Ist die Darmspiegelung noch gefährlich?

Zählt die Darmspiegelung eigentlich noch als gefährlicher Eingriff oder ist das nun wirklich wischi-waschi?

Guten Abend!,

Auf http://www.darmspiegelung-info.de/ findest du wesentliche Infos zur Darmspiegelung. Ein gewisses Risiko hat ein Eingriff, gleicher welcher Art, immer. Allerdings ist die Darmspiegelung genau wie der Kaiserschnitt ein absoluter Routineeingriff.

Servus
Ein Freund und Kollege ist kürzlich fast drauf gegangen bei seiner Routine-Darmspiegelung. Man hatte den Darm perforiert, ohne es zu sehen. Als er auf dem Heimweg kollabierte, wurde er schnell zurück ins Krankenhaus gebracht und sprang erst nach Tagen dort dem Tod von der Schippe.
Du siehst also: So segensreich die Darmspiegelung als Prophylaxe ist - gefährlich ist sie schon noch.
Gruß,
Branden

Servus, lieber Branden,

bei allem Respekt: shit happens.
Natürlich kann bei jedem Eingriff etwas passieren - das wurde auch gesagt.

Aber mit einem einzigen Fall auf die Gefährlichkeit einer Untersuchung hinzuweisen, ist genauso - sagen wir mal, überflüssig - wie wenn ich jetzt dagegen halte, dass meine insgesamt wohl über sechs Darmspiegelungen alle völlig unproblematisch, schmerz- und komplikationslos verliefen. Welcher Statistik soll der Frager nun glauben? Meiner oder deiner? :smile:

Patienten, die einen solchen Eingriff vor sich haben, sind naturgemäß ängstlich. Es gibt Fälle, in denen man durchaus auf die Gefährlichkeit eines Eingriffs hinweisen muss und abgesehen davon sollte man - wie wir das ja auch meist tun - darauf hinweisen, dass bei BlindarmOPs, Stent-Implantierungen, Nagelziehen und anderen, an sich routinemäßig durchgeführten Eingriffen immer etwas passieren kann.

Aber Angstmache ist bei einer Darmspiegelung nicht wirklich angesagt.

Denk ich mal…

Sei lieb gegrüßt, J.

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Moin,

ich gehe jetzt also recht in der Annahme, daß Du nie wieder, motorisiert oder nicht, am Straßenverkehr teilnehmen wirst, weil ich Dir jetzt mitteile, daß viele Menschen die ich kenne dort zu Schaden gekommen sind, einige leider mit tödlichen Folgen.

Damit will ich natürlich keine Panik bzgl. Straßenverkehr machen, nur auf die Gefahren desselben hinweisen.

Gandalf

P.S.

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Hi

Wir wissen doch gar nicht ob der UP Angst hat oder nicht. Er hat nur gefragt, ob das ein gefährlicher Eingriff ist, und die Antwort lautet ja, weil an sich jeder Eingriff gefährlich sein kann und bei einer Darmspiegelung im schlimmsten (!) Fall einiges schiefgehen kann.

Dazu zählen nicht nur Exoten wie unbeabsichtigte Perforationen. Bei meiner zweiten Darmspiegelung gab es Probleme mit dem Anästhetikum, die Sauerstoffsättigung sank aus irgendeinem Grund plötzlich stark ab und gefährlich wurde es für mich so erst nach der eigentlichen Untersuchung.

Generell sind die Betäubungen eher das was einen Eingriff gefährlich macht, als alles andere…

Natürlich gibt es einen Unterschied zwischen Gehirntumorextraktion und Darmspiegelung, aber man sollte den Menschen schon noch die Möglichkeit lassen sich über vorhandene Risiken zu informieren - denn die Standardantwort in Krankenhäusern scheint, so habe ich es in den letzten Monaten bei einigen Dingen erlebt, „kann gar nicht sein“ zu sein.

lg
Kate

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Wir wissen doch gar nicht ob der UP Angst hat oder nicht. Er
hat nur gefragt, ob das ein gefährlicher Eingriff ist,

Eben, wir wissen es nicht! Also gibt man vorsichtshalber eine ehrliche, aber differenzierte Antwort, die die Möglichkeit einschließt, dass da jemand Angst hat!

Oder man fragt vorher, ob jemand Angst hat! Denn durch so eine barsche Antwort kann die Gefahr deutlicher erhöht werden, dass jemand, der eigentlich einen solchen Eingriff machen müsste, diesen nun nicht mehr macht und schlimmstenfalls auf absehbarer Zeit auch mit niemandem kommuniziert, der das Risiko relativiert!

und die Antwort lautet ja,

Nein, die korrekte Antwort lautet: Der Eingriff KANN gefährlich sein. Das ist ein himmelweiter Unterschied!

weil an sich jeder Eingriff gefährlich sein kann

Ja. Und an sich kann jede Autofahrt, jedes Hinaustreten aus dem Haus, ja jeder Hausputz gefährlich sein, denn die meisten Unfälle passieren zu Hause!

und bei einer Darmspiegelung im schlimmsten (!) Fall
einiges schiefgehen kann.

Eben, im schlimmsten Fall.
Ich bin nun wirklich die letzte, das dürfte hier auch bekannt sein, die das medizinische Treiben nicht kritisch sieht. Aber so eine kurz und ohne Erklärung hingeworfene Antwort, die keinerlei! rationalen! Relation zur tatsächlichen Gefahr enthält, ist schon an der Grenze zum Unverantwortlichen!

Dazu zählen nicht nur Exoten wie unbeabsichtigte
Perforationen.

Und da nun wieder: Rein statistisch ist die Perforation soooo exotisch nicht. Da ist wieder die Frage, was man als exotisch bezeichnet. 2 von 10.000 Patienten.

Generell sind die Betäubungen eher das was einen Eingriff
gefährlich macht, als alles andere…

Sagt wer? Das stimmt so einfach nicht! Es hängt vom Eingriff und vom Alter ab.

aber man sollte den
Menschen schon noch die Möglichkeit lassen sich über
vorhandene Risiken zu informieren -

Sehr richtig. Aber du bezeichnest diese Antwort doch wohl nicht etwa als Information! Zu sagen, man hat einen Kumpel der dabei bald hops gegangen ist, ist doch weit jenseits einer sachlich ausgewogenen Information!

Eine anständige Information wäre die Aufklärung über Risiken, deren Häufigkeit und der Absicherung, was man im Fall des Eintretens tut! Dazu gehört bspw. was die Perforation angeht, dass man genau abspricht, was nach einer solcher Spiegelung passiert und ob man diese Spiegelung spätestens ab einem gewissen Alter besser nicht stationär macht. Oder auch dann stationär durchführen lässt, wenn die Wahrscheinlichkeit für eine Polypenabtragung groß ist.
Dazu gehört auch, dass man fragen sollte, wie das denn so mit der Sedierung gehandhabt wird und welche Erfahrung vorhanden ist und wo der nächste Anästhesist ist! Auch ein Grund, so eine Koloskopie nicht ambulant machen zu lassen, spätestens dann nicht, wenn man schon mal schlechte Erfahrungen mit einer Narkose gemacht hat.

DAS und ähnliche Dinge wären eine sachliche Information, die nicht auf Angstmache angelegt ist, sondern darauf, Risiken einzuschätzen und ihnen zu begegnen bzw. den Patienten zu befähigen, dass er leidlich weiß, worauf er zu achten hat.

Da sind dann auch einzelne schlechte Erfahrungen von Patienten wenig hilfreich, weil die eben auch nur Einzelerfahrungen sind und damit ähnlich unpräzise wie die Behauptung, alles sei supi.

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Hallo,

die Frage ist absolut schwer zu beantworten, zuma man die Gefahren ja auch in Relation zum Nutzen sehen muss.
Außerdem hängt die Gefährlichkeit auch von individuellen Faktoren ab, die wir hier gar nicht einschätzen können.

Statistisch gesehen ist eine Darmspiegelung eher ungefährlich.
Unterschiedliche Studien kommen da auch zu verschiedenen Zahlen, die aber Insgesamt im Promillebereich liegen.
Konkret sagt eine Studie aus, dass stationäre Nachbehandlungen auf Grund von Komplikationen bei etwa 2 Promille der Untersuchten notwendig war.
http://www.medscapemedizin.de/artikel/4900890

Der Häufigste Grund waren dabei starke Nachblutungen im Darm, die sich meist dann ergaben, wenn ein großer Polyp abgetragen wurde. Diese Patienten profitierten aber auch am Meisten von dem Eingriff, denn genau diese Polypen will man ja finden und entfernen.

Wird nichts gefunden und damit die Untersuchung über den psychologischen Effekt hinaus nutzlos, ist die Komplikationsrate auch entsprechend deutlich niedriger.

Es gibt allerdings auch Studien, die von einer Komplikationsrate von knapp einem Prozent ausgehen. Damit ist das aber immer noch kein gefährlicher Eingriff.
Nur mal so zum Vergleich bei einer unkomplizierten Appendektomie („Blinddarmentfernung“) liegt die Sterblichkeit schon bei ca. 1 Promille die Komplikationsrate bei m. W. 8 % (aus dem Gedächnis).

Gruß
Werner

Jeder Eingriff ist mit mehr oder weniger Risiken behaftet. Dazu unterschreibst Du auch den Persilschein.

Das ist eine Abwägung, die Dir überlassen bleibt. Natürlich kann dabei der Darm perforiert werden und wie bei einem Freund bei einer Prostatabiopsie geschehen, Darmbakterien entweichen und eine Sepsis verursachen.

Informiere Dich und lese Studien dazu. Den Rest musst Du entscheiden.

Ich persönlich lehne diese Untersuchungen ab, weil diese nachweislich die Sterberate aufgrund von Darmkrebs wenig verbessern. Das ist Fakt und ich denke, daß mir die Mediziner in diesem Forum beipflichten.

Gruß vom Raben

Nachweisbarkeit

Ich persönlich lehne diese Untersuchungen ab, weil diese
nachweislich die Sterberate aufgrund von Darmkrebs wenig
verbessern.

Ist dir das „wenig“ da aus Versehen reingerutscht?

Es gibt kaum eine Krebspräventionsmaßnahme, die die Sterberate nachweislich derart verbessert hat. Darmkrebs durch Koloskopie im Frühstadium entdeckt und per Polypenabtragung reagiert, ist fast immer heilbar. Im Frühstadium entdecken tut man ihn aber nur mithilfe einer Koloskopie, weil Darmkrebs meist erst dann Beschwerden macht, wenn es zu spät ist.

http://www.aerzteblatt.de/archiv/78909/Zwischenbilan…

http://www.krebshilfe.de/fileadmin/Inhalte/Downloads…

http://www.dkfz.de/de/presse/darmkrebs-zahlen-fakten…

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Dann lese mal die Studien dazu als hier das Ärzteblatt und andere tendenziösen Sachen zu präsentieren.

Gruß vom Raben

Hallo, Rabe,

bitte sei doch so lieb und poste die entsprechenden Zugänge zu den Studien (wenn nicht per Netz, dann vielleicht entsprechende Literatur, sodass ich sie notfalls in der Unibibliothek nachlesen kann). Mir sind nämlich für die große Darmspiegelung (Koloskopie) (im Unterschied zu einigen anderen Früherkennungsdiagnostiken) auch nur Studien bekannt, die den Nutzen belegen.

Eine sehr seriöse Studie scheint mir die der Uni Hamburg zu sein, die für medizinische Laien wichtige Fakten zur Früherkennung von Darmkrebs aufarbeitet und die die Risiken der großen Darmspiegelung (Koloskopie) - im Unterschied zur kleinen Darmspiegelung ( Sigmoidoskopie ), die nur etwas 60% des Darms untersucht - folgendermaßen angibt: von Zehntausend (10.000) untersuchten Patienten haben 30 (0,3%) ein schwere Blutung, 10 (0,1%) einen Darmdurchbruch und 2 (0,02%) versterben. Und auch anfügt, dass insgesamt die Nebenwirkungen der großen Darmspigelung in großen randomisiert-kontrollierten Studien unzureichend dokumentiert sind, sowie die Häufigkeit von Komplikationen von der Erfahrung des Untersuchers abhängig macht.

Übrigens: zum Vergleich: bei/nach Routineoperationen (ohne Herz- und GehirnOPs) sterben in Deutschland 2, 4% der Patienten (Quelle: Anästhesie der Charité)

Gegen die 0,02%-Sterblichkeit bei/nach Koloskopie steht, so die Studie, dass 95 von 100 Darmkrebserkrankungen erkannt werden.

Bei der Sigmoidoskopie wird das Risiko geringer angegeben (1 Darmdurchbruch von 10.000, kein Todesfall) - allerdings ebenso angegeben, dass es nicht erwiesen ist, ob das Screening per Sigmoidoskopie zu einer Verringerung der Sterblichkeit an Darmkrebs führt.

Insgesamt steht in diesem Artikel vielleicht noch einiges Wissenswerte für den Ursprungsposter. Außerdem gibt es darin ein Glossar und ausführliche weitere Informationsquellen. Der Artikel ist aus dem Jahre 2008.
http://www.gesundheit.uni-hamburg.de/upload/AltDarmk…

Gruß, Maresa
(Dialyse ist lebbar)

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