Ist der Konsum von Sojamilch tatsächlich umweltfreundlicher als der von Kuhmilch?

Eine Freundin von mir ist Veganerin und behauptet das Sojamilch viel Umweltfreundlicher ist, als normale Milch. In den Medien ist aber Sojamilch ziemlich in Verruf gekommen.

Was soll ich jezt glauben?

Das kann man vermutlich so oder so beantworten.
Dann sollte man noch definieren, ob es sich jeweils um Bioprodukte handelt oder nicht.

Soja:

  • Regenwaldschwund durch Abholzung für den Anbau
  • Transport
  • Verarbeitungs- und Produktionsschritte (kenne ich nicht im Detail)
  • sonst. Umweltbeeinträchtigungen durch den Anbau
  • Fragestellung Gensoja…
  • Methan- /Klimaproblematik durch Grünlandumbruch und Ackernutzung

Kuhmilch:

  • Tierfreundlichkeit der Haltung
  • Prinzip: den Kälbern das Futter wegtrinken
  • Kühe häufig auch mit Soja gefüttert (s.o.)
  • ähnlich wie beim Fleischverzehr: der Umweg des Futters über ein Tier statt das Futter gleich selbst zu essen macht es ineffizienter
  • Methanproblematik durch Verdauungssystem der Kühe
  • Abwasser-/Grundwasserkreislauf: Nitratbelastung des Grundwassers durch Gülleausbringung

Also anhand dieser (wahrscheinlich unvollständigen) Auflistung kann man schon sehen, dass vermutlich die Kuhmilch schlechter wegkommt. Addieren sich doch da die Belastungen des Futtersojaanbaus noch zu den Belastungen durch die Tierhaltung hinzu.

Eine Rechnung könnte lauten:
Wieviel Soja muss man an eine Kuh verfüttern, um einen Liter Milch zu erhalten?
Wieviel Soja muss man verarbeiten, um einen Liter Sojamilch zu erhalten?

Krötengrüße

Servus,

möglicherweise; obwohl ja sonst eigentlich die Deutschen Weltmeister im Erfinden von Ersatznahrungs- und genussmitteln sind, vom guten Muckefuck über Seegraszigaretten und Brombeerblättertee bis hin zur „Schlager“-Süßtafel.

Mir ging es an diesem Punkt nicht so sehr um den Vergleich, sondern darum, dass eine produktive Milchviehhaltung kein romantischer Traum ist, sondern in D noch zu Zeiten bereits hoher Produktivität stattgefunden hat.

Den Bericht von dem Projekt in Hohenheim, das grade zu dem Zeitpunkt stillgelegt wurde, als erste Ergebnisse da waren, finde ich ziemlich traurig. Noja, werden sich halt die Kollegen von der ETH Zürich mit der Sache beschäftigen müssen: Ungefähr der letzte Ort in Europa, wo noch naturwissenschaftliche und technische Forschung möglich ist, ohne dass jede Bewegung unter dem Dikat der Drittmittelwirtschaft steht

Schöne Grüße

MM

1 Like

Hallo k.,

wenn man jetzt Milch aus reinen Grünlandgebieten nimmt, schaut der Vergleich gleich völlig anders aus, und die Bilanz hängt ganz vom Verhältnis Leistungsfutter / Grundfutter ab (mal abgesehen von radikalen Produktionsverfahren wie z.B. biologisch-dynamischen, wo nur einheimische Leguminosen eingesetzt werden).

Je höher der Rauhfutteranteil, desto stärker wirkt sich aus, dass Rindviecher Fett aus Cellulose machen können, was Menschen nicht so gut beherrschen, und damit überall dort, wo kein effizienter Ackerbau möglich ist, eine Form der Nutzung von Sonnenenergie darstellen.

Als Anfang der 1980er die ersten Modelle zum Thema „Energiebilanz“ gerechnet wurden, hab ich einmal einen Aufsatz gesehen, in dem gezeigt wurde, dass Grünlandwirtschaft mit Milchviehhaltung erst Ende der 1950er Jahre keine positive Energiebilanz mehr hatte.

Das Thema „Gensoja“ sei noch mit einer Anmerkung versehen: Wenn ein Gut weltweit so homogen vorliegt wie Soja und Sojaschrot und so gut transport-, umschlag- und lagerfähig ist, lässt sich der winzige Teil der weltweiten Nachfrage, der sich nur auf nicht gentechnisch veränderte Soja bezieht, nicht vom ganzen Rest trennen, und die Nachfrage nach Milchersatzgetränken wirkt sich auch auf den argentinischen Markt aus.

Schöne Grüße

MM

Hallo M!
Du widerholst Dich :slight_smile: Ich hab Dich schon beim ersten Mal verstanden…

Mit der Rinderhaltung von vor über 50 Jahren könnten wir unseren Milchbedarf vermutlich längst nicht decken und müssten eh mit Sojamilch aufstocken :wink:
Guck Dir mal die durchschnittliche Milchleistung einer Kuh damals und heute an. Und wie viele Grünlandflächen es überhaupt gibt, die Deine Kriterien erfüllen…

Und: welchen Landwirt interessiert denn „effizienter“ Ackerbau, der Anbau richtet sich doch nach anderen Kriterien (diverse Förderungen zum Beispiel oder die Nähe zur nächsten Biogasanlage). Klar wäre das sinnvoll - es wird eben nur einfach nicht gemacht.

Außerdem ist Laktoseintoleranz der neueste Trend, ich glaube, ich eröffne ein Brett, gleich unter „Nachhaltigkeit“

K-Ponkt, äh, E-Ponkt

Für hier in Europa hergestellte Sojaprodukte wird überwiegend auch in Europa angebautes Soja verwendet: http://vebu.de/themen/gesundheit/lebensmittel/soja/903-qwer-sojaprodukte-isst-zerstoert-den-regenwaldq

Dies ist nicht nur häufig, sondern sogar überwiegend der Fall - die glückliche Kuh auf der Wiese ist inzwischen die Ausnahme. Und in der Massentierhaltung kommt dann das Soja zum Einsatz, für das tatsächlich der Regenwald abgeholzt wird: http://www.faszination-regenwald.de/info-center/zerstoerung/soja.htm

:paw_prints:

Ei Hallo,

das würde klappen, grob geschätzt: Die Produktion von (1960) jährlich 19 Mio Tonnen Milch in der BRD entspräche etwa 24 Mio Tonnen auf dem heutigen Staatsgebiet. Aktuell werden 28 Mio Tonnen produziert, der Selbstversorgungsgrad liegt bei Milch und Milchprodukten bei etwa 120 % - d.h. für den inländischen Bedarf wären 23 - 34 Mio Tonnen notwendig.

Für die Entwicklung des Dauergrünlands in den Mittelgebirgen gab es verschiedene Einflüsse; die wichtigsten davon sind politisch gewünscht und artifiziell und würden sich bei weniger Regulierung vermutlich relativ leicht selber erledigen: Die gewaltige Ausdehnung des Silomaisanbaus in den 1970er - 1980er Jahren war den künstlich überhöhten Erzeugerpreisen geschuldet, und seine Beibehaltung jetzt, trotz schrittweiser Deregulierung der Märkte für Agrarerzeugnisse, kommt vom ebenfalls künstlich intensiver als nötig getriebenen Anbau von Mais und Raps für Treibstoff- und Methangasgewinnung.

Die Sache mit der mangelnden Effizienz hängt hier wie in so vielen Zusammenhängen daran, dass das Angebot für fossile Energieträger nicht deren künftige Knappheit darstellen kann, obwohl das für eine funktionierende Preisbildung notwendig wäre.

Schöne Grüße

MM

Servus,

in der Milchviehhaltung außerhalb des Alpenraums ja - in der Mutter- und Ammenkuhhaltung und anderen Formen extensiver Fleischproduktion sieht das anders aus, aber das gehört nicht hierher.

Aber auch bei ausschließlicher Stallhaltung und sehr hohen Milchleistungen ist für eine Milchviehration ein Rohfasergehalt von mindestens 20 % technisch notwendig, weniger vertragen Kühe nicht. Bei „Bio“-Betrieben liegt die Latte höher als das technisch Notwendige, da geht es um mindestens 40 % Raufutter.

Schöne Grüße

MM

Servus,

Du hast recht, das ist eine Glaubensfrage.

Bereits der Begriff „umweltfreundlich“ hat eine dermaßen breite Bedeutung, dass er schon in Richtung Beliebigkeit geht.

Und wenn man sich auf konkrete Kriterien festlegt, kann man entsprechende Modelle nur für den ganz konkreten Liter Kuhmilch oder Sojamilch rechnen, den Du vor Dir stehen hast, und keine Aussage für Kuhmilch oder Sojamilch in Bausch und Bogen machen.

Alldieweil aber derjenige, der eine These aufstellt, diese begründen muss, ist es nicht Deine Sache, sondern die der veganischen Freundin, ihre kühne Behauptung mit konkreten Einzelheiten zu unterfüttern. Sonst muss sie sich vorwerfen lassen, dass sie bloß heiße Luft ablässt.

Schöne Grüße

MM

Erratum

23 - 24 Mio Tonnen

Gab’s da überhaupt schon Sojamilch? :wink:

Die Kühe pupsen und rülpsen je nach Futter auch unterschiedlich. Hab ich irgendwo gelesen…




Klingt ja alles ein wenig nach: Wasch mich, aber mach mich nicht nass. Wie kann man unser Konsumverhalten irgendwie aufrecht erhalten, zur Not mittels des einen oder anderen Feigenblattes…