Aber sicher doch!
Hallo Honigmann!
Von manchen Leuten hört man immer wieder, die neue
Rechtschreibung sei grausam, sie widerspreche den
Schreibgewohnheiten und so fort.
Sie widerspricht den Gepflogenheiten, die man nicht unbedingt gutheißen muss, aber nun mal so üblich sind. Und nicht nur im Deutschen
Statt „müßen“ schreibt man nun „müssen“.
Nach kurzem Vokal schreibt man nun also immer ss.
Statt Schiffahrt schreibt man nun Schifffahrt.
Das Wort Schifffahrt setzt sich zusammen aus „Schiff“ und
„Fahrt“. Ich brauche also dreimal den Buchstaben f.
Statt rauh schreibt man nun rau.
schlau, Bau, Tau …
Das sind doch wirklich Kleinigkeiten. Dass man das SZ nach kurzen Vokalen ""ss schreibt, nach langen „ß“, das ist wenigstens konsequent und von mir übernommen.
Dass das Das überhaupt in 2 Versionen existiert, das ist lächerlich. Egal in welche Sprache man schaut, es ist that und that.
Ich weiß das: du bist blond (selten, aber korrekt)
Ich weiß das: du blond bist (seltener, aber nur vom Satzbau falsch)
Ich weiß das du blond bist (unverzeihlicher Rechtschreibfehler)
Schon da zeigt sich das: Alte Zöpfe bleiben, und auf dem Altar des Kompromisses werden andere geopfert, als Kompromiss.
So hieß es früher Du und Sie, nicht unbedingt sinnvoll, aber daraus du und Sie zu machen, da fragt man sich nur, war es Hessen gegen MacPomm, oder Österreich gegen die Schweiz. Gib du mir ein Groß, dann geb ich dir dir einen Umlaut und eine halbe Getrenntschreibung.
Nirgends ist eine Vereinfachung oder gar ein System erkennbar. Quentchen schreibt sich jetzt mit „ä“, hat aber mit den Quanten gar nichts zu tun. Potential mit „z“. Wenn da ein System wäre, würden alle Worte mit lateinisch Entungen „tio“, „tia“ usw. nach den selben Regeln behandelt. Aber nein, man pickt sich ein Wort raus.
Und absolut grausam wird es bei der Getrenntschreibung. Mag auch die Deutsche Sprache da extrem sein, Wortverknüpfung ist in anderen Sprachen durchaus bekannt, v.a. im Russischen.
Nehmen wir mal das Wort „vielversprechend“. Oder neudeutsch „viel versprechend“. Dann muss man aber auch konsequent sein, und der 2. Bewerber ist dann nicht „vielversprechender“, sondern „mehr versprechend“. Und Bewerber 3 der „am meisten versprechende“. Man kann sicher auch bessere Beispiele finden.
So wird aus einer angeblichen Rechtschreibreform eine von der Obrigkeit erzwungene Änderung der Sprache. Und das war nur ein Beispiel. Gerade die neuen Regeln zur Getrennt-/Zusammenschreibung vergewaltigen die Grundfesten des Sprachempfindens, meines jedenfalls.
Sehr viel wurde durch die neue Rechtschreibung vereinfacht und
verallgemeinert.
Ach was? Und wo ist die Vereinheitlichung von wider und wieder geblieben. Kommt beides von „weiter“. OK, Wiederholung und Widerstand sind einfach. Aber wird etwas widergespiegelt (also gegen) oder wieder gespiegelt. Wenn man nachdenkt, wird es widergespiegelt, aber Zweck von Sprache und Schrift ist nicht die Schulung des Denkens.
Warum wird die neue deutsche Rechtschreibung dennoch so stark
kritisiert? Worauf spielen die Leute mit diesen Äußerungen an?
Weil es viele einfach zum Kotzen bringt. Bis auf ss/ß hab ich noch keine Vebesserung, Verallgemeinerung, Vereinfachungen oder andere Vorteile entdeckt. Sie macht alles nur krank. Und solange ich privat schreibe, lehne ich die Reform (bis auf SS/ß) komplett ab.
Zur Vertiefung diene http://www.stupidedia.org/stupi/Deppen_Leer_Zeichen, Zoelomat