Hallo Rolf,
es kommt auch darauf an, zu welchem Behufe Du das Selbstgespräch führst.
Wenn Du einfach einmal deine Seele erleichtern möchtest auf dass dir ein Stein vom Herzen falle, so als sprächest Du tauben Ohren, dem Säuseln Windes, den Fischen im Wasser, keine Antwort erwartend noch erheischend, auch nicht von dir selbst, wenn Du nur etwas AUS DIR heraussprichst - dann ist es ein monologisches Selbstgespräch.
Wenn Du allerdings das Selbstgespräch führst um deine Gedanken in eine deutlichere Richtung zu führen, wenn sich aus diesem Selbstgespräch neue Erkenntnisse ergeben sollen, Du mit dem Selbstgespräch also eigentlichen ein kommunikatives Ziel verfolgst und es nur in Ermangelung eines Kommunikationspartners als Gespräch MIT DIR führst - dann ist es ein dialogisches Selbstgespräch.
So seh ich das.
Heinrich v. Kleist konnte es besser:
„Wenn du etwas wissen willst und es durch Meditation nicht finden kannst, so rate ich dir, mein lieber, sinnreicher Freund, mit dem nächsten Bekannten, der dir aufstößt, darüber zu sprechen. Es braucht nicht eben ein scharfdenkender Kopf zu sein, auch meine ich es nicht so, als ob du ihn darum befragen solltest: nein! Vielmehr sollst du es ihm selber allererst erzählen. Ich sehe dich zwar große Augen machen, und mir antworten, man habe dir in frühern Jahren den Rat gegeben, von nichts zu sprechen, als nur von Dingen, die du bereits verstehst. Damals aber sprachst du wahrscheinlich mit dem Vorwitz, andere, ich will, daß du aus der verständigen Absicht sprechest, dich zu belehren, und so können, für verschiedene Fälle verschieden, beide Klugheitsregeln vielleicht gut nebeneinander bestehen. Der Franzose sagt, l’appétit vient en mangeant, und dieser Erfahrungssatz bleibt wahr, wenn man ihn parodiert, und sagt, l’idee vient en parlant.“
Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden
Heinrich von Kleist (1805)
http://gutenberg.spiegel.de/kleist/erzaehlg/gedanken…
„Mach ich mir jetzt noch ein paar Gedanken, oder liebe eine Flasche Bier auf?“ - dialogisch
„So, jetzt geh ich gleich ins Bett“ - monologisch
Gute Nacht! - dialogisch / polylogisch
gargas