange ein Problem darstellen können. Sowas schleppen die Kinder oft bis in die weiterführenden Schulen hinein, manchmal bis zur Oberstufe. Ich weiß ja auch nicht, was die Lehrerin erklärt hat, vielleicht hat die nochmal einen völlig anderen Ansatz. Das kann leicht zu viel werden für ein 6-jähriges Kind.

Viele Grüße
Simsy

Hallo,

unter „Dyskalkulie“ findest du im Netz einiges an Informationen, die diesbezüglich weiterhelfen.

Hier einmal ein Auszug aus einer Seite des Bundesverbandes Legasthenie/Dyskalkulie e.V.:

quote

Das Kind löst die Aufgaben zählend, meist unter Zuhilfenahme der Finger
Addieren geht gerade noch, beim Subtrahieren tauchen große Schwierigkeiten auf
Das Kind hat Probleme bei Zehner- und Hunderter-Übergängen
Platzhalter-Aufgaben (19 - ? = 5) scheinen unlösbar
Das Dividieren funktioniert überhaupt nicht und ist besonders verhasst
Das Kind grübelt lange – ohne ersichtliches Ergebnis
Gewichts- und Maßeinheiten können nicht eingeschätzt werden
Die Uhrzeit kann nicht korrekt benannt werden
Das Kind lässt sich das Geld „passend“ geben, wenn es einkaufen gehen soll
Auf die Frage, ob es Hausaufgaben in Mathematik aufhat, verneint das Kind und verschwindet aus dem Zimmer
usw…

unquote

Als ich noch in der Schule war, war das Kind noch gar nicht benannt und ich galt - als Betroffene - immer nur als „doof“, wurde regelmäßig ausgelacht. Irgendwann habe ich komplett dicht gemacht und mich einfach verweigert. Und noch heute kann ich nicht spontan Rechenergebnisse liefern, insbesondere nicht in einem „einfachen“ Bereich, etwa wenn ich „mal eben“ im Laden 1,85 plus 2,75 rechnen soll.

Das soll nicht heissen, das eure Tochter betroffen ist, das ich aber empfehle die Sache zu beobachten und evtl. frühzeitig Fördermaßnahmen einzuleiten, bevor das Dichtmachen kommt. Heute gibt es solche Maßnahmen ja wenigstens…

Gruß
Nita

Hallo

Weil-eigentlich ist es ja der Job der Lehrerin, ihr das beizubringen,

Manche Lehrer können aber einfach nicht erklären …
Vielleicht hat sie es deswegen nicht kapiert …

Leicht möglich. Vielleicht hat sie aber noch andere Lehrmethoden auf Vorrat und weiss nur nicht, dass das Kind hier Schwierigkeiten hat.

Ging mal ner Freundin von mir so-der Sohnemann konnte eine bestimmte Art Aufgaben einfach nicht lösen. Die Eltern sind stundenlang täglich gesessen und haben geübt, Hausaufgaben gemeinsam gemacht usw. Die Lehrerin hat von alledem natürlich nichts mitbekommen, und ist auch nicht weiter drauf eingegangen, nachdem der Junge die Hausaufgaben immer richtig hatte. Das grosse Erwachen kam dann bei der nächsten Probe-da hatte er natürlich nicht eine Aufgabe richtig.
Die Lehrerin war fast ein bisschen sauer, warum sie nicht informiert wurde, dass der Bub da so Schwierigkeiten hat-und warum man das Kind mit stundenlangen nachmittäglichen Übungen quält…

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Hallo,

die Lehrerin weiß, daß sie es nicht richtig kann. Es wird ja auch in der Schule gerechnet. Und deswegen geht sie auch einmal in der Woche in den Förderunterricht. Ich arbeite mit ihr die Hausaufgaben durch und gebe ihr Hilfestellung. Manchmal braucht sie einfach nur ein Wort (z.B. Tauschaufgaben) dann weiß sie wieder wie es weitergeht.

Gruß
Bianca

Okay, ich werde gleich heute mittag nochmal mit der Lehrerin sprechen. Kam wegen meiner Arbeit leider die letzten Tag nicht gleich dazu. Vielleicht kann sie mir gleich vor Ort noch ein paar Tips geben. Sie hat nämlich leider nur Montags Sprechstd.