Ist das Treffen von Karl dem Kühnen und

… Friedrich III. in Trier 1473 ein spätmittelalterliches Ritual oder zeremoniell? Kann mich da jemand aufklären?

-> Hallo Ayfer,
bevor ich jetzt den Huizinga und den Calmette hervorkrame - wie definierst Du den Unterschied zwischen ‚Ritual‘ und ‚Zeremoniell‘?

-> Freundliche Grüße,
Ralf

Meine Literatur ist Gerald Schwedler und er meint, dass der Begriff „Zeremoniell“ Zeremonien und Rituale erfasst. Da scheint meine Frage sich in Luft aufzulösen. Bin aber dankbar für jegliche Anregung zum genanten Treffen :smile:

Hallo Ayfer,

Meine Literatur ist Gerald Schwedler und er meint, dass der
Begriff „Zeremoniell“ Zeremonien und Rituale erfasst.

Schwedler kenne ich nicht - kann also dazu nichts weiteres anmerken. Grundsätzlich ist ‚Rituale‘ ein sehr unscharfer Begriff. Ich persönlich vermeide seinen Gebrauch außerhalb des Kontextes Religionswissenschaft, wo er nach meinem Verständnis eine analog-magische Handlung kennzeichnet. Eine Übertragung in den staatlich-zeremoniellen Bereich und insbesondere eine saubere Unterscheidung zwischen Zeremonie und Ritual scheint mir ziemlich problematisch.

Aber ganz aus der Luft gegriffen ist das hier trotzdem nicht - gab es doch am burgundischen Hof einen Spezialisten, der für die ‚cérémonies et mistères‘ verantwortlich war. Und Mysterien waren ja ursprünglich kultische Feiern und da besteht ein naher Zusammenhang zu Ritualen.

Bin aber dankbar für jegliche Anregung zum genanten Treffen :smile:

Nun - weniger konkret zu dem speziellen Treffen als zum geistesgeschichtlichen Hintergrund dieser speziellen Epoche und speziellen Kultur überhaupt halte ich den schon beiläufig erwähnten Huizinga (‚Herbst des Mittelalters‘) für unverzichtbar. Sollte man als echten Klassiker der Kulturgeschichtsschreibung ohnehin gelesen haben. An Huizinga angelehnt sehe ich solche ‚Events‘ (wie auch die berühmten zeitgenössischen Hoffeste) vorrangig als Inszenierungen eines romantisch überhöhten (und zum politischen Pragmatismus häufig scharf kontrastierenden) Ritterideals und die elaborierten Zeremonien als dramaturgisches Mittel solcher Inszenierungen.

Besonders aufschlussreich für Deine Aufgabe könnte (wenn aus Zeitgründen keine komplette Lektüre der Arbeit möglich ist) da speziell das Kapitel ‚Die Kunst im Leben‘ sein - in Verbindung mit den Kapiteln zum Ritterideal.

Freundliche Grüße,
Ralf

P.S.: ein diesmal etwas deutlicherer (und freundlich gemeinter) Hinweis für Dich als Neuling - es ist hier üblich, zu grüßen und solche Wahrung von Höflichkeitsformen ist auch geeignet, die Bereitschaft zu antworten zu erhöhen´…

Hallo Tychiades,

vielen Dank für die Antworten und für das Aufmerksammachen. Werde ich mir merken.

Viele Grüße
Ayfer